Klimawandel bedroht Küsten der USA

Millionen Meeresanrainer Nordamerikas über kurz oder lang betroffen

Der infolge der Erderwärmung steigende Meeresspiegel wird bis 2100 sehr wahrscheinlich 13,1 Millionen US-Bürger zwingen, ihre küstennahe Heimat aufzugeben. Das prognostiziert der Geograf Mathew Hauer mit Studienkollegen von der Georgia University. Voraussetzung ist, dass der Meeresspiegel im Jahr durchschnittlich um 4,6 Millimeter steigt, wie der FOCUS in in einem dpa-text in seiner Rubrik „Märkte“ berichtet.

Aus UGA TODAY: „Eine neue Studie von Forschern der University of Georgia könnte dazu beitragen, mehr als 13 Millionen amerikanische Haushalte zu schützen, die durch steigende Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts bedroht sein werden. Es ist die erste große Studie, die das Risiko von Überschwemmungen infolge steigender Meeresspiegel im Blick auf Bevölkerungsrechnungen für das Jahr 2100 für alle 319 Küstenlandkreise von Kontinental-USA abschätzt. Die Studie greift auf Analysen für Mathew Hauers Doktorarbeit am Franklin College of Arts and Sciences der Univesität von Georgia (UGA), von Deepak Mishra der UGA-Fakultät für Geographie und Jason Evans, eines ehemaligen UGA-Fakultäts-Mitglieds, jetzt an der Stetson University zurück. Die Inhalte wurden bereits am 14. März in der Zeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht.
Basierend auf  Bevölkerungs-Prognosen für das Jahr 2100 berichten die Autoren, dass ein Anstieg des Meeresspiegels um knapp 2 Meter mehr als 13 Millionen Menschen Überschwemmungen und anderen Gefahren aussetzen würde. Florida läuft dabei das größte Risiko, denn dort könnten bis zu 6 Millionen Einwohner betroffen sein – eine Million jeweils in Kalifornien und Louisiana ebenfalls. Die Wissenschaftler glauben, dass die Ozeane bis 2100 weltweit um einen bis zwei Meter steigen könnten. Selbst wenn sie nur um einen Meter anstiegen, legen Trends der Bevölkerungsentwicklung nahe, dass immer noch mehr als 4,2 Millionen Küstenbewohner in Kontinental-USA gefährdet wären, so Hauer.

Nach Angaben der US-Regierung leiden rund 200 Ortschaften unter den Folgen des Klimawandels in Form von Erosion oder Überschwemmungen. Das Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung hat bereits vor ein paar Monaten 48 Millionen Dollar genehmigt, um die 25 Familien von der Insel von Jean Charles im Süden von Louisiana umzusiedeln, deren Gebiet in den vergangenen 60 Jahren um 98 % reduziert worden ist. In Alaska hat das Government Accountability Office (GAO) beispielsweise unter ausdrücklichem Bezug auf den Klimawandel schon 2009 offiziell 184 Dörfer als gefährdet eingestuft, 31 davon als unmittelbar bedroht.

Kommune Alaskas verlässt vom Versinken bedrohte Insel

Die 560 Einwohner des Dorfes Shishmaref haben beschlossen aufs Festland umzuziehen, weil ihre Insel in wenigen Jahrzehnten nicht mehr existieren wird. Der Anstieg des Meeresspiegels hat bereits 13 Häuser betroffen. Das Dorf mit 90 Prozent Ureinwohnern (Inupiat) liegt auf einer fünf Kilometer langen und etwa 500 Meter breiten Insel namens Sarichef nahe der Beringstraße, wo Nordamerika und Sibirien nur 85 Kilometer voneinander entfernt sind. Es droht von den Stürmen der Tschuktschensee weggespült zu werden, denn diese friert aufgrund der Klimaerwärmung (+4 Grad in den vergangenen 50 Jahren) immer später zu, auch der Permafrostboden taut auf, was dazu führte, dass die ungeschützte Küste, an der Shishmaref liegt, immer stärker erodiert – und den Menschen buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen wird.

Der Bürgermeister von Shishmaref und das Army Corps of Engineers denken über zwei mögliche neue Standorte nach, aber die endgültige Lage der neuen Stadt ist noch nicht entschieden. Die Einwohner müssen sich in einer Dorfversammlung erst noch auf einen geeigneten Ort einigen. Die Kosten für die Verlegung werden auf rund 200 Millionen US-Dollar geschätzt. Shishmaref ist bei weitem nicht die einzige Kommune mit diesem Problem: In Alaska hat bereits ein Dutzend Gemeinden beschlossen umzuziehen. (siehe: solarify.eu/klimawandel-vertreibt-ureinwohner)

Für Millionen Strände aufschütten

Viele Orte – nicht nur in den USA – kämpfen mit Küstenerosionen, auch das 500-Seelendorf Duck auf den Outer Banks in North Carolina. Aber nicht nur Erosionen, auch Stürme seien zum ernsten Problem geworden, sagt Ducks Gemeindedirektor Christopher Layton der Deutschen Presseagentur. Für nächstes Jahr plane Duck für 13,4 Millionen Euro mit zwei anderen Gemeinden ein großes Strandaufschüttungsprojekt, das alle fünf Jahre wiederholt werden müsse – wenn der Meeresspiegel weiter steige, sogar jedes Jahr.

Nicht nur deshalb findet US-Präsident Obama den Klimawandel als ernste Bedrohung: „Der Anstieg des Meeresspiegels könnte lebenswichtige Ökosysteme in den Everglades zerstören“, sagte er im August, „und sogar Ellis Island oder die Freiheitsstatue bedrohen“. Im Gegensatz zu Hillary Clinton leugnet Republikaner Donald Trump den anthropogenen Klimawandel, hält ihn gar für eine Erfindung Chinas, um der US-Wirtschaft zu schaden.

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