Nachdenkliches zum Jahreswechsel 1 – Auslaufmodell Mensch

Unsere Zukunft sieht düster aus

Die Menschheit stehe am Scheideweg: Mit Klimawandel, künstlicher Intelligenz und Gentechnologie hätten wir Kräfte entfesselt, die wir vielleicht nicht mehr kontrollieren können. „Gelingt uns die Rettung vor uns selbst?“ fragte Peter Blunschi am 31.12.2018 im Schweizer News-Portal watson.

Allein in den letzten fünf Jahren habe sich die per Flugzeug zurückgelegte Strecke pro Kopf der Schweizer ungefähr verdoppelt. Sie sei heute länger als die, welche wir mit Zug und Auto zurücklegten, zitiert Blunschi Patrick Hofstetter, Leiter Klimapolitik beim WWF, vor kurzem. Die CO2-Emissionen der Luftfahrt machten rund 18 Prozent des schweizerischen Klimaeffekts aus. Eine Umfrage im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) zufolge stimmen 60 Prozent der Befragten der Aussage zu, wonach die Fliegerei das Klima aufheizt. Aber nur knapp ein Viertel habe in den letzten zwei Jahren aus ökologischen Gründen auf eine Flugreise verzichtet. Blunschi: „Wir verhalten uns wie unbelehrbare Raucher: Wir wissen, dass es schädlich ist, und tun es trotzdem.“

Von der Umfrage zum Umdenken (und erst recht zur Umkehr) sei es ein weiter Weg. Das zeige sich an den großen Klimakonferenzen wie zuletzt in Katowice (s.u.), wo Beschlüsse gefasst und nicht umgesetzt würden. Oder beim Trauerspiel um das CO2-Gesetz im schweizerischen Nationalrat. Selbst eine bescheidene Flugticketabgabe sei dort chancenlos gewesen, obwohl eine weitere SES-Umfrage gezeigt habe, dass viele dazu bereit wären – und, obwohl viele Nachbarn die Fliegerei mit einer Klimaabgabe belegt hätten. Denn der Klimawandel sei eine Realität. Der Weltklimarat betreibe keine Panikmache, wenn er in seinem im Herbst veröffentlichten Sonderbericht zu raschem Handeln mahne. Dennoch scheint es Blunschi (und nicht nur ihm) „fraglich, ob das Ziel einer maximalen Erderwärmung um 1,5 Grad zu erreichen ist. Möglich wäre es, die Mittel sind schon heute vorhanden. Aber es fehlt der Wille zu einem nachhaltigen Wandel.“

Mobilität und Stromerzeugung basierten nach wie vor in erster Linie auf fossilen Energieträgern: „So sind rund 1000 (!) neue Kohlekraftwerke geplant, obwohl Kohle der Klimakiller schlechthin ist. Viele Entwicklungs- und Schwellenländer beharren auf dem Primat der Wirtschaft. Die Industrieländer sind nicht besser, etwa Deutschland mit seiner ach so sauberen ‚Energiewende'“. Die Fossilen seien halt „dreckbillig – im wahrsten Sinn des Wortes“. Deshalb gelte die Devise“Nach uns die Sintflut“ – wiederum im wahrsten Sinn des Wortes. „Durch unser kurzsichtiges Verhalten könnten wir das Klimasystem auf eine Weise verändern, die uns teuer zu stehen kommen wird – auch das darf man mehr als nur wörtlich nehmen.“

Blunschi fragt sich und uns, „ob wir nicht Kräfte entfesselt haben, die wir nicht mehr kontrollieren können. Bislang hatten wir die Technologien im Griff. Nun überschreiten wir zunehmend Grenzen, hinter die es vielleicht kein Zurück geben wird, auch wenn wir unsere Irrtümer irgendwann einsehen.“ Das bezieht er nicht nur auf die Energie und die Klimakrise, sondern auch auf Gentechnik und künstliche Intelligenz. Auswege wären laut Blunschi die Bereitschaft zu einer gewissen Selbstbeschränkung und ein Wirtschaftssystem, das nicht Verschwendung belohnt, sondern Nachhaltigkeit.

Der watson-Autor sieht den Menschen als „eine vergleichsweise junge Spezies – die Bakterien etwa tummeln sich seit Milliarden von Jahren auf diesem Planeten“. Eigentlich hätten wir ja Potenzial und Kreativität, um die Erde lebenswert zu erhalten. Derzeit aber sehe es aber eher danach aus, als ob der Mensch als destruktivste Spezies in die Erdgeschichte einzugehen entschlossen sei. Blunschi sarkastisch: „Sofern das dann überhaupt noch irgend jemanden interessiert.“

->Quelle: watson.ch/auslaufmodell-mensch