Emissionsfreier Antrieb für die Luftfahrt

Erstflug des viersitzigen Passagierflugzeugs HY4

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) teilte mit, dass am 29.09.2016 das viersitzige Passagierflugzeug HY4 zum offiziellen Erstflug vom Flughafen Stuttgart gestartet sei. Die HY4 sei weltweit das erste viersitzige Passagierflugzeug, das allein mit einem Wasserstoffbrennstoffzellen-Batterie-System angetrieben werde. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hätten den Antriebsstrang des Flugzeugs entwickelt und arbeiteten in dem Projekt gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Forschung. (Solarify berichtete)

Wenn Elektromobilität in die Luft geht - Prof. Josef Kallo forscht zum elektrischen Fliegen - Titel © DLR

Wenn Elektromobilität in die Luft geht – Prof. Josef Kallo forscht zum elektrischen Fliegen – Titel © DLR

Das Brennstoffzellenflugzeug HY4 sei vom DLR-Institut für Technische Thermodynamik mit den Partnern Hydrogenics, Pipistrel, der DLR-Ausgründung H2FLY, der Universität Ulm und dem Flughafen Stuttgart entwickelt worden. Wissenschaftler des DLR hätten dabei die Entwicklung des Wasserstoffbrennstoffzellen-Antriebs und seine Integration in das Flugzeug verantwortet. Der Antriebsstrang bestehe aus einem Wasserstoffspeicher, einer Niedertemperatur-Wasserstoffbrennstoffzelle sowie einer Hochleistungsbatterie. Die Brennstoffzelle wandle die Energie des Treibstoffs Wasserstoff direkt in elektrische Energie um. Als einziges Abfallprodukt entstehe dabei Wasser. Mit dem so gewonnenen Strom treibe der Elektromotor den Propeller des Flugzeugs an. Die an Bord mitgeführte Lithium-Ionen-Batterie liefere zusätzlichen Strom während der Startphase und bei Steigflügen. Werde der Wasserstoff für die Brennstoffzelle durch Elektrolyse mit Strom aus Erneuerbaren Energien, fliege die HY4 komplett emissionsfrei.

Wichtiger Schritt für eine nachhaltige Luftfahrt

Violeta Bulc, EU-Kommissarin für Verkehr sagte zu Thema emissionsfreies Fliegen: „Ich bin stolz darauf, dass europäische Forscher und Hersteller dieses mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle angetriebene Flugzeug verwirklicht haben. Derartige vorausschauende Aktivitäten verkörpern die Zukunft des emissionsfreien Fliegens. Die Kommission unterstützt nachdrücklich solche Initiativen, die voll im Einklang mit unserer neuen Strategie für eine emissionsarme Mobilität stehen. Die Luftfahrt spielt eine wichtige Rolle dabei, Menschen zusammen zu bringen, große Städte sowie entfernten Standorten zu verbinden. Sie stellt auch sicher, dass Unternehmen wachsen und sich entwickeln können. Die EU wird weiterhin solche Initiativen unterstützen, um Innovationen voranzutreiben.“

Prof. Georg Fundel, Geschäftsführer der Flughafen Stuttgart GmbH freut sich, dass der Erstflug am Flughafen Stuttgart stattgefunden hat: „Der Flughafen Stuttgart wie auch die Luftfahrt allgemein erwarten in Zukunft ein weiteres Wachstum. Dies ist für uns ein wichtiger Grund auf ein umweltfreundliches und vielleicht eines Tages sogar emissionsfreies Fliegen und innovative Technologien zu setzen.“

Electric Air Taxis im Regionalverkehr

„Große Passagierflugzeuge werden auf absehbare Zeit noch mit konventionellen Antrieben fliegen. Es gehört jedoch zu den großen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte, die Elektromobilität in die Luft zu bringen und den Luftverkehr der Zukunft CO2-neutral zu machen“, beschreibt Prof. André Thess, Leiter des DLR-Instituts für Technische Thermodynamik. „Unser Ziel ist es, den Brennstoffzellen-Antriebsstrang weiter zu verbessern und ihn langfristig auch in Regionalflugzeugen mit bis zu 19 Passagieren zum Einsatz zu bringen.“ Zum Thema elektrisches Fliegen sei das DLR zudem gemeinsam mit den Industrieunternehmen Airbus Group und Siemens, 20 Universitätsinstituten und weiteren Helmholtz-Zentren in der Helmholtz-Initiative DLR@Uni Electric Flight aktiv.

Der Elektromotor der HY4 habe eine Leistung von 80 Kilowatt und ermögliche eine Höchstgeschwindigkeit von rund 200 sowie eine Reisegeschwindigkeit von 165 Kilometern pro Stunde. Abhängig von Geschwindigkeit, Flughöhe und Zuladung sei eine Reichweite zwischen 750 und 1.500 Kilometern möglich. Auffallendes Merkmal der HY4 seien ihre zwei Rümpfe, die über den Flügel miteinander verbunden seien. In jedem der beiden Rümpfe hätten zwei Passagiere Platz. Das Maximalgewicht der HY4 betrage 1.500 Kilo.

„Mit der HY4 haben wir nun eine optimale Plattform, um den Einsatz der Brennstoffzelle im Flugzeug weiterzuentwickeln“, sagt Prof. Josef Kallo, Leiter des Projektes HY4 im DLR und Professor an der Universität Ulm. „Kleine Passagierflugzeuge wie die HY4 können sehr bald im Regionalverkehr als Electric Air Taxis eingesetzt werden und eine flexible und schnelle Alternative zu bestehenden Transportmitteln bieten.“

Das HY4-Projekt – Unter Federführung des DLR-Instituts für Technische Thermodynamik, das auch die Gesamtintegration des Antriebsstrangs verantwortet, haben sich zur Verwirklichung des weltweit ersten Brennstoffzellenpassagierflugzeugs folgende Partner zusammengeschlossen: der Brennstoffzellenhersteller Hydrogenics, der slowenische Flugzeugbauer Pipistrel, die Universität Ulm als wissenschaftlicher Partner sowie der Flughafen Stuttgart als Heimatflughafen der HY4. Die DLR-Ausgründung H2FLY betreibt die HY4 und betreute den Zulassungsprozess. Das Projekt wurde mit Mitteln des DLR und des Stuttgarter Flughafens gefördert, Grundlagen der Brennstoffzelletechnologie durch die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) gefördert. Für die Weiterentwicklung der Antriebstechnologie beabsichtigt das DLR Fördermittel im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) der Bundesregierung zu beantragen.

->Quelle:  dlr.de/dlr/presse