Auch China meldet Fusions-Fortschritt

Rekord: 1’42“ lang Plasma auf 50 Mio. Grad gehalten

Kurz nach dem Erfolg deutscher Forscher am 03.02.2016 im Greifswalder Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) – sie erzeugten in der weltgrößten Fusionsanlage vom Typ Stellarator Wasserstoff-Plasma von mehr als 100 Millionen Grad (siehe solarify.eu/wendelstein-7-x-erzeugt-erstes-wasserstoff-plasma) – meldeten am 05.02.2016 Wissenschaftler aus China, dass sie in einem Tokamak-Reaktor die bisher längste Reaktionsdauer aufrechterhalten konnten, allerdings bei der Hälfte der „deutschen“ Temperatur.

Das chinesische Forscherteam des Experimental Advanced Superconducting Tokamak (EAST) am Institute of Physical Science in Hefei, Hauptstadt der Provinz Anhui erhitzte nach eigenen Angaben superheißes Plasma  auf 49,99 Millionen Grad (fast drei Mal so heiß wie das Sonnen-Innere) und konnte es 102 Sekunden lang auf dieser Temperatur halten. Vorausgesetzt, der Bericht der South China Morning Post bestätigt sich, ist es die längste je erreichte Reaktionsdauer – ein weiterer Schritt hin zur Kernfusion.

Wie in Greifswald wurde ein ringförmiger Reaktor – allerdings vom ITER-Typ Tokamak – eingesetzt, um H2-Gas extrem zu erhitzen; dabei wurde es durch starke Magnete von den Außenwänden des Reaktors ferngehalten.

Vorangegangene Versuche seien meist nach deutlich weniger als einer Minute zu Ende gewesen, hieß es. Das chinesische Team will in den kommenden Jahren den neuen Rekord sogar noch um mehr als das Zehnfache übertreffen: Eine konstante Temperatur von 100 Millionen Grad soll 1.000 Sekunden (16 2/3 Minuten) lang gehalten werden.

Noch keine Stromerzeugung

Der erfolgreiche Versuch der Chinesen bedeutet zwar einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zur sauberen Energieerzeugung via Fusion, doch wurde noch kein Strom gewonnen – im Gegenteil. Die Fusion gelingt nur dann, wenn mit extrem viel Energie lange genug eine hohe Temperatur aufrecht erhalten wird. Dann kann irgendwann mehr Energie erzeugt werden, als hinein gesteckt wurde.

50 Millionen Grad sind relativ betrachtet eine mittlere Temperatur: Die höchhste von Menschen erzeugte Temperatur bestand mit 5,5 Billionen Grad einen Sekundenbruchteil lang 2012 im Large Hadron Collider – die höchste Temperatur im Universum ließ eine Materie entstehen, wir sie kurz nach dem Urknall existiert hat, das Quark-Gluon-Plasma.

China ist eines der sieben Partnerländer des ITER, des International Thermonuclear Experimental Reactor im südfranzösischen Cadarache – dort wird in einem Tokamak versucht, dessen Kraftwerkstauglichkeit zu belegen, nämlich dass mittels der Kernfusion Strom erzeugt werden kann. Die Forscher des EAST glauben, dass ihr Erfolg für den ITER hilfreich sein könnten. Erst Ende Januar hat das Institute of Physical Science in Hefei mit einer Zeremonie seinen Anteil am ITER auf die Reise geschickt: Sechs sogenannte Toroidalfeld-Spulenleiter – die werden zur Erzeugung des Magnetfelds im Torus gebraucht, um das Plasma ohne Berührung der Außenwände in der Schwebe zu halten.

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