Keine neuen Kohlekraftwerke mehr ab 2020

Kohlekraftwerksplanungen in Deutschland seit 2010

Die von der Klima-Allianz und anderen Organisationen erarbeitete Kohle-Karte informiert über Kraftwerksprojekte weltweit. Die globale Kohlekraftwerksdatenbank listet alle im Jahr 2010 weltweit in Planung oder im Bau befindlichen Kohlekraftwerksblöcke auf. In Deutschland sind dies 32 Blöcke mit einer geplanten Leistung von knapp 27 GW. Bis Januar 2015 sind davon sieben in Betrieb gegangen, wohingegen 16, d.h. die Hälfte der Planungen, abgesagt oder zurückgestellt wurden. Ein Großteil der Projekte wurde durch zivilgesellschaftlichen Protest verhindert, den die Klima-Allianz mit koordiniert und unterstützt hat. Drei Kohleblöcke befinden sich derzeit in der Genehmigungsphase (in Planung), einer im Bau und fünf im Probebetrieb.

Die bereits in Betrieb gegangenen Kohlemeiler werden zusammen mit den kurz vor Fertigstellung stehenden und im Bau befindlichen Kraftwerken während ihrer gesamten Lebensdauer zwei Milliarden Tonnen CO2 ausstoßen, die die Emissionsbilanz Deutschlands zusätzlich belasten.[1] Wenn die noch in Planung befindlichen Blöcke nicht verhindert werden, werden noch einmal knapp 300 Millionen Tonnen zusätzlich emittiert. Dagegen konnten durch die Verhinderung zahlreicher Projekte bereits CO2-Emissionen in Höhe von 3,7 Milliarden Tonnen abgewendet werden.

Die deutsche Bundesregierung hat sich verpflichtet, im Stromsektor 93 Millionen Tonnen Kohlestoffdioxid bis zum Jahr 2020 einzusparen. Angesichts der Emissionsbudgets der zugebauten und geplanten Kraftwerkskapazitäten rückt dieses Ziel in weite Ferne. Die noch vor dem Bau stehenden Projekte müssen daher gestoppt werden.

Situation in Europa

Deutschland liegt mit seiner kurzzeitigen „Kohlerennaissance“ im EU-Vergleich auf Platz eins der zugebauten (6,2 GW) und kurz vor Fertigstellung stehenden (5,4 GW) Kapazitäten. Während sich in Deutschland jedoch nur noch wenige Projekte in Planung (2,7 GW) befinden und die Kohle im Zuge der Energiewende stark in Bedrängnis geraten ist, sind in Polen nach wie vor sehr viele Neubauprojekte mit einer Leistung von mehr als 13 Gigawatt angekündigt oder im Bau.

Die seit 2010 ans Netz gegangenen Kraftwerke in EU-Mitgliedsländern werden über ihre Betriebsdauer hinweg zwei Milliarden Tonnen CO2 ausstoßen. Weitere zwei Milliarden kommen hinzu, wenn jene, die gerade gebaut werden, in Betrieb gehen. Im Hinblick auf die Klimaschutzziele der EU, bis 2030 40 Prozent der CO2-Emissionen gegenüber 1990 zu reduzieren, muss unbedingt verhindert werden, dass weitere 3,4 Milliarden Tonnen CO2 durch die derzeit noch geplanten Kohleprojekte emittiert werden.

Außerhalb der EU sind große Kapazitäten in der Türkei, im Balkan und in der Ukraine geplant. Die Türkei nimmt mit 65 Gigawatt angekündigten Kapazitäten sogar den dritten Platz weltweit nach China und Indien ein. In den Balkanstaaten befinden sich acht Gigawatt Kraftwerkskapazität in Planung oder im Bau, in der Ukraine sind es zwei Gigawatt.

Der zivilgesellschaftliche Widerstand gegen Kohleenergie ist in ganz Europa stark, gerade in den „Kohleländern“. Dies zeigt sich auch darin, dass für jedes fertiggestellte Kohleprojekt in Europa sieben Projekte gestoppt wurden.

Die derzeit in Planung und Bau befindlichen Kohlekraftwerke in Europa werden im Laufe ihrer Lebensdauer zusammen knapp 20 Milliarden Tonnen Kohlestoffdioxid emittieren, sollten sie in Betrieb gehen. Dies macht einen Anteil von gut zwei Prozent am weltweiten CO2-Emissionsbudget bis 2050 aus. Der Weltklimarat berechnete in seinem Bericht von 2014, dass zwischen 2011 und 2050 höchstens 870 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen werden dürfen, damit die weltweite Klimaerwärmung auf durchschnittlich zwei Grad gegenüber dem Vorindustrialisierungsniveau begrenzt werden kann. Allein der Kapazitätszubau bei einem fossilen Energieträger in einem kleinen Teil der Erde braucht also einen erheblichen Teil des Emissionsbudgets auf. Dies zeigt, dass der geplante Zubau eine kontraproduktive Entwicklung ist, die die internationalen Klimaziele konterkariert.

Hintergrund: Der Verband der Elektrizitätswirtschaft, Eurelectric, ist der Branchenverband, der die gemeinsamen Interessen der Elektrizitätswirtschaft auf europäischer Ebene vertritt. Eurelectric vertritt 3500 Unternehmen in ganz Europa mit einem Gesamtumsatz von 200 Mrd. €. Es umfasst alle wichtigen Themen, die den Sektor betreffen, von der Stromerzeugung und -märkte bis hin zu Vertriebsnetzen, Kunden sowie Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen.

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