Sonne lässt Grönland-Eisschild abschmelzen

Forscher: Erderwärmung weniger ausschlaggebend

„Der Temperaturanstieg war für den Gletscherschwund kaum ausschlaggebend“, beschreibt Sven Titz im Berliner Tagesspiegel jüngste – im Fachblatt Science Advances veröffentlichten – Forschungsergebnisse eines Teams um Stefan Hofer von der Universität Bristol. Demnach war ein Rückgang der Wolkendecke und damit verbunden die verstärkte Sonneneinstrahlung verantwortlich für den Eisschwund.

[note Der grönländische Eisschild schmolz in den vergangen Jahren mit Rekordgeschwindigkeit ab. Zwischen 1979 und 2002 hat sich die in den Sommermonaten vom Abschmelzen betroffene Fläche um 16 % erhöht. Der Abfluss des Schmelzwassers durch Spalten und Risse im Eis wirkt seinerseits wieder beschleunigend auf den Tauvorgang. Zwischen 2011 und 2014 verlor der Eisschild auf Grönland im Schnitt etwa 269 Mrd. Tonnen Eis pro Jahr. Auch der Nordosten des grönländischen Eisschilds, bisher für stabil gehalten, beginnt zu schmelzen – Ergebnis von Auswertung der Daten von Eisdickenmessungen per Flugzeug und Satelliten von 2003 bis 2012. Die Region hat seit 2003 jährlich zehn Milliarden Tonnen Eis verloren. (Nach de.wikipedia.org/Grönländischer_Eisschild).]

Immer weniger Eisberge vor Grönland (2006) – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Grönländischer Eisschwund 2014 für mehr als ein Viertel des Meeresspiegelanstiegs verantwortlich

Bisher hätten die Klimaforscher die Ursache für das Abschmelzen des Grönland-Eisschildes in der infolge der Erderwärmung ansteigende Temperatur gesucht – so Titz. Das Team um Hofer habe diese These jetzt geprüft und korrigiert. Gemäß einer Messreihe des „Advanced Very High Resolution Radiometer“ habe die sommerliche Wolkendecke über Grönland zwischen 1994 und 2009 um 14 Prozent abgenommen. Entsprechend mehr Sonnenstrahlen seien auf das Eis gefallen, vor allem im Süden Grönlands.

Die Zunahme der Einstrahlung erkläre aber nur zwei Drittel der Schmelze seit Mitte der 90er Jahre, wie die Forscher schrieben. Die Zunahme des sonnigen Wetters hänge mit einer schleichenden Veränderung der typischen meteorologischen Bedingungen zusammen. Das hätten die Forscher an einer Maßzahl namens „Greenland Blocking Index“ erkannt. Sie beschreibe den durchschnittlichen Luftdruck über Grönland. In den vergangenen 15 Jahren habe dieser Index so hohe Sommerwerte wie noch nie seit Beginn der Datenreihe 1850 erreicht. Der grönländische Eisschwund machte 2014 mehr als ein Viertel des Meeresspiegelanstiegs aus. Würde das gesamte Grönlandeis abschmelzen, stiegen die Meere weltweit um ca. sieben Meter.

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