2018 wärmstes Jahr in Deutschland seit Messbeginn 1881

Acht der neun heißesten Jahre lagen nach 2000

„Ganz im Zeichen des Klimawandels“, sah DWD-Pressesprecher Andreas Friedrich laut einer Medienmitteilung das Jahr 2018 – denn es habe sich nicht nur als das wärmste und sonnigste Jahr seit Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen präsentiert, sondern auch als eines der niederschlagsärmsten. Von April bis November verliefen alle Monate ausnahmslos zu warm, zu trocken und sonnenscheinreich, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2.000 Messstationen am 28.12.2018 meldete. Aber viel bedeutender: Acht der neun wärmsten Jahre in Deutschland liegen innerhalb des 21. Jahrhunderts. Das kann kein Zufall sein.

Niedrigwasser am Rhein bei Wiesbaden am 03.08.2018 – kein Pegel mehr – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

DWD-Vizepräsident Prof. Paul Becker: „Diese auffällige Ballung warmer Jahre zeigt ganz klar: Die Erwärmung ist ungebremst, der Klimawandel hat Deutschland im Griff.“ 2018 begann mit einem ungewöhnlich milden und sehr niederschlagsreichen Januar, mit gebietsweise großen Regenmengen im Südwesten. Im Februar und März zeigte sich der Winter mit zwei markanten wenn auch nur nur kurzen Kaltlufteinbrüchen. Anfang April schaltete das Wetter innerhalb weniger Tage von Winter auf Sommer um. April und Mai waren die wärmsten seit dem Beginn regelmäßiger Messungen. Im Mai und in den ersten beiden Juniwochen entluden sich vor allem im Süden und Westen zahlreiche schwere Gewitter, oft mit Hagel und starkem Regen. Davon blieben allerdings die meisten Regionen verschont, dort begann eine der größten Trockenheiten der deutschen Klimageschichte: Die Menschen erlebten im Juli und August eine der längsten und gewaltigsten Hitzeperioden. Sommerlich warme Tage mit viel Sonnenschein und katastrophale Regenarmut zogen sich bis in den November hin. Erst im Dezember ging die Dürre mit ergiebigen Niederschlägen zu Ende.

Wärmstes Jahr seit 1881

Mit 10,4 °C lag der Temperaturdurchschnitt um 2,2 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 – gegenüber 1981 bis 2010 immer noch 1,8 Grad plus. 2018 übertraf damit den bisherigen Rekordhalter 2014 um 0,1 Grad und ist das wärmste Jahr seit Messbeginn 1881. Heißester Ort war Bernburg an der Saale mit 39,5 °C am 31. Juli. Die kälteste Nacht meldete Reit im Winkl am 28. Februar mit -22,1 °C.

Extreme Trockenheit von Februar bis November

Mit rund 590 l/m² Regen erreichte 2018 nur 75 Prozent seines Klimawertes von 789 l/m². Damit gehört es zu den niederschlagsärmsten seit 1881. Von Februar bis November blieben zehn Monate in Folge zu trocken. Den insgesamt wenigsten Regen und Schnee erhielten einige Orte in Sachsen-Anhalt und Thüringen mit nur rund 250 l/m², den meisten das Oberallgäu und der Südschwarzwald mit örtlich über 1.800 l/m². Die größte Tagessumme fiel am 12. Juni in Mauth-Finsterau im Bayerischen Wald mit 166,5 l/m². Die höchste Schneedecke, abseits der Berggipfel, meldete Balderschwang im Oberallgäu am 13. Februar mit 142 cm.

Sonnenschein-reichstes Jahr seit Messbeginn 1951

Mit etwa 2020 Stunden registrierte der DWD das sonnenscheinreichste Jahr seit Beginn von Aufzeichnungen 1951. Die Sonne zeigte sich am längsten im Berliner Raum (einige Meldungen nannten auch die auf der Greifswalder Oie), am wenigsten im Sauerland mit weniger als 1750 Stunden.

