Elektromobilität: Ladestationen flächendeckend

DLR und KIT: Deutschland braucht 2020 rund 35 000 Ladestationen für E-Autos

Um die deutschen Energie- und Klimaschutzziele zu erreichen, muss die  Elektromobilität voran kommen. Schlüsselfaktor dafür ist eine bedarfsgerechte öffentliche Ladeinfrastruktur. Wie die Presseabteilung des DLR am 21.02.2017 mitteilt, haben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) im Rahmen des Projektes LADEN2020 erstmals den Gesamtbedarf an öffentlichen Ladepunkten ermittelt.

Mitsubishi-Ladestation-in-Berlin-Foto-©-Gerhard-Hofmann-Agentur-Zukunft für Solarify

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Eine Million Elektrofahrzeuge benötigen circa 35.000 öffentliche und halböffentliche Ladepunkte

Bis zum Jahr 2020 sollen eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen rollen. Wie viele Ladepunkte hierfür notwendig sind, war bislang offen. Im Rahmen des Projekts LADEN2020 entwickelten Wissenschaftler des DLR-Instituts für Verkehrsforschung, des DLR-Instituts für Fahrzeugkonzepte und des KIT-Instituts für Verkehrswesen eine neue Methode zur Analyse der Ladeinfrastruktur in Deutschland für das Jahr 2020.

„Bislang gab es noch keine fundierte Methode, um den Gesamtbedarf an öffentlichen Ladepunkten für Elektrofahrzeuge zu bestimmen“, sagt Dr. John Anderson Anderson, Projektleiter im DLR-Institut für Verkehrsforschung. „Wir konnten nun erstmals eine systematisch nachvollziehbare Strategie zum Aufbau einer robusten und bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge im Alltags- und Fernverkehr vorlegen“, ergänzt Anderson.

Hierbei habe das Forscherteam für eine Million Elektrofahrzeuge einen Bedarf von etwa 33.000 öffentlichen- und sogenannten halböffentlichen (zum Beispiel beim Einkaufen) Ladepunkten für den Alltagsverkehr ermittelt. Bei Wegen von mehr als 100 Kilometern Länge (Fernverkehr) würden bis 2020 etwa 2.600 öffentliche Ladepunkte benötigt. Zusätzlich dazu seien bis zu 4.000 Schnellladepunkte für den Alltagsverkehr empfehlenswert.

Mehr private Ladepunkte können den Bedarf öffentlicher Stationen verringern

Im Alltagsverkehr, so die Analyse, sei eine öffentliche Ladeinfrastruktur am Straßenrand in Wohngebieten wegen der langen Belegungszeiten ineffizient. Um den Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge nennenswert zu erhöhen, benötigten Plug-In Hybride darüber hinaus mehr öffentliche Ladepunkte als rein batteriebetriebene Fahrzeuge.

Mit der steigenden Reichweite zukünftiger elektrischer Fahrzeugmodelle verringere sich der Ladeinfrastrukturbedarf jedoch kaum: Erhöhe sich die Reichweite der Fahrzeuge um 50 Prozent, so reduziere sich der Bedarf an öffentlichen Ladepunkten um lediglich 17 Prozent. Gleichzeitig werde durch den höheren Anteil von privaten Ladepunkten der Bedarf an öffentlicher- und halböffentlicher Ladeinfrastruktur sehr deutlich verringert.

Bereits eine Steigerung der Lademöglichkeit in privaten Haushalten um 10 Prozent lasse den Bedarf an öffentlichen Stationen um 20 Prozent sinken. Doch nicht jeder Nutzer verfüge über einen privaten Ladepunkt, sodass ein großer Bedarf im öffentlichen Raum bestehen bleibe.

Bessere Grundversorgung mit Ladepunkten im Fernverkehr 

Für den Fernverkehr sei zunächst eine Basisladeinfrastruktur untersucht worden, die das Durchqueren Deutschlands mit elektrischen Fahrzeugen erlaube. Dafür würden 650 Ladepunkte für die Autobahnen und 179 Ladepunkte für Bundesstraßen benötigt. Um lange Wartezeiten zu vermeiden, müsse die Grundversorgung im Fernverkehr durch mehr Ladesäulen pro Standort ergänzt werden.

So sei an Wochenenden und in Ferienzeiten mit einer höheren Nachfrage zu rechnen als an gewöhnlichen Werktagen. Daher sei es sinnvoll, Ladepunkte im Fernverkehr zu ballen, denn dadurch steige für den Nutzer die Wahrscheinlichkeit, schnell eine freie Ladesäule zu finden.

Stufenweiser Ausbau der Ladeinfrastruktur bis 2020

Die Ergebnisse der DLR-Analyse zeigten, dass der Aufbau der Ladeinfrastruktur stufenweise erfolgen sollte. Um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten, empfehle sich, zu Beginn mehr Ladepunkte pro Elektrofahrzeug anzubieten. Dies steigere die Sichtbarkeit der Ladeinfrastruktur und damit das Vertrauen potentieller Nutzer in die Elektromobilität.

Weitere zukünftige Forschungsthemen seien die Entkopplung von Parken und Laden, die Rolle von induktivem Laden nach 2020 und der Gebrauch von Elektrofahrzeugen als Speicher für erneuerbare Energien. Durch die Entwicklung einer robusten Strategie für eine bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur in Deutschland von heute bis 2020, schaffe das Projekt LADEN2020 eine wichtige Grundlage, um Elektromobilität hierzulande voranzubringen.

->Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)