In der neuen Gaswelt überwiegen die Vorteile

DB-Research-Analyst Josef Auer bricht Lanze für Nord Stream 2

Der soeben gestartete Bau des dritten und vierten Pipelinestrangs für russische Gaslieferungen durch die Ostsee nach Greifswald/Deutschland, unter dem Terminus „Nord Stream 2“ bekannt, verdoppelt die bisherige Transitkapazität von Nord Stream 1, schreibt DB-Research-Analyst Josef Auer. Noch immer ist das Projekt äußerst umstritten, gilt als möglicher Spaltpilz in Europa, findet Ablehnung seitens der USA und stellt eine ernste Herausforderung für das Zieldreieck der Energie-, Umwelt- und Sicherheitspolitik dar. Der sich – auch aufgrund deutscher Initiative – abzeichnende Weitertransport russischer Gasmengen nach Auslaufen der Altverträge 2019 durch die Ukraine ist ein Fortschritt, der die Akzeptanz von Nord Stream 2 fördern könnte. Angesichts der zuletzt neuformierten globalen Gashandelswelt läge das im Interesse (fast) aller Beteiligten.

Das letzte Rohr – Foto © Nord Stream AG

Auf den ersten Blick sind die Hauptprofiteure von Nord Stream 2 der Anteilseigner, die russische Gazprom, sowie die fünf westlichen Finanzinvestoren Engie, OMV, Shell, Uniper und Wintershall. Jenseits politischer Erwägungen sind die Ostseepipelines die russische Antwort auf Konflikte mit den bisherigen Transitländern, insbesondere, aber nicht nur der Ukraine, die im Kern aus den unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich der Höhe der Transitgebühren resultiert. Ohne Zweifel ermöglicht Nord Stream 2 künftig Kosteneinsparungen im Gastransport und verbessert insofern die Bilanz des Lieferanten. Im Lichte der zuletzt wieder stark gestiegenen Ölpreise wäre die früher übliche Ölpreisindexierung für Russland heute sehr ertragreich und verbesserte die Bilanz noch mehr.