Arbeitsproduktivität hängt von Erderwärmung ab

Nature-Artikel zeigt Abhängigkeit der Wirtschaftstätigkeit vom Klima

Ottmar Edenhofer vom PIK-Potsdam bezeichnete in seinem Vortrag „Die Atmosphäre als globales Gemeinschaftsgut“ am 03.11.2015 in Berlin die Studie Global non-linear effect of temperature on economic production als „sehr wahrscheinlich epochemachend“. Marshall Burke (Stanford), Solomon M. Hsiang und Edward Miguel (beide (University of California) haben untersucht, wie sehr das jeweilige Bruttoinlandsprodukt von Temperaturschwankungen abhängt, also dem Klimawandel unterworfen ist.

Aus dem Abstract des in der Fachzeitschrift nature veröffentlichten Artikels: „Immer deutlicher zeigt es sich, dass klimatische Bedingungen tiefgreifende Auswirkungen auf das Funktionieren der modernen menschlichen Gesellschaften haben, aber die Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit erscheinen widersprüchlich“. Die grundlegenden Produktionslemente moderner Volkswirtschaften wie Werktätige und ihre Produkte, zeigten höchst-nichtlineare Reaktionen auf lokale Temperaturen auch in wohlhabenden Ländern, so die Autoren.

Im Gegensatz dazu zeige sich jedoch „die aggregierte makroökonomische Produktivität in allen wohlhabenden Ländern unbeeinflusst durch Temperaturen – während arme Länder lediglich linear reagieren“. Die Lösung dieses Konflikts zwischen Mikro- und Makrobeobachtungen sei entscheidend für das Verständnis der Rolle des Reichtums in gekoppelten Mensch-Natur-Systemen und für eine Vorwegnahme der globalen Auswirkungen des Klimawandels.

Produktivität am höchsten bei durchschnittlich 13°

In ihrem Artikel bringen die Wissenschaftler diese scheinbar widersprüchlichen Ergebnisse zusammen. Sie zeigen, „dass sich die gesamtwirtschaftliche Produktivität nicht-linear zur Temperatur in allen Ländern verhält, mit einem Höchststand der  Produktivität bei einer jährlichen Durchschnittstemperatur von 13 ° C, und stark absinkend bei höheren Temperaturen“. Die Beziehung sei offensichtlich global  unverändert seit 1960 gleich verallgemeinerbar für landwirtschaftliche und nichtlandwirtschaftliche Tätigkeit in reichen und armen Ländern.

Konjunktur in allen Regionen an globales Klima gekoppelt -> 2.100 minus 22%

Diese Ergebnisse lieferten den ersten Beweis dafür, „dass die Konjunktur in allen Regionen an das globale Klima gekoppelt ist sowie eine neue empirische Grundlage für die Modellierung wirtschaftlicher Verluste als Reaktion auf den Klimawandel – mit erheblichen Implikationen“. Wenn die künftige Anpassung ähnlich verlaufe wie die letzte, sei von ungebremster Erwärmung zu erwarten, dass sie die Weltwirtschaft bis 2100 neu gestalte – einmal durch Reduzierung der globalen Durchschnittseinkommen um etwa 23% und zum, zweiten durch Verstärkung der globalen Einkommensungleichheit – immer in Bezug auf Szenarien ohne Klimawandel. Im Gegensatz zu früheren Schätzungen verhielten sich die voraussichtlichen globalen Verluste annähernd linear zur globalen Mitteltemperatur, aber mit vielfach größeren mittleren Verlusten als es führende Modelle andeuten.

Folgt Originaltext: Global non-linear effect of temperature on economic production