IKT helfen Klimaziel zu erreichen

GeSi-Studie #SMARTer2030: Informations- und Kommunikationstechnologien können wirtschaftlichen Nutzen schaffen und Deutschland bei der Erreichung der Klimaziele helfen

Die Bundesregierung hat mit zwei Projekten auf den schleppenden Klimaschutz-Fortschritt reagiert: den nationalen Plan zur Erhöhung der Energieeffizienz und das „Aktionsprogramm Klimaschutz 2020“. Ihre eigene Expertenkommission kam jedoch zu dem Ergebnis, dass „immer noch eine ganz beachtliche Lücke“ die Realisierung des Ziels gefährde.

Die Umsetzung der Emissionsziele ist jedoch nicht die einzige Herausforderung. Bedenken bestehen auch hinsichtlich der Höhe der für die Umsetzung der „Energiewende“ erforderlichen Investitionen. Das macht eine breite Unterstützung für zusätzliche Ausgaben für Klimaschutzmaßnahmen schwieriger. Dennoch hat Bundeskanzlerin Merkel die Verbindlichkeit der deutschen Klimaziele auf dem Klimagipfel COP21 bestätigt. Damit verstärkte sie den Druck, zusätzliche Maßnahmen zu entwickeln, mit denen sich nicht nur die versprochene Minderung der Emissionen, sondern auch wirtschaftliche Vorteile realisieren lassen.

  • Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) können Deutschland mit attraktiven Lösungen helfen, die nationalen Klimaziele zu erreichen. Um rund 288 Millionen Tonnen CO2 – 83% der Emissionssenkung, die Deutschland zwischen 2014 und 2030 reduzieren möchte – können IKT-Lösungen die deutschen Emissionen senken und gleichzeitig die Wirtschaft beleben – so die Studie #SMARTer2030 der Global e-Sustainability-Initiative GeSi). Allerdings bedarf es dazu Anreize durch die Politik.
  • Die klimaverbessernden IKT-Lösungen können Verbrauchern und Unternehmen noch weiteren Wert liefern: Sie können allein 2030 einen wirtschaftlichen Nutzen in Höhe von 234 Mrd. Euro erzeugen
  • Um das Klimaschutz- und Wirtschaftspotenzial der IKT-Lösungen vollständig auszuschöpfen, müssen Politik, Wirtschaft und Verbraucher sich entschlossener für Klimaschutz einsetzen und IKT-Lösungen als Treiber erkennen und fördern.

Denn IKT-Lösungen revolutionieren Prozesse und Verhaltensweisen in vielen kritischen Bereichen – von der industriellen Produktion über Gebäudemanagement, Energieversorgung und Mobilität bis zu digitalen Arbeitswelten, Landwirtschaft, Gesundheit und Bildung. Damit könnten IKT-Lösungen allein etwa 83% der zwischen 2014 und 2030 von der Bundesregierung angestrebten Emissionsminderung von 912 auf 563 Millionen Tonnen CO2e stemmen.

In der jüngsten von Accenture Strategy für GeSi erstellten Studie werden 12 Anwendungsfelder von IKT-Lösungen analysiert, um den möglichen Beitrag von IKT zur Minderung globaler Treibhausgasemissionen bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Wertstiftung zu quantifizieren. Die wichtigsten Ergebnisse sind ermutigend:

  • IKT-Lösungen haben das Potenzial, die globalen CO2e-Emissionen bis 2030 um 20% zu senken (d.h., sie auf das Niveau von 2015 zu begrenzen) und zugleich das wirtschaftliche Wachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln.
  • Durch den Einsatz von IKT-Lösungen lassen sich bis 2030 annähernd zehn Mal so viele Emissionen vermeiden als durch ihre Herstellung entstehen.
  • IKT-Lösungen können bis 2030 allein in den acht beurteilten Branchen einen wirtschaftlichen Nutzen von über 10 Billionen Euro pro Jahr erzeugen.

