Deutsche Stromexporte sinken stärker

Immer noch zuviel Kohlestrom

Die deutschen Stromexporte sind 2019 um mehr als 20 Prozent gesunken (bis Mitte Dezember rund 57 TWh), berichtet dpa (siehe Die Zeit) unter Berufung auf Zahlen der Bundesnetzagentur. Da gleichzeitig mehr Strom aus dem Ausland nach Deutschland geflossen sei, habe es den geringsten Exportüberschuss seit sechs Jahren gegeben. Dennoch bleibe Deutschland nach wie vor einer der großen Stromexporteure.

Die Importe hätten dagegen um mehr als 20 Prozent zugenommen. Der Exportüberschuss liege bei 34 TWh – ein Minus von 37 Prozent gegenüber 2018. Der Rückgang der Ausfuhren ist nach Einschätzung des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme (ISE) auf gestiegene Kosten der Stromerzeugung aus Braunkohle zurückzuführen. Die gesamte Nettostromproduktion (= erzeugte Strommenge abzüglich der Netzverluste und des Verbrauchs der Kraftwerke) in Deutschland lag 2019 bei etwas mehr als 600 TWh (brutto: 607 TWh – siehe: de.statista.com/bruttostromerzeugung-in-deutschland-seit-1990).

Schon 2018 erstmals leicht gesunken

Das deutsche Stromexportvolumen ist laut Bundesnetzagentur bereits 2018 erstmals im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Das im Jahr 2018 über die Grenzen gehandelte Volumen im realisierten Stromaustausch betrug insgesamt 85,3 TWh (2017: 90 TWh). Mit einem Exportsaldo von 51,3 TWh gehört Deutschland zu den großen Stromexporteuren in Europa. Der Exportüberschuss entsprach einem Wert von 2.099 Mio. Euro. Trotz gesunkenen Volumens hat der monetäre Exportüberschuss zugenommen (2017: 1.725 Mio. Euro).

ISE: Dass der deutsche Kraftwerkspark vermehrt für den Export produziert, dürfte auch den geringen Erzeugungskosten für Kohlestrom, vor allem den geringen CO2-Zertifikatspreisen der vergangenen Jahre geschuldet sein – Grafik © Fraunhofer ISE

Der gewachsene Exportüberschuss kommt vor allem aus Kohlekraftwerken. Die Grafik zeigt den seit 2011 zunehmenden Stromexport im Saldo. Die Monatswerte der Energy Charts (energy-charts.de) des Fraunhofer ISE zeigen, dass der Exportüberschuss ausgerechnet im Winter auffällig hoch liegt, also in Monaten mit einer besonders niedrigen PV-Stromproduktion. Der mittlere, bei der Stromausfuhr erzielte Preis pro kWh liegt seit einigen Jahren etwas unterhalb des mittleren Einfuhrpreises.

Haushaltsstrompreise steigen – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Haushaltsstrompreise steigen

Obwohl die Großhandelspreis für Strom gesunken sind, steigen zum Jahresanfang Preise für Haushaltsstrom um sechs Prozent. Nach Angaben des Vergleichs- und Vermittlungsportals Verivox haben 506 der 820 örtlichen Stromversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 6 Prozent angekündigt. Ein Durchschnitts-Haushalt bezahlt dann künftig rund 69 Euro mehr.

Strompreise im Jahresverlauf angezogen

Der durchschnittliche Strompreis ist zwischen Januar und Dezember 2019 um rund 3 Prozent gestiegen. Eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) bezahlte laut Verivox-Verbraucherpreisindex Strom im Januar 2019 noch durchschnittlich 28,82 Cent/kWh, im Dezember sind es 29,66 Cent/kWh.

„Im Lauf des Jahres 2019 haben fast 700 der rund 800 regionalen Stromversorger in Deutschland die Preise um rund 5 Prozent angehoben. Sie wurden in den meisten Fällen mit gestiegenen Beschaffungskosten begründet. Zum Jahreswechsel steigen nun die Netzentgelte und die EEG-Umlage, was den Strompreisen einen weiteren Schub gibt“, sagt Valerian Vogel, Energieexperte von Verivox.

Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Theurer kritisierte am 29.12.2019 im Münchner Merkur, dass der „Staat der größte Preistreiber beim Strom“ sei. „Die FDP-Fraktion fordert deshalb ein Ende der Dauersubventionen nach dem EEG. Zudem müssen Union und SPD schnellstens die Stromsteuer senken, damit Strom für die Bürger bezahlbar bleibt“, so Theurer.

Für den Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer sind die Versorger die Schuldigen: „Wir haben es offensichtlich mit dem altbekannten Phänomen zu tun, dass Steigerungen bei den Umlagen und Entgelten weitergegeben werden, aber gesunkene Großhandelspreise nicht.“ Die Bundesregierung müsse dieser „Rosinenpickerei der Versorger gerade bei der Grundversorgung“ einen Riegel vorschieben (ebenfalls nach merkur.de).

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