Zwei Stimmen zum Nationalen Forum Diesel

Werner Eckert (Tagesschau) und Klaus Müller (vzbv)
ARD-Umweltexperte zum Diesel-Gipfel: Autobauer sind die Gewinner

Die auf dem Diesel-Gipfel beschlossenen Maßnahmen werden kaum zur Luftverbesserung beitragen, meint SWR-Umweltexperte Werner Eckert von der SWR-Umweltredaktion im nachtmagazin. Die Autobauer kommen billig davon – dass die betroffenen Autobesitzer dadurch keine Nachteile haben, glaubt er nicht.

Die Autoindustrie ist mit einem Minimal-Angebot zum Diesel-Gipfel gegangen – und konnte sich damit durchsetzen, so Eckert. Durch die beschlossenen Software-Updates könnte die Luft in den Städten bestenfalls rein rechnerisch um wenige Prozent besser werden, wenn die Industrie die Anforderungen überhaupt erfülle.

Probat wären Änderungen an der Hardware, meint Eckert. „Durch solche Maßnahmen kann man jeden Diesel sauber machen.“ Das würde den Schadstoffausstoß tatsächlich reduzieren, wäre aber sehr schwierig und würde einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten. Die Autobauer hätten sich beim Gipfel mit der Ansicht durchgesetzt, dass dies unter wirtschaftlich vertretbaren Umständen nicht zu leisten sei.

Dass die nun angestrebten Software-Updates  keine Auswirkungen auf Verbrauch, Lebensdauer und Leistung haben werden, glaubt Eckert nicht. Andernfalls stelle sich die Frage, warum die Hersteller die Motoren nicht von Anfang an so programmiert haben, wenn es tatsächlich möglich wäre, den Schadstoffausstoß ohne schädliche Effekte senken zu können. So sei es plausibel, dass die nun geplante Schadstoffreinigung bei niedrigen Temperaturen den Motoren schaden könnte. Eckert bezweifelt jedoch, dass Autobesitzer die Nachteile gerichtsfest belegen können.

Auch die nun angekündigten Rabatte beim Kauf eines neuen, saubereren Wagens hält der Experte für keine sinnvolle Maßnahme: Diese würden wahrscheinlich mit den ohnehin üblichen Preisnachlässen verrechnet werden.

Klaus Müller, vzbv: „Dieselgipfel vor die Wand gefahren“

Bundesregierung und Autobranche haben sich am 02.08.2017  zum Dieselgipfel in Berlin getroffen, um über Dieselnachrüstungen und drohende Fahrverbote zu diskutieren. Hersteller bieten Software-Updates für Euro-5- und Euro-6-Pkw sowie eine Umtauschprämie für alte Dieselfahrzeuge an. Dazu Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv):

„Die Bundesregierung und die Autobranche haben den Dieselgipfel vor die Wand gefahren. Es wurde die Chance vertan, Verbrauchern mit finanziellen Entschädigungen, rechtsverbindlichen Garantien und klaren Informationen entgegenzukommen. Verbraucherinteressen wurden einmal mehr ausgebremst.

Dass die Hersteller für die Kosten der Software-Updates bei Dieselautos aufkommen, ist eine Selbstverständlichkeit. Dafür hätte es den Gipfel nicht gebraucht. Dass Umtauschprämien von der Industrie gezahlt werden, ist zu begrüßen. Verbraucher aber warten nach wie vor auf rechtsverbindliche Garantien der Hersteller für alle negativen Auswirkungen einer Nachrüstung. Es muss klar sein, wer für spätere Folgeschäden zahlt.

Auch Entschädigungen für manipulierte Diesel wurden bislang nicht in Aussicht gestellt. Das ist aber das große Thema betroffener Verbraucher. Sie haben nicht nur den Schaden, sondern auch Ärger – darum sollten sich die Autohersteller endlich kümmern. Wir brauchen ein Signal, dass sich Bundesregierung und Wirtschaft für eine Musterfeststellungsklage stark machen.

Die Unsicherheit der Verbraucher bleibt: Dürfen sie ihr Fahrzeug weiter nutzen? Droht eine Stilllegung? Denn ob die Software-Updates reichen, um vor Fahrverboten zu schützen, ist zweifelhaft.

Wir fordern einen zweiten Autogipfel nach dem Dieselgipfel. Dann aber bitte schön auch mit Verbrauchervertretern am Tisch. Es kann nicht sein, dass die Interessen von Millionen Autofahrern und Millionen Menschen, die von den Stickoxidemissionen betroffen sind, außen vor bleiben.“

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