Bald Solarmodule made in Brasil?

Machbarkeitsstudie empfiehlt Brasilien Aufbau von Solarproduktion – CO2-frei

Eine PV-Produktion in Brasilien ist wirtschaftlich aussichtsreich, technisch umsetzbar und auch sozial-ökonomisch vorteilhaft. Zu diesen Schlüssen kommt eine Machbarkeitsstudie des Solarcluster Baden-Württemberg. Der Aufstieg in die Liga der Solarhersteller könnte dem krisengeplagten Brasilien eine konjunkturelle Belebung bescheren, zumal der lateinamerikanische Solarmarkt boome, heißt es in der Untersuchung.

Itaipú-Staudamm - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Itaipú-Staudamm – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Das nötige Investitionsvolumen für eine Solarmodulfabrik im brasilianischen Bundesstaat Paraná an der Grenze zu Paraguay beträgt demnach umgerechnet 1,3 Milliarden Euro. 5.500 zukunftsfähige Arbeitsplätze könnten entstehen und weitere 5.900 Jobs in der Zulieferindustrie. Die Solarmodul-Produktion soll CO2-frei – mit Hilfe von Ökostrom aus einem nahe gelegenen Wasserkraftwerk mit der weltweit größten Jahresenergieproduktion am paraguyanisch-brasilianischen Itaupú-Staudamm. Für die Expertise aus dem Südwesten Deutschlands hatten sich die Branchenvereinigung Solar Cluster Baden-Württemberg und drei Forschungsinstitute aus dem Land zusammengetan.

Die Auftraggeber für die Studie im Rahmen des Projektes „Green Silicon“ sind der brasilianisch-paraguayische Energieversorger ITAIPU Binacional und der Industrieverband FIEP. Angesichts des mit hohen zweistelligen jährlichen Wachstumsraten emporstrebenden lateinamerikanischen Solarstrommarkts will sich die brasilianische Industrie die hier mögliche Wertschöpfung sichern. Den ersten Schritt machte das Projekt 2013 mit einer Anfrage an das Solar Cluster Baden-Württemberg; Ende 2014 startete die Untersuchung; nach einem guten Jahr ist sie nun abgeschlossen.

In seiner maximalen Ausbaustufe umfasst der Plan die Errichtung einer Solarfabrik mit einer Produktion von jährlich gut 1.700 MW im Grenzgebiet zwischen Paraguay und Brasilien. Die gesamte Wertschöpfungskette von der Siliziumherstellung bis hin zur Produktion von Solarmodulen soll in dem PV-Großprojekt abgedeckt werden.

Weltweit wettbewerbsfähig

Ergebnis der Studie aus dem deutschen Südwesten: Sowohl die in der PV-Fabrik hergestellten Module als auch das Silizium selbst wären weltweit wettbewerbsfähig. Der Strom aus dem Wasserkraftwerk ist mit umgerechnet weniger als 5 Ct/kWh besonders günstig – für die stromintensive Silizium-Produktion ein großer Wettbewerbsvorteil. Positiv wertet die Untersuchung zudem die gut ausgebaute Infrastruktur samt Technologiepark in der Umgebung sowie der ausgezeichnete Zugang zum lokalen und gesamten südamerikanischen Markt. Brasilien und Paraguay würden von neuen Arbeitsplätzen, steigenden Steuereinnahmen, mehr lokaler Wertschöpfung, einem verstärkten Technologiezufluss in die Region inklusive dem Ausbau von Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen profitieren. Die Region könnte sich rasch zum Zentrum der Solarbranche in Südamerika entwickeln.

Die Autoren der Studie schlagen vor, die Kapazität der PV-Fabrik an den Markt anzupassen, um Investitionen zu reduzieren und Überkapazitäten zu vermeiden, zudem ist mehr Zeit zur Aus- und Fortbildung der Beschäftigten. Der Nachteil höherer Modulpreise bei einer anfangs noch recht kleinen Produktion kann der Studie zufolge von den brasilianischen „Local Content“-Regelungen aufgefangen werden. Käufer brasilianischer Produkte erhalten von der brasilianischen Entwicklungsbank BNDES eine günstigere Finanzierung. Wächst die lateinamerikanische Nachfrage in den folgenden Jahren wie prognostiziert weiter, könnte die Solarfabrik schrittweise vergrößert werden und die Stückkosten entsprechend sinken, so die Autoren.

Solarexperten aus dem Südwesten erstellten Studie

Beteiligt an der Studie waren die Solar-Cluster-Mitglieder Fraunhofer IPA, Fraunhofer ISE und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Das Solar Cluster Baden-Württemberg koordinierte die Arbeiten, beteiligte sich an der Marktanalyse und fasste die Ergebnisse zusammen. „Wird die Solarfabrik realisiert, gibt es sicher den einen oder anderen Auftrag für Know-how aus Baden-Württemberg an eines unserer Mitglieder“, sagte Solar-Cluster-Geschäftsführer Carsten Tschamber. ()

Das Solar Cluster Baden-Württemberg e.V. will den finanziellen, ökologischen, industriepolitischen und volkswirtschaftlichen Nutzen der Solarenergie stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Ziel der südwestdeutschen Branchenvereinigung ist zudem das Mitwirken an gesetzlichen Rahmenbedingungen zum weiteren Ausbau erneuerbarer Energien und die Schaffung eines dauerhaften Marktes für die Solarenergie. Auch sollen Forschung und Ausbildung sowie neue Technologien zur Stromspeicherung und Netzintegration vorangebracht werden. Das Solar Cluster vertritt rund 40 Mitglieder, neben Industrie und Handwerk der Solarbranche auch Energieunternehmen, Forschungsinstitute und Stadtwerke.

->Quellen: