Emissionshandelsreform durch Mindestpreis

Glaubwürdigkeit des Marktes wieder herstellen

Eine massive Verringerung von Treibhausgasen ist nur möglich, so ein Kurzdossier des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH wenn der europäische Kohlendioxid-Markt fehlerfrei arbeitet. Ein Mindestpreis für die gehandelten CO2-Zertifiakte würde die derzeitige Unsicherheit der Marktteilnehmer abbauen, ihre Preiserwartungen verbessern und so die Glaubwürdigkeit des Marktes wieder herstellen.

Kurzfassung

Der EU-Emissionshandel soll eine zentrale Rolle für die Klimaziele und die „Dekarbonisierung“ spielen (siehe unten: „So soll der CO2-Handel funktionieren“). Doch diese erfüllt er nicht, denn der Preis für die CO2-Zertifikate ist zu niedrig. Angebot und Nachfrage funktionieren nicht, zudem beeinflusst die Politik den Markt ungünstig durch Ankündigungen und Eingriffe. Die Folge: Niemand erwartet, dass die Situation sich ändert und der Zertifikatspreis fällt weiter. Der Emissionshandel droht so zu scheitern und damit die EU-Klimapolitik. Die Kohle erlebt derweil eine Renaissance: In vielen Ländern entstehen neue Kraftwerke und damit eine neue, langfristige Hypothek für den Klimaschutz. Eine Rettung des Emissionshandels ist jedoch möglich – durch einen Mindestpreis für die CO2-Zertifikate, wie er in Teilen der USA und Kanadas bereits besteht. Ein Mindestpreis würde:

  • die Glaubwürdigkeit des CO2-Preises erhöhen
  • die Kosten für Emissionen absehbarer machen
  • die CO2-Vermeidung in Unternehmen ankurbeln
  • die dynamische Kosteneffektivität stärken (siehe > 5. Das Ergebnis)
  • nationale Zusatzanstrengungen ermöglichen

So soll der CO2-Handel funktionieren

Rauch-Wasserdampf-Fahne Kraftwerke Reuter-West und Müllverbrennungsanlage, Berlin - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für SolarifyDie EU will bis 2050 den Ausstoß von Treibhausgasen um 80 bis 95 Prozent verringern (Dekarbonisierung). Dazu legt sie in regelmäßigen Abständen (Handelsperioden) fest, wie viel CO2 Unternehmen bestimmter Branchen ausstoßen dürfen (Emissionsobergrenze). Diese Branchen sind: Energieerzeugung, energieintensive Industrien und kommerzielle Luftfahrt.
Jedes betroffene Unternehmen muss für seinen CO2-Ausstoß Emissionsrechte in Form von Zertifikaten vorweisen. Einen Teil bekommen sie kostenfrei zugeteilt. Den Rest müssen sie bei staatlichen Auktionen erwerben oder von anderen Unternehmen kaufen, die Emissionsrechte übrig haben (>mehr).
Der Preis der Zertifikate ist klimapolitisch entscheidend: Ist er niedrig, kaufen Unternehmen eher Emissionsrechte. Ist er dauerhaft hoch, wächst für sie der Anreiz, in CO2-Vermeidung zu investieren. Die Politik entscheidet, wie viele Zertifikate verfügbar sind und für den Klimaschutz wird ihre Zahl schrittweise reduziert (Linearer Reduktionsfaktor).

1. Das Problem: Der EU-Emissionshandel wirkt nicht

Um das EU-Klimaziel zu erreichen, sind deutliche Anreize für Emissionseinsparungen sowie entsprechende Investitionen, Forschung und Entwicklung nötig. Doch der Preis für Emissionsrechte liegt anhaltend niedrig bei rund fünf Euro pro Tonne CO2 und hat nicht den erwünschten Transformationseffekt. Dafür müssten es bis 2020 mindestens 20 Euro sein (siehe >mehr).

2. Die Folgen: Die EU-Klimapolitik droht zu scheitern

Wenn der Emissionshandel scheitert, werden nationale Interessen den Klimaschutz in Europa noch stärker dominieren. Die Kosten zur Vermeidung von CO2 dürften insgesamt steigen und Europas Glaubwürdigkeit als internationaler Klima-Vorreiter weiter abnehmen. Bereits jetzt sind in Europa und der Türkei über 100 neue Kohlekraftwerke geplant. Rund 280 sind in Betrieb, viele davon seit über 30 Jahren (>coalmap.eu).

Folgt: 3. Die Ursachen: Wenig politische Stringenz und Marktreaktion