Noch mehr Weltraum-Schrott?

Weltweites Satelliten-Internet geplant

Das US-Unternehmen OneWeb (u.a. Virgin Galactic, Airbus Defence and Space)  will ab 2018 mit Hunderten von Klein-Satelliten  einen weltweiten Internetzugang anbieten. Airbus und OneWeb, die 2016 das Gemeinschaftsunternehmen OneWeb Satellites gegründet hatten, starteten am 27.06.2017 ihre erste Fertigungslinie für Satelliten im südfranzösischen Airbus-Standort Toulouse.

In der 4.600 Quadratmeter großen Fertigungsanlage in Toulouse werden die Produktionsmethoden validiert, die zur Herstellung von Hochleistungssatelliten in einem nie da gewesenen Produktionsumfang erforderlich sind, potenzielle Risiken gemindert und die Grundlagen für das größere Werk von OneWeb Satellites mit mehreren Fertigungslinien für insgesamt 900 Satelliten nahe des NASA-Weltraumbahnhofs in Florida gelegt werden, das Mitte Juli 2017 eröffnet wurde. Die ersten zehn kühlschrankgroßen, knapp 200 Kilo schweren Pilot-Satelliten, die in Toulouse produziert werden, müssen ein ausführliches Testprogramm durchlaufen, bevor sie als erste der OneWeb-Flotte ins All gehen.

Im Vollausbau sollen 648 Satelliten die Erde umkreisen, der Rest (300) bleibt als Reserve vorerst auf der Erde. Ab 2019 soll ein weltweiter Breitband-Internetservice angeboten werden, 2022  soll der Vollausbau abgeschlossen sein.

[note „Es wird erwartet, dass in den nächsten Jahren kommerzielle Betreiber große Flotten, sogenannte Mega-Konstellationen, von Satelliten für Breitband-Kommunikation in den niedrigen Erdorbit bringen werden. Sollten diese Pläne realisiert werden, kann sich die Anzahl der weltweit derzeit etwa 1.000 aktiv betriebenen Satelliten im Orbit innerhalb weniger Jahre mehr als verdoppeln“, schrieb die Bundesregierung am 07.07.2017 in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unter Hinweis auf immer mehr entstehenden Weltraumschrott – die Satelliten sollen eine Lebensdauer von nur 6 Jahren haben. Das Beratungsunternehmen Euroconsult erwartete denn auch laut Handelsblatt (02.01.2017), dass von 2016 bis 2025 sage und schreibe 9.000 Satelliten ins All gebracht werden – gegenüber 1.480 im vorherigen Jahrzehnt. ]

Echtzeit-Karte zeigt um die Erde kreisenden Weltraum-Schrott

OneWeb verkündet zwar auf seiner Webseite: „Lebensende und Entsorgung: Wenn ein OneWeb-Satellit das Ende seiner beabsichtigten Nutzungsdauer erreicht, wird er automatisch seine Umlaufbahn verlassen, um sicherzustellen, dass der Raum um unseren Planeten für künftige Generationen frei und sauber bleibt.“ Aber Zweifel sind angebracht. Am Nachthimmel sind zwar viele Sterne zu sehen, was man aber nicht sieht: Die Erde wird bereits von mehr als 150.000 Objekten umkreist. Diese zeigt eine Echtzeit-3D-Karte auf stuffin.space („Zeug im Weltraum“).

Die mit WebGL visualisierte Website aktualisiert sich täglich mit Orbit-Daten von Space-Track.org und nutzt die satellite.js-Javascript-Bibliothek zur Berechnung des Satellitenpositionen. Erstellt hat sie James Yoder, Absolvent des FIRST Robotics Competition (FRC) Teams 624 und Erstsemester in Elektro- und Computertechnik an der University of Texas in Austin.

Die Bundesregierung rechnet mit derzeit etwa 17.000 erfassten und katalogisierten „Objekten mit einer Gesamtmasse von ca. 7.500 t. Diese teilen sich auf in knapp 10.000 Trümmerteile aus Explosionen und Kollisionen, ca. 3 000 intakte Satelliten, die nicht mehr aktiv sind, und jeweils etwas weniger als 2.000 Raketenoberstufen und missionsbedingte Rückstände.“ Neben diesen Objekten, die
größer als etwa 10 cm im Durchmesser sind, gibt viele weitere Weltraumschrottteile im All: ca. 750.000 Trümmer mit einem Durchmesser von größer 1 cm und etwa 150 Mio. Trümmer mit einem Durchmesser von mehr als 1 mm. Weiter in der Antwort der Bundesregierung: „Der Weltraumschrott stellt ein Risiko für bemannte und unbemannte Raumfahrt dar, da er im Falle einer Kollision auch von kleinen Teilen mit Satelliten oder Raumfahrzeugen zu Schäden, Leistungseinbußen, Systemausfällen oder gar einer vollständigen Zerstörung führen kann. Durch solche Kollisionen droht die Zahl der Trümmer im Orbit in Zukunft weiter anzuwachsen. Wiedereintretende Raumfahrzeuge verglühen zu großen Teilen in der Atmosphäre. Bei großen Raumfahrzeugen können je nach Beschaffenheit 10 bis 30 Prozent der Masse die Erdoberfläche erreichen. Es ist aber weltweit kein Fall bekannt, in dem es dabei zu einem ernsthaften Sach- oder Personenschaden gekommen wäre.“ Wie beruhigend.

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