SZ: Synthetische Kraftstoffe

„Den sauberen Diesel könnte es geben“ – eine etwas einseitige Betrachtung

Diesel-Abgas ade! – Foto © Gerhard Hofmann

Wie Georg Kacher vor kurzem in der Süddeutschen Zeitung schrieb, könnten „schon heute etwa 80 Prozent aller zugelassenen Dieselautos die Grenzwerte für Abgase einhalten“.  Dafür müssten jedoch die Anlagentechnik für synthetische Kraftstoffe verbessert und die Kosten reduziert werden. Dabei richtet sich der Blick des Autors offenbar ausschließlich auf Biokraftstoffe.

Die Konsequenz des Dieselgipfels vom 02.08.2017 seien eigentlich komplette (Hardware-, nicht Software-)Nachrüstungen im Gegenwert von etwa 2.000 Euro. Dem Klima helfe das tatsächliche Ergebnis nicht, denn „das dreckige Bestandsvolumen bleibt außen vor und muss sich, angelockt von bis zu 10 000 Euro Abwrackprämie, auf ein Ende im Shredder gefasst machen.“

[note Elektroautos sind noch keineswegs ausgereift; niemand weiß, ob sie es je werden. DUH-Verkehrsexperte Axel Friedrich hält das gegenwärtige Prinzip Elektroauto nicht für zukunftsfähig. Wir hätten viel zu wenig Kobalt, Coltan und Lithium für die Batterien, die unter enormem Kohlestromanteil – nicht recyclebar – mehrheitlich in China produziert würden. Jüngst bezweifelte zudem eine schwedische Studie, dass E-Autos in einem normalen Lebenszyklus die CO2-Bilanz von Verbrennern unterbieten – ganz abgesehen davon, dass sie immer noch überwiegend mit Kohlestrom fahren, dass sie zu teuer sind, viel zu lange Ladezyklen und zu kurze Reichweiten haben. Und das sind nicht alle Zweifelpunkte an der E-Mobilität.]

Haltung der Autolobby „eine Schande“

Dann nennt Kacher die Lösung „synthetische Kraftstoffe, auch Synfuels genannt“, und er zählt die Zutaten dafür auf: „CO2, Sonne/Wärme, Brauchwasser/Meerwasser, Mikroorganismen“. Das „Geheimnis des Ökosprits“ sieht Kacher in der Fähigkeit von Einzellern, auf biochemischem Weg Kraftstoff zu produzieren. Schuld daran, warum das nicht schon längst im großen Stiel geschehe, sei die Lobby – sie wolle „nach der Wasserstoff-Pleite und der noch zu stemmenden Elektro-Ladeinfrastruktur kein weiteres Fass aufmachen“. Diese Haltung der Autolobby sei „eine Schande, denn betrieben von synthetischen Kraftstoffen könnten schon heute etwa 80 Prozent aller zugelassenen Dieselautos die Abgashürde nehmen“.

Streiche „Synfuels“ – setze „Designer Fuels“

Robert Schlögl, CEC – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Klingt einleuchtend – und würde dann noch mehr überzeugen, wenn man die Scheuklappen öffnet und die ganze Palette der synthetischen Treibstoffe betrachtet: „Designer Fuels“ hat bereits Tausende von Fundstellen im Internet. Und siehe da, wenige Tage nach Kachers „Synfuel“-SZ-Artikel schilderte Andreas Mihm in der FAZ unter dem Titel „Modell für die Zukunft?“  in einem ausführlichen Artikel Robert Schlögls Überlegungen in Richtung Designer Fuels – dabei geht es um rückstandsfrei. Solarify hatte darüber bereits berichtet (siehe solarify.eu/die-mobilisierte-energiewende und die Randkolumne Statt verbieten: entwickeln“). Inzwischen wird mehr und mehr darüber berichtet – z. B. in der WAZ: solarify.eu/muelheimer-forscher-setzt-auf-gruenen-sprit-statt-batterie.

Dieselsteuer entweder abschaffen oder auf Designer Fuels ausdehnen

Völlige Zustimmung erntet SZ-Kacher für seinen Schlusssatz, in dem er lediglich das Wort „Synfuel“ gegen „Designer Fuels“ austauschen sollte: „Wie wäre es zum Beispiel, wenn der Bundesfinanzminister Synfuel mit 70 Cent pro Liter – das entspricht der aktuellen Dieselsteuer – subventionieren würde? Dann käme zumindest Bewegung in den Lobby-Klüngel.“

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