Solares Heizen im Mehrfamilienhaus immer lukrativer

Sonnenhaus-Wohnanlage auf ehemaligem Geflügelhof

Auch Markus Rupp, Geschäftsführer des gleichnamigen Bauunternehmens in Großostheim bei Aschaffenburg, setzt auf das Sonnenhaus-Konzept im Mehrfamilienhausbereich. Von den 20 von ihm gebauten Sonnenhäusern sind die meisten Mehrfamilienhäuser.

Die Wohnanlage in Großostheim veranschaulicht die Wirtschaftlichkeit. Hier hat Rupp für einen Kunden auf dem Gelände eines ehemaligen Geflügelhofs drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 16 Wohnungen gebaut. Das erste Haus ist 2013 fertig geworden, die anderen beiden 2014. Die beheizte Wohn- und Nutzfläche beträgt 1.614 Quadratmeter, sie wird zu 66 Prozent solar beheizt. Die 238 m² Solarkollektoren sind auf zweien der drei Gebäude montiert. Überschüssige Wärme aus der Solarthermieanlage wird in einem Pufferspeicher mit 66.900 Liter Fassungsvermögen eingelagert. Er steht dort, wo früher der Futtersilo stand. Für die Trinkwasserbereitung installierte der Bauunternehmer eine Frischwasserstation und einen separaten Trinkwasserspeicher mit 1.800 Liter Inhalt.[note Die 238 Quadratmeter Solarkollektoren zur Beheizung von drei Mehrfamilienhäusern in der Wohnanlage sind auf zwei der drei neuen Gebäude verteilt – Foto © Sonnenhaus-Institut]

Für die Nachheizung in sonnenarmen Zeiten hat Rupp einen Hackschnitzelkessel mit 50 kW Leistung eingebaut. Er wird aber nur selten benötigt. Im Winter 2016/2017 hat er gerade einmal 57 Kubikmeter Hackschnitzel verfeuert. Das entspricht für die 16 Wohneinheiten etwa € 2.000 Heizkosten im Jahr.

Finanzielle Vorteile für Mieter und Vermieter

„Die Sonnenhaus-Heizung ist nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich“, betont Rupp. Die Mieter der Wohnanlage profitieren von einer „Heizflatrate“. Sie zahlen je nach Größe ihrer Wohnung zwischen 8,50 und 9,30 Euro je Quadratmeter Miete warm. Das ist in dem Ortsteil 1,20 Euro/Quadratmeter mehr als bei anderen Neubauten. Doch dafür sind die Heizkosten gleich inklusive. Die Mieter profitieren somit von geringen Nebenkosten, der Vermieter erwirtschaftet mit dem Solar-Biomasse-Heizsystem jedes Jahr einen Überschuss von 12.000 Euro.

Für Genossenschaften bietet sich das Sonnenhaus-Konzept ebenfalls an, da sie bestrebt sind, ihren Mitgliedern erschwinglichen Wohnraum mit bezahlbaren Nebenkosten zu bieten. Hier hat die gemeinnützige Baugenossenschaft Selbsthilfe Salzachkreis im bayerischen Laufen bereits Erfahrungen gesammelt. 2009 waren die ersten beiden solar beheizten Mehrfamilienhäuser bezugsfertig.

Speicher und Nahwärmenetz

Aufgrund des guten Erfolgs beschloss die Genossenschaft, zwei weitere zu bauen. Seit Mai dieses Jahres sind sie bezugsfertig. Das Herzstück der Wärmeversorgung sind 320 m² Kollektorfläche. Wärme, die nicht direkt verbraucht werden kann, wird in zwei Speichern mit einem Volumen von jeweils 82.000 Kubikmetern vorgehalten. Zusätzlich zu der Solarheizung werden die beiden Gebäude an ein bestehendes Nahwärmenetz mit einer Heizzentrale für Holzhackgut angeschlossen.

Die baulichen Voraussetzungen für das Sonnenhaus-Konzept in größeren Immobilien sind die gleichen wie bei Einfamilienhäusern. Das gut gedämmte Gebäude sollte nach Süden orientiert sein, das Grundstück sollte im Winter verschattungsfrei sein, und die Solarkollektoren sollten möglichst steil montiert werden können, um die dann tief stehende Wintersonne gut auszunutzen. Reicht die Dachneigung nicht aus, sind auch Fassadenkollektoren möglich. Da die Warmwasserbereitung einen Großteil des Heizbedarfs ausmacht, bietet es sich an, die Bäder eng am Speicher zu platzieren, so dass die bei Speichern immer anfallenden Wärmeverluste den Bädern zugute kommen.

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