Energiewende – Geschichte

Mehrere Väter: Amory Lovins und die „sanfte Energie“ – Peter Hennicke und Stefan Kohler

1973 – mit der ersten Ölkrise – und 1975 mit der Besetzung des geplanten AKW-Bauplatzes von Wyhl – wurden der Widerstand gegen die Atomkaft und die Ostermärsche zur Volksbewegung; das Nachdenken über Erneuerbare Energien, über Wasserkraft, Biogas, Solarenergie zur Strom- und Wärmeerzeugung, über Windenergie und Erdwärme begann.  1976 wurden in Sasbach während der ersten badisch-elsässischen „Sonnentage“ die „alternativen Energien“ vorgestellt. Viele der neuen Ideen kamen aus den USA, vor allem in Kalifornien. Dort war es der am 17.03.2016 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrte amerikanische Physiker Amory B. Lovins, der nachwies, dass regenerative Energiequellen tatsächlich in der Lage wären, ganze Industrienationen mit Energie versorgen konnten – mit dem Aufsatz „Energy Strategy: The Road not Taken?“ in Foreign Affairs (Oktober 1976). Der Aufsatz war ein Vorabdruck aus seinem 1977 erschienenen Buch „Soft Energy Paths“ (dt.: Sanfte Energie, Rowohlt Verlag 1978).

Lovins setzte der offiziellen Energiepolitik, die im ständig wachsenden Energieverbrauch die Voraussetzung für Wachstum sah und auf Kohle-, Öl und Atomkraft setzte, seinen neuen, „sanften“ Pfad entgegen: Energieeffizienz und Ersatz des Öls (erst später auch der Kohle und des Urans) durch dezentrale Nutzung Erneuerbarer Energien. Von Lovins beeinflusste Wissenschaftler unetrstützten die Bürgerinitiativen mit Vorträgen in der Volkshochschule Wyhler Wald und gründeten 1977 das Freiburger Öko-Institut. Dort erschien 1980 die Studie Energiewende. Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran (S. Fischer Verlag 1980). Die Studie zeigte, dass auch in Deutschland mit verbesserter Energieeffizienz der Verbrauch gesenkt werden, und dass dieser geringere Verbrauch durch heimische Kohle (noch war keine Rede vom Klimawandel) und Erneuerbare Energien gedeckt werden könnte.

Energiewende 1980

Die Autoren der 1980 erschienenen Energiewende-Studie des Öko-Instituts über die Energieversorgung bis 2030 Florentin Krause, Hartmut Bossel und Karl-Friedrich Müller-Reißmann hatten den 1977 von Lovins für die USA vorgestellten „sanften“ Enrgieversorgungs-Pfad übersetzt, auf Deutschland übertragen. Später zeigten Studien wie  Treibhausgasneutrales Deutschland im Jahr 2050 des UBA, dass 2050 eine Energieversorgung Deutschlands ausschließlich mit Erneuerbaren Energien machbar ist.

Die „Energiewende“-Studie hatte zwar eine neue Form der Diskussion angestoßen – die alteingesessenen auf den Lohnlisten der fossilen EVU stehenden Experten aus der Industrie versuchten, die Studie zunächst lächerlich zu machen; zunächst folgten auch die Medien (Die Zeit musste 2012 einräumen, dass sie das Buch in einer kurzen Rezension zu Unrecht als „mehr oder weniger unseriös“ abgetan hatte). Harrisburg belebte dann 1979 die Atom-Diskussion wieder – 100.000 Bürger protestierten in Bonn gegen die Atomenergie. Bürgerinitiativen und  „Energiewende-Komitees“ propagierten Energieeffizienz und Erneuerbare Energien  – schließlich zogen die Grünen in die ersten Landtage (Bremen, Baden-Württemberg) und in den Bundestag (1983) ein,  auch in der SPD nahm die Skepsis an der Atomkraft zu.

Laut Reinhard Loske (in Neue Konzepte der Ökonomik 2009, S.36) waren Peter Hennicke und Stefan Kohler (Hennicke, P.,Johnson, J.P., Kohler, S., Seifried, D. /1985/: Die Energiewende ist möglich. Für eine neue Energiepolitik der Kommunen; Frankfurt a.M.) die prägenden Gestalten des Begriffs. Hennicke wie Loske waren im Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie tätig. (Siehe: solarify.eu/energiewende)

Nach: Jürgen Paeger auf oekosystem-erde.de/html/energiewende.html