„Auszeiten von Wind und Sonne überbrücken“

Neuer Kraftwerksspeicher eingeweiht

Bis in die ZDF-heute-Nachrichten schaffte es das Ereignis: Am 13.04.2018 wurde am Heilbronner EnBW-Steinkohlekraftwerk ein neuartiger Stromspeicher zur Spannungs-Stabilisierung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann eingeweiht. Denn, so heute: „Erneuerbare Energien können nicht durchgängig Strom liefern. Man benötigt also neue Speichermethoden. Aus diesem Grund wurde in Heilbronn eine Art Riesebatterie eingeweiht.“ Mit der neuen Speichertechnologie wollen EnBW und Bosch nach eigenen Angaben die Energiewende vorantreiben.

Steinkohlekraftwerk Heilbronn – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Eine EnBW-Medienmitteilung nannte es „eine der zentralen Fragen der Energiewende: Wie kann Strom, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird und damit wetterbedingten Schwankungen unterliegt, verstetigt werden?“ Dabei würden künftig effiziente Batteriesysteme eine wichtige Rolle spielen, da sie in der Lage seien, das Ungleichgewicht zwischen Stromerzeugung und Strombedarf im Netz auszugleichen.

Eine passende Lösung böten Bosch und EnBW mit ihrem gemeinsamen Unternehmen Kraftwerksbatterie Heilbronn GmbH: „Das Joint Venture hat einen Stromspeicher für Primärregelenergie am Kraftwerksstandort der EnBW in Heilbronn aufgebaut. Regelenergie benötigt ein Netzbetreiber, um unvorhergesehene Leistungsschwankungen in seinem Stromnetz auszugleichen. Erstmals in Deutschland ist ein solcher Stromspeicher in die Leittechnik eines Großkraftwerks eingebunden. Der Stromspeicher in Heilbronn besteht aus 768 Lithium-Ionen-Batteriemodulen. Er verfügt über eine maximale Leistungsabgabe von rund fünf Megawatt mit einer installierten Speicherkapazität von fünf Megawattstunden.“

Batteriespeicher sorgt für Flexibilität und Netzstabilität

„In der Energiewende steckt enormes Forschungs- und Innovationspotential – ein Potenzial, das wir nutzen und fördern müssen“, betonte Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der offiziellen Inbetriebnahme des Batteriespeichers. „Der Batteriespeicher ist dafür ein gutes Beispiel. Er stellt eine neue Flexibilitätsoption dar, um die Netzstabilität und damit die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig ist er ausdrücklich für den Energiemarkt entwickelt worden, wo er sich bewähren muss.“ Daran sehe man, so Kretschmann, dass die Energiewende in Baden-Württemberg eine eigene ökologische, ökonomische und technologische Dynamik entfalte. „Sie führt zu neuen Produkten, Verfahren und Geschäftsmodellen. Und zu neuen Partnerschaften“, sagte Kretschmann.

„Unsere intelligent vernetzten Lösungen sind Basis für effiziente Energienetze. Sie ermöglichen smartes Energiemanagement und schonen somit Umwelt und Geldbeutel“, sagte Stefan Hartung, Bosch-Geschäftsführer mit Verantwortung unter anderem für den Unternehmensbereich Energy and Building Technology. „Lithium-Ionen-Batterien können sehr kurzfristig Energie zur Verfügung stellen und sind daher bestens geeignet, Primärregelleistung zu erbringen“, sagte Hartung. Der Speicher deckt knapp ein Fünftel der Regelleistung des Kraftwerks in Heilbronn ab und kann diese innerhalb von Sekunden und exakt dosiert aufnehmen oder abgeben – pro Jahr eine Strommenge, die etwa dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 400 Zwei-Personen-Haushalten entspricht.

„Gemeinsam wollen wir einen Beitrag für die Versorgungssicherheit und für die Flexibilität des Energiesystems in Baden-Württemberg leisten und so die Energiewende einen weiteren Schritt nach vorne bringen“, erklärte Hans-Josef Zimmer, Mitglied des Vorstandes der EnBW. Heute erbringen vornehmlich noch die großen Kraftwerke die für die Netzstabilität notwendige Regelenergie. Großkraftwerke sichern dadurch eine hohe Versorgungszuverlässigkeit ab. Doch dabei wird es nicht bleiben können: „Wir stehen vor einer grundlegenden Umgestaltung unseres Energiesystems hin zu deutlich mehr Dezentralität“, so Zimmer. Dies erfordere neue Lösungsansätze. Der Einsatz von Batteriesystemen zur Bereitstellung von Primärregelenergie sei hierfür ein gutes Beispiel.

„Bosch und EnBW nehmen die Herausforderung der Energiewende an“

Die Energieversorger stehen durch den kontinuierlich wachsenden Anteil von regenerativer Energie im deutschen Strommix vor neuen Herausforderungen. Dabei bringt die EnBW ihre Erfahrung im Bereich Energiewirtschaft ein und war für die Bauleistungen und den Netzanschluss am Standort zuständig. Das Know-how für stationäre Speicherlösungen liefert Bosch. Das Technologieunternehmen hat den Batteriespeicher entwickelt und errichtet. Die im Herbst vergangenen Jahres gestarteten Bauarbeiten auf dem Gelände des Kraftwerks Heilbronn sind in der Zwischenzeit abgeschlossen, so dass jetzt der reguläre Betrieb des Speichers aufgenommen werden kann.

Die Erfahrungen aus diesem Projekt wird die Kraftwerksbatterie Heilbronn nutzen, um ihr Know-how weiteren Kunden zur Verfügung zu stellen. Sie bietet Dienstleistungen rund um die Integration von Batteriespeichern in erneuerbare und konventionelle Erzeugungssysteme oder industrielle Energiesysteme inklusive der Vermarktung von Batterien im Energiemarkt an.

Die neuartige Batterie besteht den Angaben zufolge aus 768 Lithium-Ionen-Batteriemodulen, die sehr kurzfristig Energie zur Verfügung stellen und so Schwankungen im Stromnetz ausgleichen können. Solche Schwankungen entstehen, wenn wetterbedingt weniger Strom aus umweltfreundlicher Wind- oder Sonnenenergie ins Netz gelangt.

Der Startschuss für das Vorhaben fiel Ende 2016: Bosch und EnBW begannen gemeinsam mit der Entwicklung des Stromspeichers zur Bereitstellung von Primärregelenergie für den Kraftwerksstandort der EnBW in Heilbronn, um damit kurzfristige Schwankungen im Netz auszugleichen. Geplant ist jetzt eine enge Zusammenarbeit bei Batterielösungen für den Energiemarkt. Im ersten Schritt gründeten die zwei Unternehmen eine gemeinsame, für Projektierung, Bau, Anschluss und Betrieb der Batterie verantwortliche Projektgesellschaft namens Kraftwerksbatterie Heilbronn.

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