„Vormarsch der erneuerbaren Energien völlig verschlafen“

Power to Change

Sein aktuelles Werk – Fechner nennt es „Energiewendefilm“: „Power To Change – Die Energierebellion“. Erzählt wird die Geschichte der Suche nach Antworten auf Fragen rund um die Energiewende. Der Film zeigt eine Energiewende von unten – dezentral und regional. Er greift die persönlichen Geschichten von Menschen auf, die den Erhalt ihrer Ressourcen selbst in die Hand nehmen und verwebt dabei Personen und Schauplätze zu einem authentischen Zeitdokument. Untermauert von einer intensiven Recherche zeigt „Power to Change“ Aktivisten, Unternehmer, Zweifler und Kritiker und ihren alltäglichen Kampf um die Energiewende. Der Film lässt die Diskussionen um die Machbarkeit der Energiewende hinter sich und erzählt stattdessen kurzweilig und ohne moralischen Zeigefinger, wie die Wende gelingt.

In Anlehnung an Hermann Scheer zählte Fechner acht energiebedingte Weltkrisen auf:

  1. Weltklimakrise
  2. Flüchtlingskrise
  3. Armutskrise
  4. Wasserkrise
  5. Landwirtschaftskrise
  6. Gesundheitskrise
  7. Atomkrise
  8. Ressourcenkrise

Carl A. Fechner auf der 7. Handelsblatt Jahrestagung Erneuerbare Energie - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify Pessimistisch beurteilte Fechner den Atomausstieg, denn weltweit seien noch 441 Atomkraftwerke in 31 Ländern am Netz und 211 neue AKW in Bau oder Planung, weltweit gebe es keine Endlager. Die Kosten allein des deutschen Atomausstiegs bezifferte Fechner auf 169 Milliarden Euro für Rückbau und Endlagerung – „etwas mehr“ als die Trittin-Kommission kürzlich ermittelte. Denn die Atomkonzerne selbst hätten nur Rücklagen von 40 Mrd. Euro gebildet, mit Zins und Zinseszins sollten die 169 Mrd. Euro erreicht werden. Dabei sei ein Zinssatz von 4,5 Prozent angenommen worden. Aber bereits bei 2% müssten die AKW-Betreiber schon  75 Mrd. Euro draufzahlen.

Divestment, Erneuerbare und Energieeffizienz als Lösung

Ziel sein müsse das „Ende der Finanzierung von Krieg, Terror und Diktaturen durch Handel mit fossilen Rohstoffen“. Immerhin zögen bereits Institutionen und Unternehmen im Wert von 3,5 Billionen Dollar Investitionen aus fossilen Energieprojekten zurück – ein Beispiel: Die Stadt Stuttgart will bis 2020 kein Geld mehr für fossile Energie ausgeben.

60% der deutschen Dachflächen können mit Photovoltaik den gesamten Strombedarf der Republik decken, zitiert Fechner die Bundesnetzagentur (2014). 1,5 Mio. Solaranlagen lieferten bereits 6% des Stroms in Deutschland – das Ziel müssten 100% sein. In einem künftigen Mix von Erneuerbaren Energien müsste (nur) jeder achte Haushalt eine Solaranlage besitzen.

Carl A. Fechner auf der 7. Handelsblatt Jahrestagung Erneuerbare Energie - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify In Deutschland seien gegenwärtig mehr als 26.000 Windkraftanlagen mit durchschnittlicher Leistung von 1 MW installiert – das Ziel müsse sein: 50.000 Windkraftanlagen mit je 3,3 MW Leistung. 2% der Fläche Deutschlands könnten 65% des Strombedarfs decken, so Fechners Argument gegen die oft erhobene Kritik des Landschaftsverbrauchs.

Beim Thema Energieeffizienz prangerte Fechner die lahmende energetische Gebäuderenovierung an: durch Dämmung könnten Wärmeverluste im Wortsinn um bis zu 80% eingedämmt werden. Jeder Haushalt könne laut Umweltbundesamt durch einfache Maßnahmen 1.000 Euro Energiekosten pro Jahr sparen. Das gesamte Einsparpotenzial bezifferte er auf jährlich 40 Milliarden. Damit „könnte man ca. 1,3 Mio. Häuser dämmen – und wieder Energie sparen“. Zudem würden immer noch 80% der Häuser mit Gas- und Ölheizungen beheizt. Ein Klimaschutzziel müsse sein: Bis 2030 in Wohngebäuden keine Wärme aus fossilen Energien mehr! Nach wie schlucke der Wärmesektor nämlich mit 40% des gesamten Energieverbrauches den Löwenanteil.

Folgt: Energierebellion von unten