Erdöl- und Erdgasindustrie klagt: „Können mehr zur Energiewende beitragen, als viele glauben“

„Moderne Energielandschaft profitiert von heimischer Produktion“

Der Klimawandel wartet nicht – Erdgasreklame in Berlin – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Die deutsche Erdöl- und Erdgasindustrie will die heimische Förderung wieder erhöhen. Der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. (BVEG) begrüßt in einer Medienmitteilung, dass die Bundesregierung beim Umbau der deutschen Energielandschaft „nunmehr spürbar auf eine Integration von Erneuerbaren Energien und konventionellen Energieträgern setzt“. Der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie angestoßene Dialogprozess „Gas 2030“ sei neben dem zu erwartenden Klimaschutzgesetz ein wichtiger Meilenstein für eine integrierte Betrachtung, wie nachhaltig CO2 eingespart werden und gleichzeitig Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit für die Verbraucher erhalten bleiben könne.

Erdgas unverzichtbar für Klimaschutz

„Die Diskussionen um den Kohleausstieg haben deutlich gemacht, dass Erdgas noch für Jahrzehnte gebraucht wird, auch wenn zukünftig zunehmend Erneuerbares Methan und auch Wasserstoff eine Rolle spielen werden. Die gleiche Dynamik gilt für Erdöl als wichtiger Rohstoff für die Industrie und den Alltag vieler Menschen“, so BVEG-Hauptgeschäftsführer Ludwig Möhring anlässlich eines  Jahrespressegesprächs.

Als rohstoffarmes und damit importabhängiges Land sei Deutschland gut beraten, die heimischen Potenziale zu heben. Während die Erdölförderung auf konstantem Niveau verbleibt, ist die Erdgasproduktion seit Jahren rückläufig. Sie deckt aktuell noch etwa sieben Prozent des Bedarfs. „Wir können mehr! Wir stehen bereit, wieder mehr zu produzieren in Deutschland. Damit leisten wir einen wertvollen Beitrag zur sicheren Energieversorgung, der wegen der verbrauchsnahen Produktion eine günstige CO2-Bilanz aufweist.

Die heimische Förderung hat Zukunft, denn sie trägt zum Erreichen der Klimaschutzziele bei“, betont Möhring. Sie halte Arbeitsplätze, Technologie und Innovationspotenzial in Deutschland, das auch den Zugang zu internationalen Energiequellen schafft. Die Erdgas- und Erdölproduzenten seien mit kritischen Fragen insbesondere zu Verantwortung und Umweltschutz im Zusammenhang mit ihren Projekten konfrontiert. „Wir sind damit nicht allein. Viele Infrastrukturprojekte, ob Stromtrassen, Bahnstrecken oder Wasserversorgung, werden von Widerständen begleitet. Wir sind dabei, unser Engagement für Umweltschutz und Sicherheit noch aktiver und sichtbarer in den öffentlichen Diskurs einzubringen. Dafür haben wir die „Transparenzinitiative Umwelt“ ins Leben gerufen. Wir wollen den Menschen im aktiven Dialog die Relevanz unserer Aktivitäten aufzeigen und das Bewusstsein dafür stärken. Wesentlich für die Akzeptanz zukünftiger Aktivitäten ist die frühzeitige Einbeziehung der Bürger in die Vorhaben, aber auch der breite gesellschaftliche Konsens über deren Sinnhaftigkeit“, so Möhring. Der von der Bundesregierung eingeschlagene Weg zur Erreichung der Klimaschutzziele ist dabei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

„Ohne Fracking Wachstum nicht möglich“ – Wachsende Widerstände gegen Gasförderung

„Wir müssen den negativen Trend umkehren“, sagte Möhring weiter laut Hannoversche Allgemein Zeitung (HAZ). „Wir können mehr zur Energiewende beitragen, als viele glauben“, sagte Möhring<. Zuletzt ist die Fördermenge in Deutschland deutlich gesunken: 2003 wurden rund 3,8 Millionen Tonnen Öl aus dem Boden gepumpt – im vergangenen Jahr war es fast die Hälfte weniger. Beim Erdgas schrumpfte die Menge im gleichen Zeitraum sogar um zwei Drittel auf 6,3 Milliarden Kubikmeter. Damit decke die Gasförderung nur noch 7 Prozent des heimischen Bedarfes, sagte Möhring. Verantwortlich für den Rückgang seien die wachsenden Widerstände in der Bevölkerung und in der Politik gegen neue Bohrungen.

Mehr Dialog gesucht

Die Erdöl- und Erdgasindustrie sieht sich hier in einer ähnlichen Lage wie die Betreiber von Stromtrassen, die Deutsche Bahn oder Wasserverbände. Sobald die Planung eines größeren Infrastrukturprojektes Konturen annehme, komme es zu Protesten, hieß es. Der BVEG und seine rund 80 Mitgliedsunternehmen wollten künftig stärker auf die betroffenen Bürger zugehen und den Dialog suchen, sagte Möhring: „Wir müssen raus aus der ideologisierten Debatte, dass jeder andere Energieträger außer den Erneuerbaren Energien zu verhindern ist.“

Denn: Trotz der ausgerufenen Energiewende bewege sich der Verbrauch in Deutschland weiterhin auf dem Niveau von 1990 – nur die Anteile zwischen den Sektoren Industrie, Verkehr, Gewerbe und private Haushalte hätten sich leicht verschoben, so Möhring. Die Erneuerbaren Energien trügen bisher nur 14 Prozent zum gesamten Verbrauch bei, die CO2-Emissionen verharrten auf dem Niveau von 2010. „Das zeigt, dass der Ausbau von Windkraft- und Solaranlagen schon den Ausstieg aus der Atomkraft nicht kompensieren kann“, sagte Möhring.

Der BVEG-Einschätzung zufolge wird es sehr schwer, den Anteil der Erneuerbaren Energien am Gesamtverbrauch dermaßen zu steigern, wie es zur Erreichung des Klimaschutzziels nötig wäre. Deshalb führe an wachsendem Einsatz von Erdgas kein Weg vorbei, sagte Möhring. Das gelte für die Stromproduktion, aber auch für den Verkehr und die Wärmeversorgung. Diese kennen aber ihre Grenzen: Laut BVEG belaufen sich die deutschen Gasreserven aktuell auf 50 Milliarden Kubikmeter – 2016 waren es noch 30 Prozent mehr. Der Grund dafür ist offenbar, dass die Unternehmen zunehmend daran zweifeln, ob sie künftig noch die Fracking-Methode nutzen können, bei der Wasser mit hohem Druck in den Untergrund gepresst wird, um das umliegende Gestein hydraulisch aufzubrechen. „Ohne Fracking ist ein erhebliches Wachstum beim Erdgas nicht ohne weiteres möglich“, sagte Möhring.

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