Emissionshandelsreform durch Mindestpreis

3. Die Ursachen: Wenig politische Stringenz und Marktreaktion

Zentral für einen höheren CO2-Preis ist, dass der Markt verlässlich von einer sinkenden Zahl an Zertifikaten ausgehen kann. Tatsache ist aber: Hierfür fehlen die politischen Mehrheiten. Dies zeigte sich im sogenannten Backloading-Prozess, mit dem die EU 2012 erfolglos den Zertifikatspreis erhöhen wollte (>mehr). Dem vorausgegangen waren zwei Jahre politisches Tauziehen zwischen Ländern, deren Abhängigkeit von fossiler Energie und somit Interessen unterschiedlich sind.

Rauchfahne das KW Reuter West, Berlin - laut UBA 2,8 Mio. t CO2 pro Jahr - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für SolarifyReaktion des Marktes
Der Markt reagierte mit weiter sinkenden Preisen: Sie spiegeln die Erwartung der Händler wider, dass die Politik langfristig die Emissionsrechte nicht verknappen wird. Dies und Markteingriffe wie das Backloading ziehen Unsicherheit nach sich und führen zu sprunghaften Preisreaktionen auf politische Ereignisse und Ankündigungen. Faktisch steuern diese maßgeblich den CO2-Handel, der so zu einem Wettbüro für politische Entscheidungen geworden ist (>mehr).

Marktstabilitätsreserve
Als Reaktion auf dieses Markversagen hat die EU 2014 die sogenannte Marktstabilitätsreserve ins Spiel gebracht (>mehr). Dazu sollen Zertifikate aus dem Markt genommen werden und nur wieder zum Einsatz kommen, sobald die verfügbaren Zertifikate bestimmte Mengen unterschreiten. Das Problem: Die Verfügbarkeit von Emissionsrechten wird so nicht verlässlich reduziert und die Händler spekulieren weiter auf sinkende Preise.

4. Die Lösung: Ein Mindestpreis für die CO2-Zertifikate

Der EU-Emissionshandel braucht einen Mechanismus, der die Unsicherheit der Marktteilnehmer abbaut, ihre Preiserwartungen verbessert und so die Glaubwürdigkeit des Marktes wieder herstellt. Dies kann ein Mindestpreis erreichen, wie ihn die „US Regional Greenhouse Gas Initiative“ sowie Kalifornien und das kanadische Quebec geschaffen haben (>mehr).

Mindestpreis
Um einen Mindestpreis zu etablieren, wird er bei den Zertifikatsauktionen eingeführt. Zukünftig kämen diese nur noch zustande, wenn der Mindestpreis geboten wird. An dieser Marke dürfte sich auch der Preis der Zertifikate im freien Verkauf orientieren. Der Effekt: Der allgemeine Marktwert eines Zertifikates wird den Mindestauktionspreis wahrscheinlich nicht unterschreiten.

Höchstpreis
Ergänzend kann auch die obere Grenze des Preises gesteuert werden – und zwar durch eine dosierte Ausgabe zusätzlicher Zertifikate, sobald die Auktion einen definierten Höchstpreis erreicht. Der Effekt: Wenn mehr Zertifikate verfügbar sind, wird ihr Preis unterhalb der Obergrenze bleiben. Dazu ist vorher genau festzulegen, wie viele Zertifikate in welcher Zeit in den Markt gehen.

Folgt: 5. Das Ergebnis: Preis und Marktregulierung werden verlässlicher