„Convenient Truths“

Zusammentreffen von Rechtspopulismus und Klimaskepsis kein Zufall

Probst und Pelletier (PP – Die Zeit) fragten damals, ob Trump und Klimaskepsis – also das zeitliche Zusammentreffen des weltweit erstarkenden Rechtspopulismus und die Zweifel an der zunehmenden Erderwärmung – Zufall seien und verneinen das, obwohl sie „bisher kaum zusammen gelesen“ würden. Denn in Wirklichkeit seien „das globale Versagen, Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe zu ergreifen, und der erstarkende Rechtsnationalismus zwei Seiten derselben Medaille“. Der seit Jahren um den Klimawandel ablaufende Informationskrieg sei nur so zu verstehen. Ein Krieg, der in Amerika mit den Desinformationskampagnen begonnen habe, die den anthropogenen Ursprung des Klimawandels bestritten (PP: „Seinen vorläufigen Höhepunkt fand er mit den russischen Fake-News-Kampagnen zugunsten Donald Trumps im amerikanischen Wahlkampf“), ein Krieg gegen die demokratische Öffentlichkeit und deren konstitutiven Glauben an die rationale Diskussion.

2013 musste sich in Deutschland die FDP scharfe Kritik anhören (solarify.eu/klimaskeptiker-neigen-zu-verschwoerungstheorien): Obwohl das bisherige neoliberale Wirtschaftsmodell „direkt in die Klimakatastrophe“ führe, gebe es ein Interesse, „den ganzen Klimawandel als Unsinn, Schwindel oder kommunistische Verschwörung zu verteufeln.“ Eine australische Studie in „Psychological Science“ („Die NASA hat die Mondlandung vorgetäuscht – daher ist (Klima-)Wissenschaft ein Schwindel – eine Anatomie der motivierten Ablehnung von Wissenschaften“, von Stephan Lewandowsky, Klaus Oberauer, Gilles E. Gignac, Gilles E. Gignac.“) belegte damals schon, dass das Phänomen Klimawandel-Leugnung häufiger bei Vertretern neoliberaler Überzeugungen auftritt. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Um zu erklären, wie der Boden für die Manipulation bereitet wurde, gingen die Zeit-Autoren weit zurück: In den siebziger Jahren sei die alte Industriegesellschaft von der Kommunikationsgesellschaft abgelöst worden; mehr und mehr habe Wertschöpfung auf Produktion, Austausch und Auswertung von Information und Wissen beruht. Die Folge: Die alten, historisch gewachsenen Bindungen hätten sich aufgelöst. „Das vormals durch die Fabrik, Gewerkschaften, Vereine und Parteien in die Gesellschaft eingegliederte Individuum muss nun selbst sehen, wie es inmitten der anschwellenden Informationsflut neue Bindungen aufbaut.“ Massenmedien seien aber nicht nur Transporteure von Informationen sondern mehr und mehr „Umgebungen, in denen wir leben“. Wer beeinflussen wolle, müsse die Medienumgebung „verändern, im Idealfall: eine Echokammer konstruieren, in der die Vielzahl der Stimmen einen gemeinsamen Ursprung kennen und einen gemeinsamen Inhalt haben. Dann erlangen Informationen, auch wenn sie falsch sind, eine Art Stimmigkeit, die es erlaubt, die psychischen und sozialen Verhaltensweisen des Einzelnen in der Kommunikationsgesellschaft weitreichend zu manipulieren.“

Tagesspiegel: Zwei-Schritte-Strategie

Maria Fiedler vom Berliner Tagesspiegel hat die Studie gelesen und mit AfD-Klimaleugnern gesprochen. Unter dem Titel „Netzwerk der Leugner“ beschreibt sie zwei Schritte der Klimazweifel-Strategie: Schritt eins der Strategie sei, den breiten wissenschaftlichen Konsens als bloße Meinung hinzustellen. So werde zum Beispiel behauptet, die deutsche Regierung unterschlage die „die positive Wirkung des CO2 auf das Pflanzenwachstum und damit auf die Welternährung. Klimaforscher Rahmstorf sagt, die AfD habe im Bundestagswahlkampf „uralte Argumente von Exxon Mobile aus den 80er Jahren recycelt, die längst widerlegt sind.“ Schritt zwei der Rechtspopulisten sei die Kritik am Klimaschutz, der ja aus ihrer Sicht überflüssig sei. Daher sei die Energiewende eine große Geldumverteilungsmaschine von unten nach oben. Und sie zerstöre unseren Wohlstand – Vorbehalte, wie sie viele Populisten in Europa vorbrächten: Sie kritisierten Klimapolitik als sozial unfair, wirtschaftlich schädlich, schlecht für die Umwelt – und schlicht unnötig.

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