Das Wetter in den Bundesländern (In Klammern jeweils die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961 bis 1990)

  • Schleswig-Holstein gehörte mit 10,1 °C (8,3) zu den vergleichsweise kühlen Bundesländern. Der Niederschlag summierte sich auf knapp 580 l/m² (788) und der Sonnenschein auf etwa 1.925 Stunden (1.567). In Hamburg wurde ein Temperaturmittel von 10,8 °C (8,8) erreicht. Dabei fielen rund 520 l/m² (750). Hamburg war mit gut 1.895 Stunden (1.507) das sonnenärmste Bundesland. In Eggebek, südlich von Flensburg, lagen am 1. März 40 cm Schnee, der durch den sogenannten „Lake-Effekt“*) gefallen war.
  • Niedersachsen und Bremen meldeten etwa 505 l/m² (746). Die Temperatur lag im Jahr 2018 im Mittel bei 10,7 °C (8,6). Beim Sonnenschein wurde mit rund 1.940 Stunden (1.456) der Rekord von 1.959 mit 1.899 Stunden deutlich übertroffen. Bremen gehörte mit 11,0 °C (8,9) zu den wärmsten Regionen in Deutschland. Die Sonnenscheindauer war mit rund 1.980 Stunden (1.474) um 50 Stunden höher als im Rekordjahr. In Bremen fielen gut 515 l/m² (727) Niederschlag.
  • Mit 10,2 °C (8,2) gehörte Mecklenburg-Vorpommern zu den vergleichsweise kühlen und mit rund 440 l/m² (595) zu den niederschlagsarmen Bundesländern. Außerdem meldete Mecklenburg-Vorpommern mit beinahe 2.085 Stunden (1648) einen neuen Sonnenscheinrekord. Tief verschneit präsentierte sich der Ostersonntag (1. April) im größten Teil des Bundeslandes: In Gersdorf, westlich von Rostock, lagen 35 cm Schnee.
  • In Brandenburg und Berlin war 2018 ein Jahr der Rekorde: Sowohl bei der Temperatur mit 10,9 °C (8,7) als auch beim Niederschlag mit weniger als 390 l/m² (557) sowie beim Sonnenschein mit über 2.180 Stunden (1.634) traten neue bemerkenswerte Spitzenwerte auf. Auch Berlin konnte mit 11,4 °C (9,1) und beinahe 2.165 Stunden (1.635) neue Rekorde verzeichnen. Außerdem gehörte es mit nur knapp 400 l/m² (573) zu den Bundesländern mit dem wenigsten Nieder-schlag. Ein riesiger, durch die extreme Trockenheit am 23. August beförderter Großbrand vernichtete südlich von Potsdam mehr als 200 Hektar Wald.
  • Sachsen-Anhalt: 2018 brach die alten Rekorde bei Temperatur und Sonnenschein: Mit 10,9 °C (8,7) war es um 0,2 Grad wärmer als 2014 und mit etwa 2.110 Stunden (1.522) um fast 100 Stunden sonniger als 2003. Mit nur rund 360 l/m² (547) war Sachsen-Anhalt das trockenste Bundesland. Sturmtief „Friederike“ forderte am 18. Januar in Sachsen-Anhalt zwei Menschenleben. Am 17. März türmten Schneeverwehungen die weiße Pracht stellenweise meterhoch auf. Der bundesweit heißeste Ort des Jahres war Bernburg an der Saale mit 39,5 °C am 31. Juli. Im Herbst konnte auf der Elbe wegen Niedrigwassers oft kein Schiff mehr fahren.
  • Sachsen: Die alten Spitzenwerte der Temperatur von 2014 mit 10,1 °C und des Sonnenscheins von 2003 mit 2.031 Stunden wurden 2018 mit 10,4 °C (8,1) und fast 2.060 Sonnenstunden (1.549) überboten. Der Niederschlag betrug gut 475 l/m² (699). Am 24. Mai fielen in Bad Elster-Sohl bei heftigen Gewittern 155 l/m².
  • Thüringen: Mit 10,1 °C (7,6) verlief 2018 um 0,3 Grad wärmer als beim bisherigen Rekord von 2014. Thüringen kam auf knapp 520 l/m² (700) und war mit rund 1.900 Stunden (1.486) das zweitsonnenscheinärmste Bundesland.
  • Nordrhein-Westfalen stellte mit 11,0 °C (9,0) den Rekord von 2014 ein. Bei gut 605 l/m² (875) schien die Sonne etwa 1.930 Stunden (1.440 Stunden). Beim Durchzug des Sturmtiefs „Friederike“ am 18. Januar kamen in NRW drei Menschen ums Leben. Am 16. Mai richtete ein Tornado der Stärke F2 (181 bis 253 km/h) bei Viersen erhebliche Schäden an. Ein am 7. August durch die Trockenheit entstandener Großbrand bei Siegburg zerstörte mehrere Häuser und verletzte 40 Personen.
  • Hessen: Der im Jahr 2014 mit 10,3 °C aufgestellte Temperaturrekord wurde 2018 mit 10,6 °C (8,2) wieder gebrochen. Der Niederschlag kam auf knapp 580 l/m² (793) und der Sonnenschein auf fast 1970 Stunden (1459). Das Sturmtief „Fabienne“ verursachte am 23. September besonders im Raum Darmstadt große Schäden.
  • Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz erreichte mit 10,8 °C (8,6) einen neuen Temperaturrekord. Die Meteorologen ermittelten außerdem gut 670 l/m² (807) und etwa 2.030 Sonnenstunden (1.507). Im Herbst konnte man wegen Niedrigwassers teilweise im Flussbett des Rheins spazieren gehen.
  • Saarland: Mit 10,9 °C (8,9) war 2018 hier das wärmste Jahr seit Beginn regelmäßiger Messungen. Das Saarland war mit rund 925 l/m² (945) das niederschlagsreichste Bundesland. Sie Sonne zeigte sich etwa 2.015 Stunden (1.571).
  • Baden-Württemberg: In Baden-Württemberg lag die Temperatur im Jahr 2018 mit 10,4 °C (8,1) um 0,3 Grad höher als beim alten Temperaturrekord 2014. Niederschlag fiel gut 745 l/m² (980) und die Sonne schien mehr als 2.005 Stunden (1.607).
  • Bayern: Obwohl kühlstes Bundesland, stellte der weißblaue Freistaat mit 9,9 °C (7,5) einen neuen Temperaturrekord auf und überbot den alten von 2014 um 0,3 Grad. Bei gut 745 l/m² (940) Niederschlag lag die Sonnenscheindauer bei mehr als 2.030 Stunden (1595). In Bayern registrierte der DWD 2018 die tiefste Temperatur und die größte 24stündige Niederschlagsmenge: Am 28. Februar meldete Reit im Winkl -22,1 °C, und am 12. Juni fielen in Mauth-Finsterau im Bayerischen Wald 166,5 l/m². Sturmtief „Fabienne“ tobte am 23. September besonders in Franken und hinterließ dort große Schäden.

„Hier spielt der Klimawandel eindeutig eine entscheidende Rolle“, sagte Tim Staeger, Meteorologe beim Hessischen Rundfunk laut tagesschau.de. Und Becker: „Hinter uns liegt ein außergewöhnliches Wetterjahr. 2018 war mit 10,4 Grad Celsius das wärmste Jahr seit dem Beginn deutschlandweiter Wetterbeobachtungen im Jahr 1881. Das ist ein trauriger Rekord“.

*)Der Lake Effect ist ein meteorologischer Effekt, der vor allem im Gebiet der Großen Seen in Nordamerika auftritt. Oft verursacht er intensiven Niederschlag, meist in Form von Schnee. Dieser wird dann als Lake Effect Snow oder Snowsquall bezeichnet. Eine deutsche Bezeichnung für dieses Phänomen gibt es nicht. (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Lake_Effect)

->Quellen und weitere Informationen: