Von der Sonne in die Steckdose

Energie-Revolution auf dem Balkon – deutsche Regeln bremsen Energiewende

Die Stromerzeugung auf dem eigenen Balkon sei nun so einfach wie nie – wenn das veraltete deutsche Regelwerk endlich angepasst wird. Denn das neuartige mobile Solarpanel simon muss lediglich mit einer Steckdose verbunden werden. Möglich machen dies integrierte Wechselrichter, welche die Einspeisung bis 150 Watt Spitzenleistung regelt. simon ist aber längst nicht allein auf dem Markt – in Berlin bietet indielux Ähnliches an. Und weitere Anbieter mehr – s.u..

Neu ist die Idee eigentlich nicht. In Aachen wurde sie vom dortigen Solarenergie-Förderverein Deutschland schon vor 20 Jahren öffentlich präsentiert. Schon 2013 fand sie pünktlich zur Messe Intersolar breite Medienresonanz. Mehrere Anbieter hatten damals standardisierte PV-Bausätze für Minikraftwerke neu auf den Markt gebracht. Technisch schienen die Systeme aus Expertensicht des VDE jedoch noch nicht ausgereift oder zumindest nicht mit den in Deutschland gültigen Vorschriften in Einklang zu sein. Dabei ist die Grundidee genauso alt wie die Idee der netzeinspeisenden PV-Anlagen an sich. (Nach: oekotest.de)

Das neuartige Minikraftwerk ist ab sofort in Deutschland und Österreich erhältlich. „Es gibt viele Menschen, die ihren Strom selbst produzieren wollen, aber nur über einen Balkon oder eine Terrasse verfügen“, sagt Namenspate Simon Niederkircher von der homemade.energy GmbH, einer Tochter der österreichischen oekostrom AG, die den simon vertreibt. „Für sie haben wir den simon als möglichst unkompliziertes Solarmodul entwickelt. Es ist sofort startbereit und wandelt dann Sonnenlicht in Strom um.“

Bislang waren es vor allem Hausbesitzer, die auf ihren Dächern PV-Anlagen installierten. Nun können sich auch Mieter aktiv an der Energiewende beteiligen, so Greenpeace Energy in einer Medienmitteilung. „Schon immer war der Ausbau der Erneuerbaren zu einem großen Teil durch privates Engagement getrieben“, sagt Greenpeace Energy-Vorstand Nils Müller, „wir wollen die Teilnahme an der Energie-Revolution nun noch mehr Menschen ermöglichen. Je mehr mitmachen, desto stärker ist die Identifikation mit dem Ziel einer vollständigen Energiewende in Deutschland und Österreich, die wir für den Klimaschutz so rasch wie möglich brauchen.“

Produziert wird das anwenderfreundliche PV-Modul im österreichischen Klagenfurt, wobei auf möglichst kurze Lieferwege für die Bauteile geachtet wurde und bei der Fertigung ausschließlich erneuerbare Energien eingesetzt werden. Zudem ist der simon komplett recycelbar.  „Mit der Entscheidung für die Produktion in Österreich haben wir keinen Kostenvorteil“, sagt Simon Niederkircher, „wir haben uns aus ökologischen Gründen dafür entschieden.“ So sind auch die Transportwege zu den Käufern in Österreich und Deutschland klimafreundlich kurz.

Gutachten belegten, dass der Betrieb eines simon in einem ordnungsgemäßen Hausnetz sicher sei. Alle zentralen Sicherheitsaspekte wie Schutz vor Stromschlag, automatische Schutzabschaltung oder Schutz vor Brandgefahr seien durch zertifizierte Prüfinstitute bestätigt worden.

Nach der Energiewende kommen für die Berliner Jungunternehmer Marcus Vietzke und Mathias Helfert jetzt die Energiewände. Die beiden Gründer des Berliner Start-ups Indielux wollen Millionen Balkonbrüstungen zu Minisolarkraftwerken aufrüsten. indielux-Solaranlagen aus einem oder mehreren PV-Modulen, die an der Balkonbrüstung befestigt werden. Die Anlage ist so dimensioniert, dass nahezu der gesamte Strom selbst verbraucht wird. Sporadische Überschüsse werden in das Haus- oder Stromnetz eingespeist. Die Variante mit einem PV-Modul deckt mit 200 kWh/a ca. 10% des Strombedarfes eines Haushaltes. Die Stromrechnung fällt geringer aus und Sie leisten einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Regelwerk veraltet

So sicher der simon ist, deutsche Netzbetreiber üben Widerstand gegen den Anschluss solcher steckerfertigen Mini-Solarkraftwerke und verunsichern Nutzer. Dabei ziehen sich die Betreiber auf das derzeit geltende Regelwerk zum Anschluss von Stromerzeugungsanlagen ans Netz zurück, das in diesem Punkt aber veraltet ist. So lassen ebenso sicherheitsbewusste Nachbarstaaten wie die Schweiz, die Niederlande und demnächst auch Österreich Mini-Solarkraftwerke von der Größenordnung des simon unter Bagatellgrenzen fallen. 500 Watt Leistung und mehr können dort ganz unbürokratisch ins Hausnetz eingespeist werden, ohne dass dabei Probleme im Betrieb bekannt oder Gefahren offenbar geworden wären. „Die ärgerlichen Hürden in Deutschland wollen wir mit dem simon einreißen. Auch bei uns soll jeder seinen Strom ganz einfach zu Hause erzeugen und aktiv das Klima schützen können“, so Müller: „Regeln, die ihren Sinn verloren haben und der Energiewende schaden, gehören abgeschafft. Dafür setzen wir uns ein.“

Allen Käufern in Deutschland bietet die homemade.energy GmbH Unterstützung im Anmeldeprozess beim jeweiligen Netzbetreiber an, versichert Geschäftsführer Simon Niederkircher: „Wir wollen, dass sich unsere Kunden aufs Wesentliche konzentrieren können: simon einstecken und Strom ernten.“

Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) startet mit dem PV-Anbieter miniJOULE GmbH & Co. KG (Reußenköge) das Projekt „DGS SolarRebell“ (s.u.) für die dezentrale Energiewende. Ab sofort bietet der Solarverband eine kostengünstige Kleinst-PV-Anlage zur direkten Solarstrom-Einspeisung in das Hausnetz an. Bei optimaler Ausrichtung der Anlage kann sich die Stromrechnung laut DGS jährlich um gut 60 Euro reduzieren.

->Quellen: