Deutsches Konsortium fördert Lithium in Bolivien

Industrialisierung von Lithiumvorkommen geplant

Die deutsche Nachfrage nach energierelevanten Rohstoffen aus dem Ausland verändert sich mit Blick auf die Umsetzung der Energiewende nachhaltig. Lithium-, Zinn- und Co. werden bzw. sind für die deutsche Energiesicherheit bereits wichtiger als Öl und Gas. Die jüngste Debatte um die Elektromobilität und die Zukunft Deutschlands als weltweit führende Autoindustrienation befeuert diese Diskussion noch einmal. Jetzt hat die bolivianische Regierung nach mehreren Medienberichten zwei deutsche Firmen als Partner für den Lithiumabbau ausgewählt: ACI-Systems und die K-UTEC AG.

Der Salar de Uyuni in den Anden im Südwesten Boliviens ist die derzeit größte bekannte Lagerstätte für Lithium. Um das Rohstoffvorkommen industriell zu nutzen, baut der bolivianische Staat eine Wertschöpfungskette auf. Als strategischen Partner für dieses Projekt hat das Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB) nach einem langen und intensiven Entscheidungsprozess im Auftrag der Regierung die deutschen Unternehmen ACI-Systems und K-UTEC AG ausgewählt.

Als elementarer Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien, der derzeit aussichtsreichsten Alternative für die Umsetzung der Elektroauto-Offensive, zählt Lithium zu den sehr begehrten Rohstoffen. Benötigt wird er darüber hinaus für die Akkus von Mobiltelefonen und Laptops sowie für Speichersysteme von Solarenergie. Das weltweit größte bekannte Vorkommen des als „weißes Gold“ bezeichneten Leichtmetalls befindet sich am Salar de Uyuni.

Allerdings weist das bolivianische Lithium einen geringeren Reinheitsgrad auf, wodurch die Exploration aufwändiger und damit potentiell teurer werden könnte. Der Uyuni-Salzsee gehört zu den größten Tourismusregionen Boliviens, die industrielle Erschließung von Lithium ist deshalb nicht unumstritten.

Diese Industrialisierung soll durch die Gewinnung und Herstellung von Rohstoffen aus Restsole, den Aufbau von Fertigungskapazitäten und die Produktion von Kathodenmaterial und Batteriesystemen in Bolivien sowie deren Vermarktung erfolgen. Für die Realisierung dieser Phase hat YLB acht internationale Konsortien eingeladen, entsprechende Vorschläge einzureichen. Dazu zählte die deutsche ACI-Systems GmbH. Die eingereichten Konzepte wurden von YLB intensiv geprüft, evaluiert und entsprechend den von YLB vorgegebenen Kriterien bewertet. Nach zahlreichen Iterations- und Diskussionsphasen hat das Staatsunternehmen am 20. April 2018 ACI-Systems als strategischen Partner für die
Industrialisierung ausgewählt. Das Unternehmen ist Mitglied der ACI Group. Die Unternehmensgruppe hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von innovativen und nachhaltigen Produktionslösungen für die Photovoltaik und die Fertigung von Batteriesystemen sowie auf die Gewinnung und Nutzung der Rohstoffe und Materialien für diese Bereiche spezialisiert.

Nach der Gewinnung sollen in der sogenannten Phase 2 aus dem verbleibenden Restsalz in der durch die Firma K-UTEC geplanten Lithiumproduktionsanlage, die sich aktuell in einer internationalen Ausschreibung befindet jährlich über 15.000 to Lithiumcarbonat gewonnen und vermarktet werden. Bolivien hofft darauf, bedeutender Akteur nicht nur in der Lithiumproduktion, sondern auch in der Verarbeitung zu werden und so Endkunden aus der Automobil- und Energiebranche anziehen zu können. Für die aktuelle sozialistische Regierung stellt Lithium eine strategische Ressource dar, die – genau wie andere Bergbauprodukte – im Besitz des bolivianischen Volkes verbleiben soll und durch staatliche Institutionen und Unternehmen im kollektiven Interesse gewonnen und genutzt wird. Inwieweit sich die jüngste Ankündigung des bolivianischen Verfassungsgerichts, dem amtierenden Präsidenten, gegebenenfalls eine zweite Wiederwahl zu ermöglichen, auf die Investitionsbereitschaft internationaler Unternehmen auswirkt, bleibt offen. Durch den Aufbau dieser bolivianisch-deutschen Partnerschaft erhält auch Deutschland Zugriff auf den begehrten Rohstoff Lithium.

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