Die im Rahmen von #SMARTer2030 untersuchten IKT-Lösungen leisten quantifizierbare Vorteile für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft – und bieten darüber hinaus direkten Mehrwert in der Nutzerfreundlichkeit. Die unterschiedlichen Anwendungsfälle zeigen, wie IKT-gestützte Lösungen in allen Branchen hohe Werte für Kunden stiften, weil sie den Zugang zu Leistungen erhöhen und/oder das Kundenerlebnis verbessern und/oder neu gestalten – und das bei geringeren Emissionen und oft zu niedrigeren Kosten als herkömmliche Angebote. Ein Beispiel: E-Learning-Lösungen machen hochwertige Bildungsinhalte zu geringen Kosten überall verfügbar. Sie bieten damit mehr Menschen die Möglichkeit, einen akademischen Grad zu erwerben – ganz ohne Emissionen durch Mobilität.

Hohe Wachstumsraten bei der Internetversorgung, der Smartphone-Nutzung und dem Einsatz vernetzter Geräte unterstützen die schnelle, weltweite Verbreitung von IKT-Lösungen und der dazugehörigen Verhaltensänderungen. Trotz des Potenzials von IKT: Deutschlands aktuell wichtigstes Grundsatzpapier für Klimaschutzmaßnahmen neben der Energiewende, das „Aktionsprogramm Klimaschutz 2020“, spricht das Potenzial von IKT-Lösungen, als Katalysator für Kohlenstoffminderungen beizutragen, nicht explizit an. Allein Carsharing und E-Mobility werden als mögliche Lösungen auf IKT-Basis genannt. Auch der vor kurzem eingebrachte Gesetzentwurf zur Digitalisierung der „Energiewende“ fordert eine zentrale Rolle der IKT bei der Vernetzung der intelligenten Komponenten des zukünftigen Energiesystems ein. Aber IKT-Lösungen können deutlich mehr.

Wirtschaftlicher Nutzen von  IKT- Lösungen

Der GeSI #SMARTer2030-Bericht prognostiziert einen globalen wirtschaftlichen Mehrwert von mehr als 10 Billionen Euro für das Jahr 2030, was Chinas Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2015 entspricht. In Deutschland kann sich der wirtschaftliche Nutzen in 2030 auf 234 Mrd. Euro belaufen, das sind über 6% des derzeitigen deutschen Bruttoinlandsproduktes. Die Umsätze nachhaltiger IKT-Lösungen für andere wirtschaftliche Stakeholder wie Händler, Energieunternehmen oder den Agrarsektor können im Jahr 2030 bis zu 55 Mrd. Euro ausmachen und werden unter anderem durch erweiterte E-Commerce-Angebote, smarte Energielösungen und höhere landwirtschaftliche Erträge generiert. Auch der IKT-Sektor selbst kann durch nachhaltige Lösungen wachsen, mit zusätzlichen Einnahmen von 35 Mrd. Euro in 2030. Sie entstehen vor allem durch eine erweiterte, flächendeckende Nutzung der IKT-Lösungen, durch neue digitale Services und Produkte (zum Beispiel Plattform-Lösungen oder „Wearables“, d.h. am Körper tragbare Endgeräte) sowie durch den verbreiteten Einsatz von Sensortechnologie.

IKT-Lösungen wirken darüber hinaus kostendämpfend: In Deutschland lassen sich durch geringere Strom- und Kraftstoffkosten, effizientere industrielle Prozesse oder Einsparungen bei Immobilien und Wasser allein im Jahr 2030 etwa 145 Mrd. Euro einsparen. Diese Chance mit einem Wertpotenzial von 234 Mrd. Euro zeigt, dass die umfassende Digitalisierung Investitionen in klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen sehr attraktiv macht. In dem Maße, wie neue Technologien immer stärkere Verbreitung finden, dienen sie als Stimulator für Wachstum – und können darüber hinaus die Lebensqualität der Menschen unmittelbar verbessern sowie CO2e-Emissionen vermeiden.

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