„Vormarsch der erneuerbaren Energien völlig verschlafen“

Handelsblatt-Jahrestagung Erneuerbare Energie

Erneuerbare Energien stehen ganz oben auf der politischen und strategischen Agenda – jetzt schon im siebten Jahr – auch auf dem Ablauf der gleichnamigen Handelsblatt-Jahrestagung in Berlin vom 12. und 13.09.2016. „Das ganze Bild für die Zukunft der Branche“ wollte sie zeichnen, und „das Energiesystem der Zukunft“ – unter reger Mitwirkung der Marktakteure. Ein beeindruckender kreativer Exot war der Filmemacher Carl-A. Fechner – ein Vorreiter der Solarenergie Eicke R. Weber, ISE Freiburg.

Während die vielfach gehörte Kritik-Klage Eon, RWE und hunderte Stadtwerke in ganz Deutschland hätten den Vormarsch der Erneuerbaren völlig verschlafen, eine Art Cantus Firmus der Tagung bildete, zog der Berichterstatter des Handelsblatts dieses Fazit: „Nun geloben die Firmen den grünen Umbau. Doch dafür fehlt ihnen vielfach Kapital.“

Noch vor ein paar Jahren sei die heimische Energiewirtschaft „von einer Sippe eigenbrötlerischer, teils präpotenter Manager“ geprägt gewesen, deren Arroganz „in einem oligopolistischen Biotop ohne Wettbewerber und mit garantiert hohen Margen“ gediehen sei. Doch die Energiewende zertrümmere diese alte Elektrizitätswelt. „Geläutert und deutlich bescheidener“ seien die Manager inzwischen geworden, sagte eine dieser neuen Managerinnen am Rande der Handelsblatt-Jahrestagung. Eines sei klar: Die Veränderungen im Stromsektor seien so grundstürzend, dass für viele Unternehmen ein radikaler Wandel vonnöten sei, um zu überleben.

Energierebell Carl-A. Fechner

Der Filmemacher Carl-A. Fechner, Diplom-Pädagoge, Journalist, Filmemacher und Produzent, berichtete über seine Wandlung vom Bundeswehr-Soldaten zum Erneuerbaren-Verfechter – seine Diagnose: „Eine echte Energiewende wird behindert. Sie wird in der zur Verfügung stehenden Zeit, also maximal bis 2030, nur durch eine massive Bewegung von unten – eine Energierebellion – zustande kommen.“ In seinem weltweit beachteten Dokumentarfilm „Power to Change – Die Energierebellion“ wird die Herausforderung der Energiewende filmisch erlebbar. Jetzt tourt der Regisseur mit seinem Streifen durch die regionalen Kinos.

„Die Kraft zum Wandel“ hatte er seine Präsentation überschrieben: Die in den 70er Jahren umstrittene Nato-Nachrüstung habe ihn aufwachen und politisch bewusst werden lassen. Nach zwei Jahren als Geschäftsführer des Tourneetheaters Berliner Compagnie und einem Kurzzeiteinsatz als ARD-Auslandskorrespondent gründete er 1989 als geschäftsführender Gesellschafter die fechnerMEDIA GmbH. Seitdem will er in vielen international preisgekrönten Dokumentarfilmen, Öffentlichkeitskampagnen und Medienprojekten „VorBilder zu nachhaltigem Handeln“ vorstellen. Nach Dreharbeiten in ca. 70 Ländern und mehr als 50 Fernseh-Dokumentarfilmen gab er 2010 mit „Die 4. Revolution – Energy Autonomy“ – in dem noch der 2010 verstorbene Vordenker Hermann Scheer auftrat – sein Kino-Debüt.

Folgt: Power to Change