Autobatterien: EU auf Vormarsch

„Strategische Rohstoffe“ und europäisches Recycling

Das Rennen um Lithium verdeutlicht die Ambitionen der EU im Bereich Rohstoffe, von denen erwartet wird, dass sie mit der Digitalisierung der Wirtschaft und dem Übergang zu saubereren Energieformen zunehmend „strategisch wichtig“ werden. Die Entwicklung bzw. Modernisierung der Bergbauaktivitäten in Europa inzwischen „von strategischer Bedeutung“, glaubt auch Šef?ovi?.

Er warnte: „Ich denke wirklich, dass wir, wenn es um die Frage der Abhängigkeit geht, in eine Situation geraten könnten, in der Rohstoffe zum neuen Öl werden.“ Die Europäer müssten daher „sehr wachsam“ sein, dass die heutige Abhängigkeit von importiertem Öl und Gas nicht durch eine Abhängigkeit von Lithium, Kobalt, Kupfer und anderen Rohstoffen ersetzt werde. Die Industrie warnt bei einem Elektroauto-Boom vor einer möglichen Rohstoffknappheit.

Neben der Wiederaufnahme des Bergbaus in Europa will die EU vor allem auch die Recyclingfähigkeit von Batterien verbessern, damit die darin enthaltenen Materialien leichter wiederverwertet werden können. Dafür ist wohl auch eine Überprüfung der zehn Jahre alten Batterierichtlinie vonnöten. Außerdem werden europaweit bindende Normen bei der Gestaltung von Autobatterien gefordert, damit diese leichter für das Recycling demontiert werden können.

Doch auch andere Batterien spielen eine große Rolle: Umicore, ein in Brüssel ansässiges Bergbauunternehmen, das sich mit dem Recycling und der Herstellung von Materialien für wiederaufladbare Batterien beschäftigt, erklärte, in Europa könnten demnächst theoretisch genügend Smartphonebatterien recycelt werden, um daraus etwa 4 Millionen neuen Batterien für Elektroautos herzustellen.

In Bezug auf Elektroautos sagte der Vizepräsident von Umicore, Guy Ethier, der wirtschaftliche Nutzen von derartigem Recycling werde „offensichtlich“, sobald die erste Generation von Elektrofahrzeugen in Massenproduktion in zehn Jahren das Ende ihres Lebenszyklus erreicht hat. Die Batterierückgewinnung hat einen eindeutigen „Geschäftsvorteil“ gegenüber der Neuproduktion, so Ethier. „Und wir sind natürlich auch bereit und offen, unsere Technologie an andere Orte auf der Welt zu exportieren, wo es entsprechende Altmaterialien gibt.“

EE verstärkt in E-Branche integrieren

Šef?ovi? erklärte im Interview, Erneuerbare Energien müssten verstärkt in die E-Auto-Branche integriert und der Elektrizitätsmarkt umgekrempelt werden, um die „Elektro-Revolution“ weiter voranzutreiben. Die Internationale Energieagentur erwartet, dass die Zahl der Elektrofahrzeuge auf den Straßen2030 weltweit etwa 40-mal höher sein wird als 2017. Somit dürfte auch die Verfügbarkeit von Altbatterien für das Recycling deutlich steigen.

Entsprechende politische Initiativen zur Batterierückgewinnung, -wiederverwendung und -recycling sollen im Rahmen des derzeitigen Mandats der Europäischen Kommission „vor Herbst 2019“ eingeleitet werden, kündigte Šef?ovi? an.

Globale politische Auswirkungen

Das zweite große Thema in der europäischen Batteriediskussion umfasst die Beziehungen zu Regionen, die bisher die Rohstoffe liefern – vor allem China und Afrika. Die Herausforderungen seien enorm, so Ethier. Sein Unternehmen und andere seien „sehr besorgt“ über „fragwürdige“ Arbeits- und Umweltstandards in einigen Bergbauregionen. Er erinnerte an den Kobaltabbau in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) und von Lithium in der südamerikanischen Atacama-Wüste.

Eine im November 2017 veröffentlichte Studie von Amnesty International zeigte „große schwarze Flecken“ in den Lieferketten von Elektronik- und Automobilunternehmen. Die NGO prangerte ebenfalls Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit dem Kobaltbergbau in der DRK an. Denn weltweit stammt mehr als die Hälfte des Kobalts, das eine Schlüsselkomponente in Lithium-Ionen-Batterien ist, aus der Demokratischen Republik Kongo. Rund 20 Prozent werden dabei von Hand in Minen abgebaut, heißt es im Amnesty-Bericht Time to Recharge.

Die Europäische Union ist sich der Kritik und der Probleme bewusst, hat es aber bisher versäumt, wirksame Maßnahmen zur Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen in den Zulieferländern zu ergreifen. „Wir wollen den neuen Impuls für eine neue EU-Afrika-Partnerschaft nutzen, um den nachhaltigen Bergbau zu fördern und faire Handelsbeziehungen im Rohstoffbereich aufzubauen,“ versprach Šef?ovi? allerdings.

Dies sei Teil der neuen „Partnerschaft auf Augenhöhe“ zwischen Europa und Afrika, die Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in seiner letzten Rede zur Lage der Europäischen Union angekündigt hatte. Mit der neuen Partnerschaft sollen rund 44 Milliarden Euro für Investitionsprojekte generiert werden, die mit Bestimmungen über fairen Handel und Menschenrechte verknüpft sind. Damit könne unter anderem sichergestellt werden, dass die Gewinne auch wirklich den lokalen Gemeinschaften zugute kommen, so der Plan.

Vor allem bedeutet dies aber auch, dass europäische Unternehmen, die in Afrika tätig sind, „bereit sein müssen, Steuern zu zahlen und eine Rolle in der lokalen Wirtschaft zum Nutzen der afrikanischen Länder zu spielen, indem sie ihr Know-how und ihre Investitionen einbringen,“ forderte Šef?ovi?.

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