Auf dem Weg in die „Heißzeit“?

Die Reduktion von Treibhausgasen allein reicht nicht aus

Um die Chancen zur Vermeidung einer „Heißzeit“ zu verbessern, brauche es nicht nur eine entschlossene Minderung von Kohlendioxid- und anderen Treibhausgasemissionen. Auch erweiterte biologische Kohlenstoffspeicher, etwa durch ein verbessertes Wald-, Landwirtschafts- und Bodenmanagement, oder die Erhaltung der biologischen Vielfalt sowie Technologien, um der Atmosphäre Kohlendioxid zu ehen und unterirdisch zu speichern, können eine wichtige Rolle spielen, so die Autoren. Entscheidend sei jedoch, dass diese Maßnahmen auch durch grundlegende gesellschaftliche Veränderungen gestützt werden.

„Das Klima und andere Veränderungen zeigen uns, dass wir Menschen das Erdsystem bereits auf globaler Ebene beeinflussen. Das bedeutet auch, dass wir als internationale Gemeinschaft an unserer Beziehung zum System arbeiten können, um die zukünftigen planetarischen Bedingungen zu beeinflussen. Diese Studie identifiziert einige der Hebel, die dafür genutzt werden können“, schoss Katherine Richardson von Center for Macroecology, Evolution and Climate an der Universität Kopenhagen.

„Die Prozesse laufen bereits“, erklärte Werner Eckert, SWR-Umweltexperte auf tagesschau.de: „Das Eis in der Antarktis schmilzt, die Permafrostböden tauen, der Regenwald im Amazonas trocknet teilweise aus.“ Die Gefahr, dass diese Prozesse unumkehrbar werden, sei real.“Stellen Sie sich ein Auto vor, das einen Hang hinauf geschoben wird. Wenn das Auto einmal über die Kante rüber ist, dann rauscht es ab. Das ist das, was die Klimaforscher mit ihrer Analyse sagen wollen. Wir sind in der Phase, in der wir Menschen den  Klimawandel anschieben. Wir sehen im Nebel nicht genau, wo diese Kante ist, aber wir schieben wie die Blöden, indem wir Kohle, Öl und Gas verbrennen. Wenn wir es über die Kante hinüber geschoben haben, kippt es mit einer Wucht, der wir dann wenig entgegenzusetzen haben.“

Verantwortlich für den deutschen Jahrhundertsommer sei ein Jetstream, also ein Starkwindband in der Höhe, das sich wellenartig um die Nordhalbkugel schlängelt, erklärten Meteorologen in den vergangenen Wochen. Auch das sei eine Folge des Klimawandels, sagt Sven Plöger vom ARD Wetterstudio ebenfalls laut tagesschau.de. Denn wenn sich der Antrieb des Jetstreams verringere, weil die Temperaturunterschiede zwischen den Subtropen und der Arktis abnehmen, dann schwäche sich der Jetstream ab. „Dann kommt es darauf an, wo der Jetstream zum Stehen kommt. Je nachdem haben wir ständig sonniges oder ständig nasses Wetter mit viel Regen wie im vergangenen Jahr.“ Hitze und Regen mit Hochwasser seien zwei Seiten derselben Medaille.

Experiment mit ungewissem Ausgang

Neue Erkenntnisse erschüttern soeben die gängige Überzeugung vieler Forscher, dass die Klimaerwärmung bei zwei Grad gegenüber vorindustriellen Werten gestoppt werden könne. „Wir führen ein Experiment mit ungewissem Ausgang durch“, sagte der Leiter des Kieler Geomar, Mojib Latif der Tagesschau. „Deshalb würde ich dazu raten, das System so wenig wie möglich zu stören, so wenig Treibhausgase wie möglich ausstoßen, um nicht an diesen unumkehrbaren Punkt zu gelangen.“ Eckert bestätigte: „Selbst, wenn wir das Pariser Klimaabkommen umsetzen, könnte es sein, dass der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten wäre. Man müsste also über das hinausgehen, was im Klimaabkommen steht, und zwar relativ schnell.“

Politischer Handlungs-Appell ausgerechnet aus USA

Latif und Eckert verstehen die PNAS-Analyse deshalb laut Tagesschau in erster Linie als politischen Appell, der interessanterweise in den USA in Auftrag gegeben wurde, einem von einem Klimaskeptiker regierten Land. Doch Latif zweifelt auch daran, dass die deutsche Politik wirklich an der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens COP21 arbeite. Deutschlands Ziel für 2020, den CO2-Ausstoß um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu drücken, ist auch kaum noch zu erreichen.

In der Landwirtschaft müsse Deutschland laut Latif ebenfalls umdenken. Das sieht auch Umweltministerin Svenja Schulze so. Ein „Weiter so“ in der Landwirtschaft dürfe es nicht geben. Massentierhaltung und die intensive Bewirtschaftung von Feldern würden die ökologische Schieflage weiter verstärken. „Wenn wir in den nächsten Jahren nicht sehr viel tun, dann können wir danach nichts mehr ändern“, fasst Eckert das Fazit der Studie zusammen.

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