„Die Natur schlägt erbarmungslos zurück“

50-Jahres-Rekord-Trockenheit

„Nun hat mit den verheerenden Waldbränden die Erderwärmung Alberta in besonderer Art heimgesucht. Eine Trockenheit, wie es sie seit 50 Jahren nicht mehr gab, in Verbindung mit hohen Temperaturen und heftigen Winden – alles Phänomene, die mit höherer Erdtemperatur häufiger auftreten – hat beispiellose Waldbrände entfacht. 1.000 Quadratkilometer Wald sind bereits zerstört.

100.000 Menschen mussten schon aus ihren Häusern flüchten, mit unbekannten Ausgang, ob sie je wieder zurückkommen können. Dies ist eine Anzahl von Klimaflüchtlingen, die man sonst nur aus Afrika kennt. Hunderte Häuser in Alberta sind bereits niedergebrannt, das Eigentum und viele Existenzen sind vernichtet, was man in dieser Dimension sonst nur aus Kriegsgebieten kennt. Die Menschen in Alberta beginnen, ihren durch Waldabholzung und Erdölförderungen begonnen Krieg gegen die Natur zu verlieren. Die Natur, so müssen sie schmerzhaft erkennen, ist mächtiger als die Ignoranz des Menschen zu den Auswirkungen des Klimawandels.

[note Erklärung der Förderfirma vom 07.05.3026 auf der eigenen Webseite: „Syncrude überwacht und bewertet weiterhin das Fortschreiten der Waldbrände in der Gegend des Wood Buffalo Nationalparks. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und das Hinzuziehen externer Brandbekämpfungs-Experten. Um die Sicherheit unserer Mitarbeiter und die Richtigkeit unserer Operationen zu gewährleisten, nehmen wir in sicherer und geordneter Art und Weise alle Produktionseinheiten vom Netz. Es gibt keine unmittelbare Bedrohung durch das Feuer, allerdings hat der Rauch die Gegend des Mildred Sees erreicht.“]

Diese Auswirkungen sind sogar schlimmer als in manchen Kriegsgebieten. Zwar können die 100.000 Menschen, welche die Stadt Fort McMurray im Zentrum der Erdölförderung Albertas bereits verlassen mussten, mit geordneten Notunterkünften rechnen, doch selbst im brutalen Bürgerkrieg in Syrien gab es noch keine vollständige Flucht aller Menschen aus einer Großstadt, in Alberta aber schon.

Hoffnung auf großes Geld

Die meisten dieser Menschen haben die Ursache ihrer jetzt stattfindenden Existenzvernichtung geleugnet. Sie hatten die Hoffnung, viel Geld mit dem Erdöl aus Alberta zu verdienen. Die kanadische Regierung hatte sogar das Kyoto Protokoll gekündigt, weil sie die eingegangene Emissions-Reduktions-Verpflichtung mit der wachsenden Ölförderung, u.a. in Alberta, nicht mehr einhalten konnte und wollte. Das schnelle Geld mit dem Erdölverkauf war der kanadischen Regierung sowie den Menschen und Unternehmen in Alberta wichtiger als der Klimaschutz.

Nun beginnen viele Menschen in Alberta, der angeblich reichsten Provinz Kanadas, alles zu verlieren – nicht nur wegen der Waldbrände. Längst hat der Rückgang des Erdölpreises auch Alberta mit einem Rückgang der Erdölgeschäfte und damit der wirtschaftlichen Entwicklung insgesamt erreicht. Das deutliche Anwachsen der Arbeitslosigkeit in Alberta schon vor den Walbränden ist dafür ein untrügliches Indiz, genauso wie der Einbruch der aktiven Oil Riggs von 46 Prozent im April 2016 gegenüber dem Vorjahr.

Die Entscheidung für die Naturvernichtung Albertas hat also auch schon längst auf anderem Wege gezeigt, wie verheerend sich die einseitige Fixierung auf das schnelle Geld der Ölwirtschaft auswirkt. Eine Entscheidung aller Verantwortlichen auf eine naturerhaltende und klimaschützende Wirtschaft hätte vielen Menschen Einkommen und dauerhaften Wohlstand verschafft. Eine nachhaltige Holzwirtschaft und eine Energiewirtschaft, die auf Wind, Sonne und Wasserkraft setzt, hätte der Region viel Wohlstand, Arbeitsplätze und Einkommen verschafft. So würde es heute Region sein, die eben nicht ein globaler Hotspot für das Aufheizen der Erderwärmung ist.

Alberta muss Lehrstück für Weltgemeinschaft werden

Alberta muss ein Lehrstück für die Weltgemeinschaft werden. Die globale Wirtschaft ist aber leider auf dem schlimmsten Wege, immer mehr Weltregionen zu zerstören, statt endlich wirksamen Klimaschutz zu verwirklichen. Noch können sich viele Länder wie in Europa mit hohem Waldreichtum solche Dimensionen von Waldbränden nicht vorstellen. Doch es ist nur eine Frage der Höhe der Erdtemperatur, bis auch bisher verschonte Regionen von ähnlichen Katastrophen heimgesucht werden. Das müssen nicht immer Waldbrände sein: Der Anstieg des Meerspeigels wird weit mehr Klimaflüchtlinge erzeugen, wie es Alberta nun erleben muss.

Jede weitere Erhöhung der heutigen Erderwärmung von bereits 1°C um weitere zehntel Grad wird immer schlimmere Katastrophen zur Folge haben. Die Menschheit muss endlich ein Wirtschaftssystem anstreben, das eine Abkühlung des Planeten zur Folge hat. Dazu müssen alle Emissionen gestoppt werden und Kohlenstoffsenken endlich greifen.

Alberta könnte dies bestens mit viel gewinnbringenden neuen Wirtschaftszweigen zeigen. Ein Stopp der Erdölförderung wird auch hier zwingend sein, dafür wird ein schnelles Wachstum der Erneuerbaren Energien neue Beschäftigung bringen. Die Wiederaufforstung der abgebrannten Wälder wird nicht nur der Natur Albertas helfen, sondern auch der Holzwirtschaft und sie wird viel Kohlenstoff speichern, die die Erdölwirtschaft direkt und indirekt durch Waldvernichtung emittiert hat. Alberta könnte der Welt zeigen, wie Klimaschutz wirklich geht und Wohlstand langfristig gesichert wird. Das Entscheidende wird sein: Schluss mit der der Erdölwirtschaft.

Alberta, ja die gesamte Menschheit muss endlich mit dem Vernichtungskrieg gegen die Natur aufhören. Denn Alberta zeigt, dass es in diesem Krieg nur einen Verlierer gibt: Den Menschen.“

->Quellen: