Vatikan-Tagung: Schutz indigener Völker und Klimawandel

„Notwendige Kooperation“

Im Rahmen einer Studientagung während der derzeit im Vatikan stattfindenden Amazonas-Synode wurde die Bedeutung des Engagements der indigenen Völker betont. Ihr Kampf gegen die Zerstörung ihres Lebensraumes diene „der ganzen Menschheit“, wie Vatican News meldet. Sie müssten daher dringend stärker geschützt werden, auch weil sie überproportional Opfer von Gewalt werden. 80 Prozent aller Morde an Indigenen geschehen derzeit in Brasilien, Kolumbien, Mexiko und auf den Philippinen – so Mattia Prayer Galletti vom Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) in Rom.

Hinterlassenschaften der Goldgräber im Regenwald Brasiliens – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

„Ihr Wissen ist ein Schlüssel, mit den Ressourcen dieses Planeten angemessen umzugehen“, so der leitende IFAD-Spezialist über „die notwendige Kooperation internationaler Organisationen und katholischer Kirche“ für die Amazonas-Region. Rene Castro-Salazar, stellvertretender Generaldirektor der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), rief eindringlich dazu auf, eigene Lebensgewohnheiten zu ändern. „Alle Länder und alle Menschen sind verantwortlich für den Klimawandel“, so der frühere Umweltminister Costa Ricas. Dies sei „keine Frage von Ideologien, sondern des Überlebens“.

Als Beispiele, wie die Folgen des Klimawandels zu mildern seien, nannte Castro-Salazar diverse Aufforstungsprojekte und alternative Wirtschaftsweisen in seiner Heimat wie auch andernorts. Die technischen Mittel und Wege seien vorhanden, was fehle, seien der politische Wille der Verantwortlichen und der moralische Wille vieler Menschen.

Amazonas-Synode 2019 – kritisches Pressebriefing – Kirche und Gold

Die Amazonassynode, eine Sonderversammlung von Bischöfen und Ordensvertretern aus Ländern der Amazonasregion im Vatikan, darunter die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen im Amazonasgebiet sowie weitere Bischöfe, mehrere Kardinäle, Ordensleute und Experten, vom 06. bis 27.10.2019 steht unter dem Thema „Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“.

Die 283 Synodalen besprechen unter anderem Ausbeutung der Rohstoffvorkommen, Monokulturen, Landkonflikte, Vertreibung, Umweltverschmutzung, mehr Aufmerksamkeit für indigene Traditionen, Seelsorge in einem riesigen und schwer zugänglichen Gebiet – kurz: Raubbau an der Schöpfung, Verantwortung für Frauen und Respekt für Indigene. Europa müsse sich mit Sorgfalt und in Erinnerung an die eigenen Fehler der Vergangenheit gegenüber den Völkern „des Südens“ verhalten mahnte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn erinnerte an seine „Ordensbrüder“ wie den spanischen Dominikaner Bartolomé de Las Casas, die vor fast 500 Jahren den Umgang der Conquistadores mit den Indigenen verurteilt hatten. Die Geschichte der Indigenen und ihrer Schmerzen dürften niemals in Vergessenheit geraten.

Die Indigenen stünden unter Dauerangriff, erläuterte Marcivana Rodrigues Paiva, Vertreterin des indigenen Volkes der Sateré Mawé in Brasilien. Viele Regierungen würden sie gar „bekämpfen“. Hier sei die Unterstützung der Kirche sehr wichtig. Unterstützt wurde die Forderung von Bischöfen und Indigenen nach kirchlichen Desinvestitionen – also Rückzug von Anlagekapital – aus Unternehmen, die am Raubbau in Amazonien beteiligt sind. Von dessen Folgen war viel die Rede.

Katakomben-Pakt

Auch unabhängig davon, was das Abschlussdokument am 26.10.2019 enthält: Amazoniens Bischöfe wollen handeln. Am 20.10.2019 trafen sich gut 40 von ihnen mit fast 150 anderen Gläubigen in aller Frühe in der Domitilla-Katakombe. Dort unterzeichneten sie einen „Pakt für das gemeinsame Haus“, eine Selbstverpflichtung für „eine Kirche mit amazonischem Gesicht“ in 15 Punkten: von integraler Ökologie über eine synodale, inkulturierte Kirche bis zum eigenen Lebensstil. Die Vereinbarung knüpft an einen ersten Katakomben-Pakt an, den 40 Bischöfe im November 1965 auf Anregung des legendären Dom Helder Camara von Olinda e Recife am selben Ort unterzeichnet hatten. Der Katakomben-Pakt 2.0 wie die Synode überhaupt waren laut Beobachtern für viele Teilnehmer auch Gelegenheit, Mut und Zuspruch zu erfahren. Denn gefährdet seien in Amazonien nicht nur Regenwald und Indigene. „Ich bin nur ein kleiner Bischof, dem man an der nächsten Ecke den Hals umdrehen kann“, gestand einer von ihnen.

Druck von Großunternehmen

Der italienische Comboni-Missionar Dario Bossi erläuterte, wie die Ausnutzung der Ressourcen in Amazonien nicht nur ökologische Probleme mit sich bringe. Auch die Ausbeutung der Arbeiter müsse in den Blick genommen werden. 25 Prozent der Amazonasgebiete, die von Indigenen bewohnt werden, seien derzeit bedroht, so Pater Bossi. Das bedeutet in Zahlen: über 4.000 konkrete Stellen im Amazonasgebiet stünden unter Druck von Großunternehmen, um als Minengebiet ausgenutzt zu werden.

Ein Journalist brachte ein, dass die Kirche doch ein Zeichen setzen könnte, indem die Verwendung von Gold in der Kirche verbannt werde. „In der Tat müssten wir uns fragen, wie wir mit Gold umgehen“, so Pater Bossi. Kirche und Gesellschaft müssten den Umgang mit Gold und anderen Rohstoffen hinterfragen. „Für uns als Kirche heißt das beispielsweise, was wir mit unseren Liturgiegegenständen aus Gold machen“, fügte Pater Bossi an.

Insgesamt nehmen 283 Bischöfe, Sachverständige, Sondergesandte und Beobachter an der Amazonassynode teil. Eingeladen sind alle Ordinarien und Weihbischöfe des Amazonasgebiets. Von den 113 Synodenvätern aus den betreffenden Kirchenbezirken in neun Ländern stammen allein 57 aus Brasilien. 17 Teilnehmer sind Indigene. Die Zahl der Frauen beträgt 35, davon 20 Ordensfrauen. Papst Franziskus berief persönlich 33 weitere Mitglieder vor allem aus Weltregionen mit ähnlichen Problemlagen, etwa dem Kongobecken. Am Samstag wird das Ergebnis von den Synodenvätern verabschiedet – oder in Teilen eben nicht.

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