E-Autos kommen nicht vom Fleck

Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Studie im Einzelnen

Elektroautos sind derzeit eines der Mega-Themen der Automobilwirtschaft, verstärkt durch Dieselaffäre und Diskussionen um Fahrverbote. Trotz Abkehr vom Diesel ist der Anteil von Elektroautos – andere Zero-/Low-Emission-Antriebe spielen kaum eine Rolle – jedoch weiterhin gering, ehemalige Dieselkäufer entscheiden sich vor allem für Benziner. Dies hilft zwar, Feinstaubbelastung und Stickstoffemissionen zu reduzieren, dafür steigt der CO2-Ausstoß der Pkw-Neuzulassungen kontinuierlich an.

Für die Erreichung der Klima- und Luftreinhalteziele ist eine massive Erhöhung der Neuzulassungen von Elektroautos jedoch unabdingbar. Aktuell sind Elektroautos jedoch für den normalen Autokäufer völlig unattraktiv: Elektroautos kosten mehr als Verbrenner im gleichen Segment.

Während man sich auch bei fast leerem Tank mit seinem klassischen Auto typischerweise noch an die nächste Tankstelle retten kann, ist die gefühlte Reichweite von Elektroautos – mit Ausnahme der hochpreisigen Teslas – viel zu gering. Mangels fehlender Ladepunkte können Elektroautos weder unterwegs noch zu Hause ortsunabhängig und schnell aufgeladen werden, woraus die Angst resultiert, irgendwo ohne Strom liegenzubleiben. Bisherige staatliche Fördermaßnahmen für Elektroautos können diese Unzulänglichkeiten kaum ausgleichen und zeigen (noch) keine Breitenwirkung.

Dieselskandal + Fahrverbote = Von Diesel zu Benzin – CO2-Ziele erscheinen unerreichbar

Die Diesel-Republik Deutschland hat sich durch die Debatte um manipulierte Dieselmotoren, Rückrufaktionen und Diesel-Fahrverbote in Innenstädten mit hoher Feinstaubbelastung bereits stark verändert: Lag der Anteil von Dieselautos unter den Neuzulassungen in der Vergangenheit lange stabil bei knapp 50 %, ist dieser Anteil auf 32 % im ersten Quartal 2018 abgestürzt – ein historischer Tiefstand, wenn man das Abwrackprämienjahr 2009 außer Acht lässt. Elektroautos haben hiervon trotz staatlicher Kaufprämien jedoch kaum profitiert: Ihr Anteil ist in den letzten drei Jahren von 0,6 % auf aktuell 2,0 % aller Pkw-Neuzulassungen gewachsen. Benzin-betriebene Neuwagen profitieren bislang am meisten und machen inzwischen 65 % der Neuzulassungen aus.

Die starke Abkehr vom Diesel hilft zwar, Feinstaub und Stickstoff-Ausstoß zu reduzieren, gleichzeitig erschwert dies die Erreichung der CO2-Klimaziele: Nach kontinuierlichen Verbesserung liegt der CO2-Ausstoß der Pkw-Neuzulassungen seit dem vierten Quartal 2016 stets über dem jeweiligen Vorjahresquartal und nach einem starken Anstieg in den letzten Monaten auf aktuell 130,5 g/km (Mai 2018) sogar wieder über dem Niveau von Anfang 2015. „Die Erreichung des Klimaziels von durchschnittlich 95 g/km für neu zugelassene Pkw im Jahr 2020 erscheint somit quasi unmöglich, gleichzeitig wird es immer dringlicher, alternative Antriebe zu fördern.“, so mm-Projektmanager Gerd Retterath.

Elektro-Kaufprämie wenig genutzt – 540 Mio. € drohen zu verpuffen

Um die Verbreitung von Elektrofahrzeugen zu beschleunigen, bezuschusst die Bundesregierung neben dem Aufbau von öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur seit dem dritten Quartal 2016 den Kauf von neuen reinen Elektroautos mit 4.000 € bzw. Plug-in-Hybriden mit 3.000 €. Mit diesem Förderpaket mit einem Gesamtvolumen von 1,2 Mrd. € können – nach bisheriger Verteilung der Anträge (65% reine Elektroautos, 35% Plug-in-Hybriden) – insgesamt ca. 330.000 Stromer gefördert werden.

Die hälftig vom Staat und den Autokonzernen finanzierten Mittel können bis zum 30.06.2019 beantragt werden oder bis die Mittel aufgebraucht sind, je nachdem, welches Kriterium früher erreicht wird. Nach jetzigem Stand muss sich aber kein interessierter Autokäufer Sorgen machen, zu spät zu kommen: Seit der Einführung Q3/2016 bis Ende Q1/2018 sind erst 17 % abgerufen worden. Schreibt man das durchschnittliche Wachstum der Antragstellungen des Jahres 2017 fort (+30 % pro Quartal), würden bis zum Auslaufen der Förderung zum 30.6.2019 lediglich 55 % der Fördermittel beantragt. 540 Mio. € würden verpuffen, eine Summe, die fast doppelt so hoch ist wie der zweite, 300 Mio. € schwere, Fördertopf zur Verbesserung der Ladeinfrastruktur.

Um die gesamte Kaufförderung auszuschöpfen, müsste die Zahl der Anträge ab sofort doppelt so schnell wachsen wie 2017, d.h. von Quartal zu Quartal um +60 %. In diesem Szenario würde sich der Anteil von Elektroautos an allen Pkw-Neuzulassungen von aktuell 2 % innerhalb von gut einem Jahr bis Ende Q2/2019 mehr als versechsfachen auf ca. 13 %. Ein über-optimistisches Szenario, wenn man bedenkt, dass die Zahl der Förderanträge vom bislang stärksten Quartal Q4/2017 auf Q1/2018 zum ersten Mal seit Beginn des Förderprogramms sogar um ein knappes Viertel zurückging.

Folgt: Gesamtbetrachtung von Angebot, Nachfrage und Fördermaßnahmen notwendig