Das Paris-Paradoxon

Mit freundlicher Genehmigung von Jessica Cheam, eco-business

Jessica Cheam (mit frdl.Genehmigung) – Foto © eco-business.com

Ein neues Projekt der Guerilla-Kunstgruppe Brandalism in Paris enthüllt einige unbequeme Wahrheiten und ein Paradoxon, das im Herzen der Pariser Gespräche liegt – dass nämlich Unternehmen und Regierungen beides gleichzeitig sind: Problem und Lösung. Besuchern und Delegierten, die in der vergangenen Woche für die Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen in Paris abgestiegen sind, könnten einige Anzeigen mit Denkanstößen auf Werbeflächen in der französischen Hauptstadt aufgefallen sein. Auf den ersten Blick sehen einige von ihnen ganz normal aus, mit Firmenlogos und kurzen, flotten Sprüchen. Bei näherem Hinschauen sind sie alles andere als das.

Solarify veröffentlicht interessant erscheinende Gastbeiträge und Kommentare Dritter unabhängig davon, ob sich ihre Meinung oder der Informationsstand mit dem von Solarify decken.

Ein Plakat mit dem weltweiten Autohersteller Volkswagen im Stil einer klassischen VW-Anzeige lautet: „Es tut uns leid, dass wir erwischt worden sind. Jetzt, da wir erwischt worden sind, versuchen wir, Sie denken zu lassen, dass uns die Umwelt am Herzen liegt. Aber wir sind nicht die einzigen.“

Ein weiteres mit Exxon Mobil erklärt: „Wir wussten von den Auswirkungen der fossilen Energieträger, aber leugneten es öffentlich.“

Diese so genannten „Subvertisements“ sind das Werk von Brandalism, einer Guerilla-Kunstgruppe britischen Ursprungs (mit dem scheinbar offiziellen Signet „inoffizieller Partner von COP21″), die nach eigener Aussage in Zusammenarbeit mit Parisern die unautorisierten Kunstwerke in der ganzen Stadt aufgehängt haben, um „die Verbindungen zwischen Werbung, Konsumismus, Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und dem Klimawandel anzuprangern“.

Andere prominente Sponsoren der Klimaverhandlungen wie AirFrance (s.u.), GDF Suez und Dow Chemicals werden auch aufs Korn genommen, zusammen mit ein paar Staatschefs. Ein Plakat zeigt US-Präsident Barack Obama beim Schwimmen im Meer mit seiner Tochter mit einer brennenden Off-Shore-Bohrinsel im Hintergrund; und ein anderer stellt den britischen Premierminister David Cameron in Formel 1-Uniform mit Öl- und Gas-Logos dar.

Brandalism wies in einer Erklärung darauf hin, dass große Umwelt-Verschmutzer durch Sponsoring der Gespräche „sich selbst als Teil der Lösung anpreisen – während sie tatsächlich Teil des Problems sind“. Weiter hieß es: „Wir wollen die Rolle der Werbung bei der Förderung nicht nachhaltigen Konsums herausfordern. Da die Macht der Werbeindustrie unsere Wünsche nach Produkten aus fossilen Brennstoffen erzeugt, ist sie eng mit der Verursachung des Klimawandels verbunden.“

Die Kunstwerke – passend am Schwarzen Freitag, dem 27.11.2015, ausgestellt, einem Tag durchgeknallten Shoppings in den USA und Europa aufgrund hoher Händlerrabatte – haben seitdem weltweit Aufsehen erregt und sind in den Sozialen Medien ein Riesenerfolg geworden, obwohl sie von den Behörden schnell wieder entfernt worden waren.

Folgt: Brandalism hat nicht ganz unrecht, ihre Ansicht ist aber allzu einfach