High-Tech auf dem Rücken der Armen

MISEREOR: Beispiel Konflikt-Rohstoff Coltan – Ökostrombranche kümmert sich nicht um Menschenrechte

„Der weltweit zunehmende Wohlstand verlangt nach immer mehr Rohstoffen. Die Kehrseite des Rohstoffbooms sind Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung“, schreibt das bischöfliche Hilfswerk MISEREOR in Aachen als Ergebnis einer Befragung von 21 Unternehmen aus der Ökostrombranche in ihrer Studie „Rohstoffe für die Energiewende“. Mit einem Video und Bildern zeigt MISEREOR, unter welchen Bedingungen Menschen leben und arbeiten, die beispielsweise im Kongo Coltan für Handys und Elektrogeräte abbauen.

MISEREOR: „Was Produkte für Konsumenten erschwinglich macht, kostet andere ihre Lebensgrundlage, ihre Gesundheit oder ihre Heimat. Nur selten profitieren die Menschen der Regionen, wo Rohstoffe abgebaut werden, von den Gewinnen.“

1994: Siebenjähriger lebt und arbeitet in 5000 m Höhe am/im Cerro Rico in Potosi, Bolivien – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Die Wind- und Solarenergie kurble zwar die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen an, aber für die Einhaltung der Menschenrechte interessiere sich die Ökostrombranche nicht sonderlich, so die Wirtschaftswoche. „Grünes Wachstum sei nicht der makellose Königsweg aus der globalen Umweltkrise“. Unternehmen wie Enercon, Vestas oder Senvion hätten keinen Überblick, woher ihre Rohstoffe stammten und unter welchen Bedingungen diese abgebaut würden, stellte die Hilfsorganisation laut Wirtschaftswoche fest.

[note Coltan: Abbau wie im Mittelalter
Im Kongo bauen ein bis zwei Millionen Menschen „selbstständig“ in Minen Rohstoffe wie Coltan ab. Am Ende jedes Tages verkaufen sie ihre kümmerliche Ausbeute Rohmaterial an die Händler in den Minendörfern. Ihre „Ausrüstung“ kaufen sie selber, ebenso wie die Konzession zu graben. Sicherheitsvorkehrungen, Arbeitsschutz oder gar Unfallversicherung? Fehlanzeige. Zum Leben reicht es trotzdem nicht. In den Minengebieten steigen die Preise für Essen, Wasser und Miete enorm an. Und die allermeisten Kleinschürfer finden so wenig Erz, dass sie sich sogar verschulden.

Coltanabbau finanziert bewaffnete Konflikte
Coltan bedeutet für Millionen Menschen im Kongo Gewalt, Bürgerkrieg und Umweltzerstörung. Die Minen zerstören fruchtbares Land. Und viele Minen im Osten des Kongos stehen unter der Kontrolle bewaffneter Gruppen, die sich aus den Gewinnen finanzieren. Dieses Coltan steckt zum Beispiel in Handys, für die die Länder der EU ein riesiger Absatzmarkt sind. Und so fördern in Europa verkaufte Produkte gewaltsame Konflikte nicht nur im Kongo.]

Folgt: Verantwortung für Einhaltung der Menschenrechte wird delegiert