DUH-Vorwürfe gegen KBA

Angesichts fortlaufenden Abgasbetruges von Porsche- und Audi seit Jahren tatenlos

Straßen-Abgasmessungen des Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) der Deutschen Umwelthilfe zeigten extreme Stickoxidwerte bei Dieselmodellen der Hersteller Porsche und Audi. Das veröffentlichte die DUH am 02.07.2019 in Berlin als Medienmitteilung. Demnach weisen die geprüften Porsche-Diesel-Pkw der Abgasnorm Euro 5 und Euro 6 extrem hohe Schadstoffemissionen auf, doch das Kraftfahrt-Bundesamt ordnete bisher keinen Rückruf an (laut der ARD-Dokumentation „Der Fall Audi – ‚wenn das auffliegt, sind wir auch tot'“ vom 01.07.2019 antworteten weder das KBA noch das BMVI auf Anfragen, bzw. Interviewbitten). Der von Audi und Porsche gemeinsam genutzte Diesel-Motor EA897 zeigte in unterschiedlichen Modellen extrem hohe Stickoxid-Emissionen im realen Fahrbetrieb. Die DUH forderte kurzfristige Hardware-Nachrüstungen für diese besonders schmutzigen Diesel von Porsche und Audi auf Kosten der Hersteller.

Der Fall Audi – Screenshot © ARD.de

Die DUH hat in ihrem EKI in den vergangenen Monaten weitere Abgasmessungen bei Porsche- und Audi- Diesel-Modellen im realen Betrieb auf der Straße durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Fahrzeuge mit dem federführend von Audi für den VW-Konzern entwickelten 3.0 Liter Motor EA897 einen extrem hohen Ausstoß der gesundheitsschädlichen Stickoxide (NOx) aufwiesen. Damit bewegten sich Porsche und Audi-Diesel-Pkw mit demselben Motor auf einem extremen Niveau der NOx-Grenzwertüberschreitungen.

Die gesundheitsschädlich hohen NOx-Emissionen bei Luxus-Diesel-Limousinen und Edel-Geländewägen mit 3,0 und 4,2 Liter Motoren seien dem BMVI auch aufgrund von Realabgasmessungen der DUH seit mehr als drei Jahren bekannt. Die Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und sein Nachfolger Andreas Scheuer haben aber bislang ihre schützende Hand über die beiden süddeutschen Hersteller gehalten.

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: „Die Fernsteuerung dieser Bundesregierung durch die Autokonzerne hält unvermindert an. Und die Hersteller sehen offensichtlich auch keinen Grund, den insgesamt elf Millionen betroffenen Besitzern von Diesel-Pkw mit einer nicht funktionierenden Abgasanlage zu helfen. Warum auch? Ihr Repräsentant im Bundeskabinett, Cheflobbyist Andreas Scheuer, verhindert amtlich angeordnete Rückrufe mit wirksamen Hardware-Nachrüstungen. Gleichzeitig verweigert er den betrogenen Autokäufern Hilfe vor Gericht, indem er die Dokumente zu den festgestellten Abschalteinrichtungen in den Fahrzeugen nicht veröffentlicht. Und das, obwohl die DUH in mehreren Verfahren rechtskräftige Verurteilungen zur Offenlegung der entsprechenden Akten erstritten hat“.

Anstatt das KBA anzuweisen, die betrügerisch agierenden Hersteller Audi und Porsche zu wirksamen Hardware-Nachrüstungen aller ausgelieferter Euro 5 und Euro 6a-c Diesel-Fahrzeuge zu verpflichten, versteht sich das KBA als Wirtschaftsförderagentur der Autoindustrie und behindert sogar fortgesetzt die Ermittlungen diverser Staatsanwaltschaften. Axel Friedrich, Wissenschaftlicher Leiter des EKI: „Wieso werden durch das Kraftfahrt-Bundesamt nur defekte Airbag-Sensoren über angeordnete Rückrufe in einen gesetzeskonformen Zustand versetzt und nicht auch betrügerische Abgasreinigungen?“.

BMVI und KBA stecken den Kopf in den Sand

Knapp vier Jahre nach Bekanntwerden des Diesel-Abgasskandals und drei Jahre, seitdem die Behörden detailliert über den Betrug durch Audi und Porsche informiert seien, wurde für viele Euro 5 und Euro 6 Diesel-Modelle von Porsche wie Audi noch kein amtlicher Rückruf angeordnet und die Kunden seien nicht über das Vorhandensein illegaler Abschalteinrichtungen informiert worden.

