Umweltverbände loben Gesetz zum Energieleitungsbau

Netzausbau sorgt für mehr Klimaschutz

Vier Umweltverbände begrüßen in einer gemeinsamen Pressemitteilung das vom Bundesrat am 18.12.2015 gebilligte neue Gesetz zum Energieleitungsbau: Ein zügiger Netzausbau sorge für Integration der erneuerbaren Energien, helfe die fossilen Kraftwerke zurückdrängen und stärke so den Klimaschutz. Jedoch müsse die transparente Beteiligung der Öffentlichkeit verbessert werden. Unabhängig davon weist der NABU darauf hin, dass der Erdkabelvorrang keine umsichtige Planung ersetzt.

Foto © Dieter Fichtner, Agentur Zukunft

Die Deutsche Umwelthilfe, Germanwatch, der NABU und der WWF erwarten, dass mit der Verabschiedung der derzeitige Umsetzungsstau bei den großen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Leitungen (HGÜ) endlich aufgelöst und der Netzausbau weiter voran gebracht werden kann.

Aktuell verfügen die Stromnetze nicht über ausreichende Übertragungskapazitäten. Die Folge: Erneuerbarer Strom aus dem Norden kann immer häufiger nicht zu den Verbrauchszentren im Süden transportiert werden. Die Windkraftanlagen müssen daher immer öfter abgeschaltet werden. Stattdessen werden an Standorten jenseits des Netzengpasses, die meisten davon in Süddeutschland, Kraftwerke auf Basis fossiler Brennstoffe zugeschaltet, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Dieser sogenannte „Redispatch“ verursacht nicht nur Mehrkosten für die Verbraucher, sondern auch unnötige CO2-Emissionen, die das Klima belasten.

1,4 Milliarden Kilowattstunden überschüssige Erneuerbare Energie

Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Laut Monitoringbericht der Bundesnetzagentur konnten allein im ersten Halbjahr 2015 bereits 1,4 Milliarden Kilowattstunden erneuerbare Energie nicht ins Netz eingespeist werden, da das Stromnetz überlastet war. Das ist fast so viel wie im gesamten Jahr zuvor. Der Ersatz durch fossile Kraftwerke führte infolge zu einem zusätzlichen Ausstoß von etwa einer Million Tonnen CO2.

Solange keine weiteren Stromleitungen in Betrieb gehen, wird die zusätzlich emittierte CO2-Fracht bis zum Jahr 2024 auf rund sieben Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr steigen. Dies geht aus einer aktuellen Studie der Stadtwerke München hervor, die in den Energiewirtschaftlichen Tagesfragen erschienen ist. Das ist ein Drittel der Emissionen, die der Stromsektor bis 2020 einsparen muss, um die Klimaziele nicht zu gefährden. Sieben Millionen Tonnen entsprechen den CO2-Emissionen von über drei Millionen Autos bei einer jährlichen Fahrleistung von ca. 15.000 Kilometern.

Je länger der Netzausbau auf sich warten lässt, desto öfter müssen klimaschädliche fossile Kraftwerke die Stromerzeugung übernehmen. Ein zügiger Netzausbau beschleunigt die Integration der erneuerbaren Energien und das Gelingen der Energiewende.

Das neue Gesetz zum Energieleitungsausbau sieht weiterhin einen neuen Endpunkt des Korridors D bei Landshut an der Isar vor. Es wurde am 03.12.2015 bereits vom Bundestag verabschiedet. Die Äußerungen der Bürger im Konsultationsprozess, der jedoch bis zum 13.12.2015 lief, wurden nicht berücksichtigt. Eine transparente Öffentlichkeitsbeteiligung sieht anders aus.

Folgt: NABU zum Bundesrats-Beschluss Netzausbau: Erdkabel verringern Konflikte mit Natur und Anwohnern