Ball liegt auf Elfmeterpunkt

dena-Strategieplattform Power-to-Gas

Der Handlungsdruck ist hoch beim Thema Umwandlung von Strom zu Gas (Power-to-Gas). Das Klimaabkommen von Paris verlangt rasches Handeln. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien kommt im Stromsektor zwar schnell voran, in den Sektoren Verkehr und Wärme dagegen nur schleppend. Bei der Jahreskonferenz der dena-Strategieplattform Power-to-Gas am 21.06.2016 in Berlin wurde deutlich: An Lösungsansätzen mangelt es nicht. Es kommt darauf an, diese jetzt auch politisch umzusetzen.

Anlehnungen an den Fußball ließen sich kaum vermeiden, als rund 200 Entscheider und Experten bei der Jahreskonferenz Power-to-Gas der dena-Strategieplattform unter dem Titel „Sektorkopplung, Energiesystemoptimierung, Klimaschutz“, mitten in der Vorrunde der   Fußball-Europameisterschaft, über die Perspektiven für Power-to-Gas diskutierten. „Der Ball liegt auf dem Elfmeterpunkt, doch wir stolpern schon beim Anlauf“, fasste etwa Robert Habeck, Energiewendeminister von Schleswig-Holstein, die Lage bei der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zusammen.

Schleswig Holstein hatte vorgeschlagen, vergüteten Strom aus Wind und Sonne bei Netzengpässen für die Nutzung freizugeben, anstatt ihn abzuregeln. Zum Zeitpunkt der Konferenz war dieser Vorschlag nur in einer sehr reduzierten Form in der EEG-Novelle berücksichtigt worden. Nur bestehende Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) sollten den überschüssigen Strom nutzen können. Andere Technologien wie etwa Power-to-Gas-Anlagen kämen damit nicht zum Zug.

Dass der Bedarf für Power-to-Gas groß ist, darin waren sich die Teilnehmer der Konferenz einig, erst recht angesichts des ehrgeizigen Klimaabkommens von Paris. Power-to-Gas sei eine Schlüsseltechnologie für den Klimaschutz. Die entscheidende Herausforderung stelle sich derzeit nicht bei den Kosten oder der Effizienz der Technologie, sondern bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen.

Vorwärts mit Kick-and-rush

Mehr Mut forderte auch der Vorsitzende der dena-Geschäftsführung Andreas Kuhlmann zum Abschluss der Konferenz. Bei der Entscheidung für das EEG vor 16 Jahren sei die Politik mutig gewesen und hätte wie beim Kick-and-rush den Ball einfach mal weit nach vorne gespielt, auch wenn damals nicht alle Folgen absehbar waren: „Wir brauchen in der Energiewende mehr Freiräume für innovative Technologien. Dafür sollten wir mehr wagen und keine Angst vor Fehlern haben. Bei jedem Gesetz sollten wir uns fragen, ob wir damit Innovationen voranbringen oder behindern.“

Nicht nur mit dem EEG ließen sich Freiräume für Power-to-Gas und andere klimaschonende Innovationen zur Verwertung von überschüssigem Strom schaffen. Der Potenzialatlas Power-to-Gas, den die dena auf der Konferenz vorstellte, gibt weitere Handlungsempfehlungen. Zum Beispiel sollten Power-to-Gas-Anlagen beim Bezug von Strom nicht länger mit Abgaben für Letztverbraucher belastet, sondern als Speicher definiert werden. Denn Strom wird durch Power-to-Gas nicht verbraucht, sondern umgewandelt, gespeichert und für andere Nutzungen zugänglich gemacht. Dafür wäre eine Änderung im Strommarktgesetz erforderlich. Ohne Letztverbraucherabgaben würde sich die Kostenbilanz von Power-to-Gas-Anlagen entscheidend verbessern.

Folgt: Potenzialatlas Power-to-Gas