Wasserfrage verlagert sich auf Frage der Energieverfügbarkeit
Die Verfügbarkeit von Wasser spielt in vielen Regionen eine limitierende Rolle für die landwirtschaftliche Produktivität. Derzeit werden etwa siebzig Prozent der weltweiten Süßwasserentnahmen für die Bewässerung verwendet. In Form von Salzwasser ist Wasser praktisch unbegrenzt verfügbar und kann durch den energieaufwändigen Prozess der Entsalzung in Süßwasser umgewandelt werden. Die Wasserfrage verlagert sich damit auf eine Frage der Energieverfügbarkeit.
Für die Umweltbilanz der Rohstoffgewinnung ist auch der Energieaufwand von Bedeutung. Da zunehmend tiefer liegende Lagerstätten ausgebeutet und komplexere Erze aufbereitet werden müssen, wird er in Zukunft pro Tonne Metall wahrscheinlich steigen. Den damit verbundenen höheren CO?-Emissionen könnte man entgegenwirken, indem im Bergbau gezielt Energie aus erneuerbaren Energien eingesetzt wird. Denkbar ist, dass Bergbauunternehmen preisgünstigen überschüssigen Wind- und Solarstrom einsetzen, um Erze mit besonders niedrigen Metallgehalten aufzubereiten. Auf diese Weise könnten Sie ihre Stromabnahme flexibilisieren und zum Ausgleich der fluktuierenden Einspeisung beitragen.
Neben den technischen und ökonomischen Voraussetzungen für ein Bergbauprojekt gibt es eine weitere, wichtige Bedingung: die gesellschaftliche Legitimation. Das heißt, die Bevölkerung muss den Bergbau befürworten oder zumindest tolerieren. Diese gesellschaftliche Legitimation für den Rohstoffabbau, die sogenannte „Social Licence to Operate“ zu bekommen beziehungsweise aufrechtzuerhalten, stellt eine zunehmend große Herausforderung für den Bergbau dar. Wie stark eine Bevölkerung den Bergbau im eigenen Land akzeptiert oder ablehnt, hängt von vielerlei Faktoren ab. Tagebauprojekte stoßen wegen des größeren Eingriffs in die Landschaft und Umsiedlung von Menschen oft auf größere Widerstände als Tiefbauprojekte…
Weltweite Etablierung hoher Umwelt- und Sozialstandards für Rohstoffwirtschaft größte Zukunftsaufgabe
Die weltweite Etablierung hoher Umwelt- und Sozialstandards dürfte für die Rohstoffwirtschaft eine große, wenn nicht die größte Zukunftsaufgabe sein. Die Rohstoffindustrie selber kann zur Lösung des Problems beitragen, indem sich Firmen zusammenschließen und verbindliche Standards definieren. Während dies von den großen internationalen Bergbaufirmen bereits praktiziert wird, halten sich viele kleine und mittelgroße Bergbauunternehmen oft nicht an solche Standards und verursachen überproportionale Umweltschäden im Verhältnis zu ihrer Rohstoffproduktion. Auch die internationalen Banken können über eine entsprechende Steuerung der Bergbaufinanzierung Standards erzwingen. Ihnen kommt daher eine besondere sozioökologische Verantwortung zu.
->Quellen:
- acatech.de/analyse_rohstoffe-fuer-die-energieversorgung
- Angerer et al.: Rohstoffe für die Energieversorgung der Zukunft: Geologie – Märkte – Umwelteinflüsse (Analyse aus der Schriftenreihe Energiesysteme der Zukunft), München 2016. ISBN: 978-3-9817048-6-0
- acatech.de/themennetzwerke/energie-und-ressourcen
- acatech.de/energiesysteme-der-zukunft-phase-2