Die durch das EKI durchgeführten Abgasmessungen mehrerer Porsche- und Audi-Modelle mit dem EA897 Motor bei unterschiedlichen Außentemperaturen zeigen gerade für das Winterhalbjahr nochmals erhöhte Abgaswerte im realen Straßenbetrieb. Dies zeigen die DUH-Messungen an einem Porsche Panamera. Der gesetzliche NOx-Grenzwert für Euro 5 Diesel-Pkw liegt bei 180 mg NOx/km. Das Fahrzeug wies mit einem NOx-Ausstoß von durchschnittlich 1.498 mg/km eine 8,3-fache Grenzwertüberschreitung auf. Die Messungen erfolgten bei Außentemperaturen zwischen +10 und +14 Grad Celsius.

Die zwei untersuchten Porsche Cayenne Modelle mit dem Motor EA897evo, Euronorm 6, für die maximal ein NOx-Ausstoß von 80 mg/km erlaubt ist, überschreiten den geltenden Grenzwert um das 3,6- bzw. 4,2-fache. Besonders auffällig ist auch die Veränderung des Emissionsverhaltens im Sportmodus des Fahrzeugs. Bei gleicher Fahrweise und gleichen Randbedingungen stößt das Fahrzeug im Sportmodus annähernd doppelt so viel NOx aus wie im Normalmodus.

Auch das vom KBA angeordnete Software-Update sorge nicht dafür, dass der Grenzwert eingehalten werde: Ein getesteter Porsche Cayenne, Abgasnorm Euro 6 überschreitet bei +10 bis +16 Grad Celsius mit durchschnittlich 191 mg NOx/km nach dem Software-Update den Grenzwert immer noch um das 2,4-fache. Die gemessenen CO2-Emissionen weichen bei diesem Modell weit von der Herstellerangabe ab. Das Fahrzeug ist mit 179 g CO2/km zugelassen, im Realbetrieb auf der Straße liegt der Verbrauch jedoch bei durchschnittlich 241 g CO2/km, was einem Mehrverbrauch von rund 35 Prozent entspricht.

Neben dem bereits von der DUH in 2017 untersuchten Audi A8 4.2 TDI Euro 6 Diesel-Pkw, der im EKI bislang als Negativ-Spitzenreiter mit durchschnittlich 1.422 mg NOx/km gemessen wurde, zeigen auch weitere neue Messungen des EKI an Audi-Modellen hohe NOx-Grenzwertüberschreitungen. Ein untersuchter Audi SQ5 plus 3.0 TDI Euro 6 emittiert, mit gleicher Motorgeneration (EA897evo) wie der Porsche Cayenne, durchschnittlich 441 mg NOx/km bei Außentemperaturen zwischen +4 und +11 Grad Celsius.

Die DUH fordert die Hersteller auf, zu jedem Diesel-Fahrzeug eine vollständige Übersicht über alle verbauten Abschalteinrichtungen zu veröffentlichen und sich zu verpflichten, allen betroffenen Diesel-Käufern durch eine für sie kostenfreie Reparatur der Diesel-Abgasreinigung zu einem rechtskonformen Fahrzeug zu verhelfen – oder ihnen den vollen Kaufpreis zu erstatten. Die DUH wird ihre Abgasmessungen im EKI auf Diesel-Modelle in- wie ausländischer Hersteller intensivieren. Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband kündigt zudem an, die Untersuchungsergebnisse den Strafverfolgungsbehörden, der Europäischen Kartellbehörde und allen betroffenen Haltern und ihren Klageanwälten zur Verfügung zu stellen.

Hintergrund: Im März 2016 hat die DUH als bislang einzige Umweltorganisation ein ‚Emissions-Kontroll-Institut‘ (EKI) eingerichtet. Mit sogenannten PEMS-Messgeräten werden die realen NOx– und CO2-Emissionen im Straßenbetrieb ermittelt. Ziel des EKI ist es, aufzuzeigen, welche realen Emissionen Fahrzeuge auf der Straße haben und mit welchen Techniken und bei welchen Temperaturen die Wirksamkeit der Abgasreinigung reduziert wird. Das EKI liefert so belastbare und transparente Informationen zum tatsächlichen Schadstoff-Ausstoß von Pkw. Bislang wurden im EKI rund 1220 Messungen an 142 Diesel-und Benzin Pkw-Modellen von 20 Herstellern durchgeführt.

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