„Elektromobilität braucht Anreize“

Dena-Chef zur E-Mobility

Andreas Kuhlmann hat in einem Gastbeitrag für den Berliner Tagesspiegel seine Vorstellungen von Energiewende und Verkehr niedergelegt: „Wenn wir nicht umsteuern, droht eine Verkehrswende rückwärts“ sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena). Er entwirft einen Sieben-Punkte-Plan für alternative Mobilität.

Die Energiewende sei auf den Verkehr angewiesen, stellt Kuhlmann einleitend fest. Und der Verkehrssektor werde sich „darauf einstellen müssen, dass das, was den Strommarkt nun schon seit Jahren durcheinander wirbelt, letztendlich auch vor dem Verkehrssektor nicht halt machen wird.“ Darin liege schließlich auch großes wirtschaftliches Potenzial.

Anerkennend diagnostiziert Kuhlmann: Mehr und mehr attraktive Fahrzeugmodelle für Elektro- und Erdgasmobilität kämen auf den Markt. Etablierte Unternehmen und Startups entwickelten mit klugen Ideen Ladepunkte und denken den Verkehr von Morgen neu, oder dächten darüber nach, wie Autobatterien zweitverwertet werden könnten. Die Automobilwirtschaft investiere mehr in alternative Mobilitätskonzepte. Doch trotz allem resümiert Kuhlmann unzufrieden: „Allein, es reicht bei weitem nicht. Der Status Quo wird weder den Zielen der Bundesregierung bei der Energiewende noch der Rolle der Automobilwirtschaft für den Wirtschaftsstandort Deutschland gerecht.“ Der aktuelle politische Rahmen sei für das jetzt Anstehende nicht geeignet, denn sei für die aktuelle Struktur geschaffen – wenn wir aber eine andere wollten, „sollten wir den Mut zum Umsteuern haben. Ein kompliziertes Thema, weil viele Interessen und Arbeitsplätze davon betroffen sind. Aber es wird ein Schwerpunktthema in den kommenden Jahren sein, davon bin ich überzeugt“.

Kurzfristig seien sieben wichtige Akzente dringend erforderlich, damit das, was an vielen Stellen bereits auf den Weg gebracht worden sei, „nicht sang- und klanglos“ wieder versinke.

  1. Die Sonderabschreibung für elektrische Firmenwagen sollte zügig umgesetzt werden.
  2. Ein 10 000-Ladepunkte-Programm, getragen von Wirtschaft und Politik, sollte rasch auf den Weg gebracht werden.
  3. Öffentliche Einrichtungen in Bund, Ländern und vor allem auch in Kommunen sollten den Anteil an Elektro- und Erdgasfahrzeugen in ihren Fuhrparks schnell erhöhen.
  4. Schnellstmöglich sollten sich die beteiligten Bundesministerien auf die Einführung einer allgemeinen unterstützenden Kaufprämie einigen.
  5. Weil Erdgasmobilität bereits heute eine nachhaltige Alternative bietet, muss die versprochene Verlängerung der Energiesteuerermäßigung für Erdgas und Biomethan endlich kommen.
  6. Im Straßengüterverkehr, dem Segment der schweren Nutzfahrzeuge für längere Transportdistanzen wird LNG mittelfristig die einzige wettbewerbsfähige Alternative sein – es braucht eine zuverlässige Ausbauperspektive.
  7. Wesentliches Instrument für das Umdenken in der Verkehrsnutzung und bei der Wahl der Fahrzeuge ist die Schaffung eines Bewusstseins für den Zusammenhang von individuellem Verhalten, Energieverbrauch und Klimaemissionen. Die Öffentlichkeitsarbeit muss dafür gestärkt werden, eine umfassende und langfristig angelegte „Energiewende-Kampagne im Verkehr“, die von den entscheidenden Akteuren getragen wird, wäre ein wichtiger Beitrag.

Kuhlmann nennt das „erste Schritte“. Worum es am Ende wirklich gehe, sei „die Entwicklung langfristiger Mobilitätsstrategien, die Innovation und Nachhaltigkeit fördern und zu den energiepolitischen Zielen der Bundesregierung passen. Hier stehen schwierige Debatten und Entscheidungen an. Je länger wir aber darauf warten, desto größer ist die Gefahr, dass die Zukunft der Mobilität woanders entwickelt wird.“

->Quelle und kompletter Artikel: tagesspiegel.de/energiewende-und-verkehr