Mehr als 14.000 Wissenschaftler pro Klima-Schulstreik

Teilnehmer der Pressekonferenz von Scientists4Future: Jakob Blasel, Luisa Neubauer (beide Fridays for Future), Eckart von Hirschhausen (Arzt, Moderator), Maja Göpel (Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, WBGU), Karen Helen Wiltshire (stellv. Direktorin Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, AWI), Volker Quaschning (HTW Berlin) – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Anhang: Einige wichtige Fakten zur Übersicht

  1. Weltweit ist die Durchschnittstemperatur bereits um etwa 1 °C angestiegen (relativ zu 1850–1900), wovon die Hälfte allein in den letzten 30 Jahren erfolgte.
  2. Der Temperaturanstieg ist nahezu komplett auf die von Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen zurückzuführen.
  3. Bereits mit der aktuellen Erwärmung sind wir in vielen Regionen mit häufigeren und stärkeren Extremwetterereignissen und deren Folgen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen, Dürren, Überschwemmungen und Waldbränden konfrontiert.
  4. Die globale Erwärmung ist zudem eine Gefahr für die menschliche Gesundheit und Leben. Diese werden durch die direkten Auswirkungen des Klimawandels, z.B. erhöhtem Hitzestress, Überschwemmungen, Dürre und die erhöhte Häufigkeit heftiger Stürme, beinträchtigt, aber auch indirekt durch Ernährungsunsicherheit, die Verbreitung von Krankheitsüberträgern und psychische Erkrankungen.
  5. Falls die Weltgemeinschaft die vom Pariser Abkommen angestrebte Beschränkung der Erwärmung auf 1,5 °C verfehlt und es zu einer Erwärmung von 2 °C oder mehr kommt, ist in vielen Regionen der Welt mit erheblichen Klimafolgen für Mensch und Natur zu rechnen.
  6. Um mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Erwärmung von 1,5 °C nicht zu über-schreiten, müssen die Nettoemissionen sehr rasch sinken und in den nächsten 30 Jahren weltweit auf null reduziert werden.
  7. Stattdessen steigen die CO2-Emissionen weiter. Mit den Vorschlägen, die weltweit derzeit auf dem Tisch liegen, wird die Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts wahrscheinlich bei über 3 °C liegen und anschließend weiter zunehmen.
  8. Bei derzeitigen Emissionen reicht das verbleibende CO2-Emissionsbudget der Menschheit für den 1.5-Grad-Pfad für etwa 10 Jahre, für den 2-Grad-Pfad für etwa 25–30 Jahre. Anschließend leben wir von einem „CO2-Überziehungskredit“, d. h. die Treibhausgase sollen von den heute lebenden jungen Menschen unter großen Anstrengungen wieder aus der Atmosphäre entfernt werden. Gelingt dies nicht, werden viele nachfolgende Generation unter den gravierenden Folgen der Erderwärmung leiden.
  9. Bei einer weiteren Erwärmung der Erde werden gefährliche klimatische Kipp-Punkte des Erdsystems, d. h. sich selbst verstärkende Prozesse, immer wahrscheinlicher.
  10. Die Ozeane nehmen rund 90 % der zusätzlichen Wärme auf und haben etwas 30 % des bisher emittierten CO2 aufgenommen. Die Konsequenzen sind Meeresspiegelanstieg, Verlust von Meereis, Versauerung und Sauerstoffmangel im Ozean. Die konsequente Umsetzung der Ziele des Pariser Abkommens ist essentiell, um Mensch und Natur zu schützen, und den Verlust von marinen Arten und Lebensräumen, besonders den akut gefährdeten Korallenriffen, zu begrenzen.
  11. Die Erderwärmung ist nicht die einzige Gefährdung der menschlichen Lebensgrundlagen durch Überschreitung der planetaren Grenzen. Während die Klimagrenze erst in einigen Jahren überschritten wird, sind die Grenzen der Zerstörung genetischer Vielfalt (Biodiversität) und des Phosphor- und Stickstoffkreislaufs bereits heute kritisch überschritten.
  12. Zurzeit findet das größte Massenaussterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit statt. Weltweit sterben Arten derzeit 100- bis 1000-mal schneller aus als vor dem Beginn menschlicher Einflüsse. In den letzten 500 Jahren sind über 300 Landwirbeltierarten ausgestorben; die untersuchten Bestände von Wirbeltierarten sind zwischen 1970 und 2014 im Durchschnitt um 60 % zurückgegangen.
  13. Die Gründe für den Rückgang der Biodiversität sind Lebensraumverlust durch Ausweitung von Landwirtschaft und Entwaldung, Übernutzung in Form von Übersammlung, Überfischung und Überjagung, sowie invasive Arten. [Hoffmann et al. 2010] Die Erderwärmung kommt hinzu: Bei unveränderten CO2-Emissionen könnten bis 2100 z. B. aus dem Amazonasbecken oder von den Galapagosinseln die Hälfte der Tier- und Pflanzenarten verschwinden.
  14. Auch der Verlust an landwirtschaftlicher Nutzfläche und Bodenfruchtbarkeit sowie die irreversible Zerstörung von Artenvielfalt und Ökosystemen gefährden die Lebensgrundlagen und Handlungsoptionen heutiger und kommender Generationen.
  15. Insgesamt besteht durch unzureichenden Schutz der Böden, Ozeane, Süßwasserressourcen und Artenvielfalt bei gleichzeitiger Erderwärmung als „Risikovervielfacher” die Gefahr, dass Trinkwasser- und Nahrungsmittelknappheit in vielen Ländern soziale und militärische Konflikte auslösen oder verschärfen und zur Migration größerer Bevölkerungsgruppen beitragen.
  16. Eine nachhaltige Ernährung mit starker Reduzierung unseres Fisch-, Fleisch- und Milchkonsums und eine Neuausrichtung der Landwirtschaft auf ressourcenschonende Lebensmittelproduktion sind für den Schutz des Klimas, der Land- und Meeresökosysteme notwendig. Nutztierhaltung erzeugt auf über vier Fünftel der landwirtschaftlichen Nutzfläche weniger als ein Fünftel der weltweit konsumierten Kalorien und hat einen erheblichen Anteil am Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase.
  17. Eine Nahrungsumstellung hin zu pflanzenbasiertem Essen bietet zudem für Millionen Menschen große Gesundheitsvorteile durch Schutz vor Herzinfarkt, Schlaganfall, einigen Krebsarten und Zuckerkrankheit.
  18. Die direkten staatlichen Subventionen für fossile Brennstoffe betragen jährlich mehrere 100 Milliarden US-Dollar. [Jakob et al. 2015] Berücksichtigt man zusätzlich noch die nicht durch Steuern ausgeglichenen Sozial- und Umweltkosten (vor allem Gesundheitskosten durch Luftverschmutzung), wird die Nutzung fossiler Brennstoffe nach Schätzung von Experten des Internationalen Währungsfonds IMF weltweit gar mit rund 5 Billionen US-Dollar pro Jahr unterstützt; das sind 6,5 % des Welt-Bruttoinlandsproduktes von 2014.
  19. Stark sinkende Kosten und steigende Produktionskapazitäten für bereits eingeführte Energietechnologien machen eine Abkehr vom fossilen Energiesystem hin zu einem vollständig auf erneuerbaren Energien basierenden Energiesystem bezahlbar und schaffen neue ökonomische Chancen.
  20. CO2-Abgaben können z. B. durch Steuererleichterungen für besonders betroffene Haushalte oder kompensierende Barauszahlung der Einnahmen an die Bürgerinnen und Bürger sozialverträglich gestaltet werden.

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