Das Paris-Paradoxon

Klimawandel bleibt oben auf globaler Agenda

Es ist nicht die beste Nachrichtenstory. Aber genau deshalb sind die UN-Gespräche wichtig. Sie sorgen dafür, dass der Klimawandel ganz oben auf der globalen Agenda bleibt, dass die gesamte politische Maschinerie uns – langsam aber sicher – hin zu einer kohlenstoffarmen Welt führt, selbst wenn die Öffentlichkeit nicht darüber nachdenken will. Ohne das wäre dies eine Welt, in der Länder einseitige Maßnahmen ergriffen und Umweltvorschriften nach eigenem Gusto erließen, ohne weltweite Koordination und Überwachung, wie es der internationalen Gemeinschaft ergeht. Es wäre eine Welt des Jeder-gegen-Jeden, die außer Kontrolle geraten würde.

[note „Gegen den Klimawandel kämpfen? Natürlich nicht! Wir sind eine Fluggesellschaft. Wir unterstützen die Klimakonferenz, damit es so aussieht, als seien wir Teil der Lösung und unsere Gewinne unangetastet bleiben.“ Foto © Revolt Design brandalism.org.uk]

Kritiker sagen, dass die durch den Klimagipfel verursachten Emissionen einem besseren Zweck dienen könnten. Medienberichte schätzten, dass die Konferenz zusätzliche 300.000 Tonnen Kohlendioxid vor allem aufgrund der Flugreisen produziere. Aber die UN kompensieren die durch die Veranstaltung verursachten Emissionen, und Delegierte wie ich verrechnen ihre Reise selbst. Aber selbst wenn nicht, würde ich sagen, diese Emissionen sind es wert.

Egal, was Ende dieser Woche passiert, der UN-Gipfel hat schon etwas erreicht, was früher nicht möglich war – dass alle Länder eine nationale Strategie zur Bekämpfung des Klimawandels veröffentlichten. Ob sie ehrgeizig genug sind, ist eine andere Frage – und alle sind sich einig, dass sie höher geschraubt werden müssen – aber zumindest diese Ziele sind jetzt öffentlicher Kontrolle unterworfen.

Fragen Sie, ob Sie wirklich etwas brauchen, bevor Sie es kaufen?

Hier können Sie und ich – als Mitglieder der Weltöffentlichkeit – eine Rolle spielen. Warum? Weil Unternehmen und Regierungen sehr auf ihr Stimmrecht als Bürger und Verbraucher achten. Wir müssen Erwartungen an sie – und aneinander – richten, verantwortungsvolle Politiken und Geschäftsstrategien zu verfolgen, sowie Konsumentscheidungen zu treffen, die gesundes, nachhaltiges Wachstum fördern.

Es geht schlicht darum, über das Thema Bescheid zu wissen, sich für bedachten Konsum zu entscheiden, so viel wie möglich wieder zu verwenden und zu recyceln, wo immer möglich, von verantwortungsbewussten Unternehmen zu kaufen und Regierungen zu wählen, welche die richtige Politik treiben.

Fragen Sie zum Beispiel, ob Sie wirklich etwas brauchen, bevor Sie es kaufen? Recyceln Sie alle Gegenstände des täglichen Lebens und verwenden Sie sie wieder? Kaufen Sie eher von einer Firma, die eine klare Nachhaltigkeitspolitik verfolgt, die ihre Produkte am Ende zur Wiederverwertung zurück nimmt, als von einer anderen, die das nicht tut? Und wählen Sie eine Regierung mit ausgesprochener Klimaschutzpolitik und Förderung einer fairen, integrativen Gesellschaft? Fordern Sie sie heraus, es noch besser zu machen? Wir sollten über diese Fragen nicht deshalb nachdenken, weil wir Umweltschützer oder Baum-Umarmer sind, sondern weil diese Fragen unser tägliches Leben betreffen.

Wenn wir uns nicht dazu entscheiden, dann sollten wir uns auf eine Zukunft einstellen, in der unsere täglichen Luxusgüter wie Kaffee und Bier immer teurer werden, eine Zukunft mit mehr Überschwemmungen, sinkenden Wasserständen in Trinkwasserspeichern, trockenerem Wetter und jedes Jahr zunehmender Feinstaubbelastung; und eine noch volatilere Welt – bedroht von unsicherer Nahrungs-, Energie- und Wasserversorgung.

Der weltweite Einsatz gegen den Klimawandel wird nicht mit Paris enden; es ist ein konstanter, sich entwickelnder Prozess, der Politik- und Geschäftsbereiche in den kommenden Jahrzehnten dominieren wird. Aber es ist einer, der auch von uns als Individuen verlangt, dass wir ständig unser eigenes Handeln überprüfen.

Jessica Cheam ist mehrfach ausgezeichnete Journalistin, soziale Unternehmerin und Herausgeberin von Eco-Business, Singapur. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Centre for Liveable Cities, einer Denkfabrik in Singapur, und konzentriert sich auf die Erstellung und den Austausch von Wissen über lebenswerte und nachhaltige Städte. Sie studierte in Warwick und London, und hat für Londoner Publikationen wie The Independent, The Times und The Ecologist geschrieben. 2009 gründete sie Eco-Business mit der Vision, eine Plattform für die Region zu schaffen, auf der Fragen der Nachhaltigkeit diskutiert und vorangetrieben werden.

->Quelle (englisches Original):