DUH wirft Dobrindt Rechtsbeugung vor

Straßen-Abgasuntersuchungen: Grenzwerte bei 33 von 36 Autos bis zum Neunfachen überschritten

Bei aktuellen Abgasuntersuchungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) im Straßenverkehr überschreiten 33 von 36 getesteten Dieselfahrzeugen die Stickoxid-Grenzwerte um das bis zu 9,2-fache – und das, obwohl die Messungen zwischen Mai und September bei überwiegend sommerlichen Temperaturen erfolgt seien.  Am 07.09.2016 präsentierte die  die Ergebnisse ihrer umfassenden Abgasuntersuchung realer Stickoxid- und CO2-Emissionen: Schmutzigste Modelle sind der Ford Mondeo 2.0 Duratorq TDCi, der Nissan Qashqai 1.6 dCi und der Renault Scenic 1.6 dCi – nur drei Fahrzeuge halten den Grenzwert ein und zeigen damit, dass wirksame Abgasreinigung möglich ist.

Resch, Marggraf, Friedrich DUH - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify 20160907

Resch, Marggraf, Friedrich DUH – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Die DUH erwartet für die nun startenden Tests bei niedrigen Außentemperaturen eine weitere Verschlechterung der Werte durch die illegalen temperaturgesteuerten Abschaltungen bei vielen Fahrzeugen. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch wirft Bundesverkehrsminister Dobrindt Rechtsbeugung vor – der hatte entschieden, dass der Porsche Macan unterhalb von 5 Grad Celsius die Wirksamkeit seiner Abgasreinigung vermindern darf; der Grund: sonst seien „wirtschaftliche Beeinträchtigungen zu besorgen“. Von mehreren Herstellern ist bekannt, dass sie unterhalb von +19 Grad (Fiat), +17 Grad (Opel, Porsche, Renault) bzw. +10 Grad (Mercedes) die Abgasreinigung massiv reduzieren, obwohl die Zulassungsvorschriften die Funktionstüchtigkeit der Abgasreinigung auch für niedrige Außentemperaturen vorschreiben und zwei Tests bei -7 bzw. -15 Grad Celsius vorsehen.

„Politikversagen zugunsten der Gewinne von Autoherstellern“

Die am 07.09.2016 vorgestellten Messungen wurden im Rahmen des in diesem Frühjahr neu eingerichteten „Emissions-Kontroll-Instituts“ (EKI) der DUH durchgeführt. Die fachliche Leitung hat Axel Friedrich (Foto re.), international tätiger Verkehrsexperte und ehemaliger Leiter der Abteilung Verkehr, Lärm des Umweltbundesamtes. Getestet wurden zwischen Mai und September Fahrzeuge der Euronorm 6, die aktuell verkauft werden. Ein Schwerpunkt der Auswahl lag auf Fahrzeugen der Top 30 der meistverkauften Diesel-Modelle in Deutschland.

Unter den sieben Fahrzeugen mit den schlechtesten Abgaswerten finden sich gleich drei Fahrzeuge der Herstellers Ford. Diesel-Pkw der Hersteller Ford, Opel(GM) und Renault/Nissan zeigten durchgehend hohe Stickoxidwerte (NOx). Der Ford Mondeo erreicht die höchsten NOx-Emissionen mit durchschnittlich 739 mg NOx/km, das entspricht einer Überschreitung des Grenzwertes um den Faktor 9,2. Aber auch weitere Ford Modelle wie der Ford Kuga 2.0 TDCi oder der Ford Focus 1.5 TDCi liegen mit 614 mg/km bzw. 554 mg/km weit oberhalb des erlaubten Emissionswertes. Die mit einem Renault Motor ausgestattete Mercedes A-Klasse überschreitet den Grenzwert um den Faktor 6,1. Der BMW 520d Touring, Volvo XC60 2.0D und Jeep Renegate 1.6 Multijet zeigen Überschreitungen um den Faktor 4,8 bis 6,3.

[note Die DUH schlug ein neues Verkehrsschild vor: Fahrverbot in bestimmten Stadtbezirken für Stinker – Foto: Jürgen Resch, Ann-Kathrin Marggraf, Axel Friedrich DUH – © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify]

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