Drei Schritte für den Stopp des Artenverlustes

BUND und MdEP Martin Häusling zum Tag des Artenschutzes

Anlässlich des Internationalen Tags des Artenschutzes am 03.03.2020 fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine Drei-Punkte-Strategie für Artenschutz. In Deutschland ist jede dritte Tier- und Pflanzenart in ihrem Bestand bedroht, bei den Wirbeltieren sind es gar zwei von drei Arten. Zahlreiche Arten sind vom Aussterben bedroht, unter anderem fast ein Fünftel aller Tagfalterarten. Der Europa-Abgeordnete Martin Häusling verlangt „konkrete politische Vorgaben zum Stopp des Artensterbens“.

Blumenwiese - Foto © Agentur Zukunft für Solarify

Blumenwiese – Foto © Agentur Zukunft für Solarify

BUND-Vorsitzender Olaf Bandt: „Deutschland hatte sich international verpflichtet bis 2020 das Artensterben zu stoppen. Aber trotz einzelner Artenschutzerfolge ist die Bilanz nach zehn Jahren in Deutschland verheerend. Damit muss Schluss sein“. Dabei würden in diesem Jahr auf europäischer und internationale Ebene neue Abkommen und Strategien zum Schutz der Biologischen Vielfalt verhandelt, die wegweisend für das nächste Jahrzehnt seien. Deutschland brauche jetzt einen effektiven Plan, der nationale, europäische und internationale Bemühungen vereine, um glaubwürdig verhandeln zu können.

Angesichts der alarmierenden Zahlen fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz einen Dreiklang des Artenschutzes für 2020:

  1. Eine konsequente Anwendung vorhandener Gesetze und besserer Artenschutz in Deutschland anstelle weiterer Vernichtung von Lebensräumen durch Infrastrukturmaßnahmen und eine Intensivlandwirtschaft
  2. konsequente Unterstützung einer ambitionierten EU-Biodiversitätsstrategie, die mehr Naturschutzgelder bereithält, Naturschutzrecht wirklich umsetzt und die Natur- und Klimaschutz bzw. -anpassung zusammendenkt
  3. ambitionierte internationale Ziele zum Artenschutz, welche die Treiber -Klimawandel, ungezügelten Rohstoffverbrauch, industrielle Landwirtschaft und Lebensraumzerstörung – weltweit entgegentreten

„Deutschland muss handeln, ansonsten bleiben die deutschen Forderungen auf europäischer und internationaler Ebene unglaubwürdig“, so Bandt. „Wir opfern durch den Gipsabbau in Thüringen europaweit einzigartige Lebensräume, begraben durch die geplante Reform des Baugesetzbuches tausende Hektar unter Beton und Asphalt, und selbst beim Insektenschutzgesetz ist die Reduktion von Pestiziden in Schutzgebieten bislang nur eine vage Hoffnung.“

Häusling: Verzögern und Taktieren beenden – Handeln ist angesagt!

Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Umweltausschuss, kommentiert: „Es ist zum Verzweifeln: Die Artenvielfalt unserer Welt nimmt rapide ab. 150 Arten, so der NABU, verschwinden jeden Tag von unserm Planeten, für immer. Grund dafür ist der Mensch, der die Lebensbedingungen von Pflanzen und Tieren gefährdet. Es ist allerhöchste Zeit zum Handeln. Weltweit.

Die Konferenz der Vertragsparteien (COP 15) des Übereinkommens über die biologische Vielfalt, die im Oktober stattfinden wird, ist die nächste Gelegenheit zu verbindlichen gemeinsamen Zielen zu gelangen.  Das Europäische Parlament hat sich im Januar in seiner Resolution zur Konferenz klar zu ehrgeizigen Anstrengungen bekannt: Bis 2050 soll demnach die Hälfte der Erdoberfläche unter Schutz gestellt werden, bis 2030 soll es ein klares weltweites Ziel zur Erhaltung von mindestens 30 Prozent der Naturgebiete und der Wiederherstellung von mindestens 30 Prozent der geschädigten Ökosysteme geben. Andere Akteure gehen es fahrlässig entspannt an, siehe das Treffen internationaler Experten in Rom letzte Woche, die einen laschen Maßnahmenkatalog in Vorbereitung auf die Konferenz erstellten.

Auf EU-Ebene sind die mit Spannung erwartetete Biodiversitätsstrategie und die Farm to Fork-Strategie der Europäischen Kommission wichtige Indikatoren dafür, wie ernst es der EU ist mit dem Schutz unserer Biodiversität. Sie müssen unbedingt konkrete politische Vorgaben zum Stopp des Artensterbens enthalten. Ohne eine Ökologisierung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) werden wir den Artenschwund nicht aufhalten können. Ökologischen Bewirtschaftungsmethoden muss zwingend eine Schlüsselrolle zukommen – ohne chemische Pestizide, Düngemittel und mit Lebensräumen für Wildpflanzen und Tiere. Die bisherigen Verhandlungsvorschläge zur GAP sind enttäuschend und bedürfen dringend einer Überarbeitung.“

Hintergrund:

Der Tag des Artenschutzes wurde im Jahr 1973 im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) eingeführt und wird jedes Jahr am 3. März begangen. Durch das Abkommen sollen bedrohte wildlebende Tier- und Pflanzenarten geschützt werden, die durch Handelsinteressen gefährdet werden. Inzwischen sind die Arten außer durch illegale Entnahme aus der Natur noch stärker durch die Veränderung ihrer Lebensräume infolge menschlicher Eingriffe gefährdet.

Im zweiten Halbjahr 2020 wird die Bundesregierung die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen und daher eine große Verantwortung dafür tragen, dass gemeinsam mit dem Gastgeber China auf der 15. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD COP15 in Kunming/China) die richtigen Weichenstellungen für das nächste Jahrzehnt gestellt werden.

->Quellen: