Elektroautos doch besser fürs Klima in 95% der Welt

Gegenteilige Befürchtungen unbegründet – in fast allen Teilen der Welt

In Medienberichten wird regelmäßig in Frage gestellt, ob Elektroautos wirklich „grüner“ sind, wenn die Emissionen aus der Produktion und der Erzeugung ihrer Elektrizität berücksichtigt werden, teils wird unterstellt, dass Elektroautos die Kohlenstoffemissionen tatsächlich sogar erhöhen könnten, wenn man den Life Circle beachte. Eine am 23.03.2020 in Nature Sustainability veröffentlichte Untersuchung der Universitäten von Exeter, Nijmwegen und Cambridge kommt nun jedoch zu dem Schluss, dass Elektroautos insgesamt zu geringeren Kohlenstoffemissionen führen, selbst wenn bei der Stromerzeugung immer noch erhebliche Mengen an fossilen Brennstoffen eingesetzt werden.

E-Autos doch besser fürs Klima in 95 % der Welt – Foto © Veronika Neukum für Solarify

Bereits unter den derzeitigen Bedingungen ist das Fahren eines Elektroautos in 95% der W Sustainaelt besser für das Klima als das Fahren von konventionellen Benzinfahrzeugen, so die Studie. Die einzigen Ausnahmen sind Standorte wie Polen, wo die Stromerzeugung immer noch hauptsächlich auf Kohle basiert. In Ländern wie Schweden und Frankreich (die ihren Strom größtenteils aus erneuerbaren Energien und der Kernenergie beziehen) sind die durchschnittlichen Emissionen von Elektroautos über die gesamte Lebensdauer bis zu 70% niedriger als bei Benzinfahrzeugen, in Großbritannien etwa 30%.

In einigen Jahren werden selbst ineffiziente Elektroautos in den meisten Ländern weniger emissionsintensiv sein als die meisten neuen Benzinfahrzeuge, da die Stromerzeugung voraussichtlich weniger kohlenstoffintensiv sein wird als heute. Die Studie nimmt an, dass 2050 jedes zweite Auto elektrisch sein könnte. Dies würde die weltweiten CO2-Emissionen um etwa 1,5 Gigatonnen pro Jahr reduzieren, etwa so viel wie die gesamten derzeitigen CO2-Emissionen Russlands.

Auch elektrische Haushaltswärmepumpen klimafreundlich

Die Wissenschaftler untersuchten zudem elektrische Haushaltswärmepumpen und stellte fest, dass auch diese in 95% der Welt geringere Emissionen als fossile Alternativen produzieren. Wärmepumpen könnten die globalen CO2-Emissionen im Jahr 2050 um bis zu 0,8 Gigatonnen pro Jahr reduzieren – das entspricht in etwa den derzeitigen jährlichen Emissionen Deutschlands.

 

„Wir haben mit dieser Arbeit vor einigen Jahren begonnen, und politische Entscheidungsträger in Großbritannien und im Ausland haben großes Interesse an den Ergebnissen gezeigt“, sagte Jean-Francois Mercure vom Global Systems Institute der Universität Exeter. „Die Antwort ist klar: Um den Kohlenstoffausstoß zu reduzieren, sollten wir Elektroautos und Haushaltswärmepumpen den fossilen Alternativen vorziehen.“

Florian Knobloch vom Fachbereich Umweltwissenschaften der Universität Nijmwegen (Niederlande), der Hauptautor der Studie: „Mit anderen Worten: Die Idee, dass Elektrofahrzeuge oder elektrische Wärmepumpen die Emissionen erhöhen könnten, ist im Grunde ein Mythos. Wir haben in letzter Zeit viele Diskussionen darüber gesehen, wobei viel Desinformation im Umlauf ist. Hier gibt es jetzt eine definitive Studie, die diese Mythen zerstreuen kann. Wir haben die Zahlen für die ganze Welt durchlaufen und dabei eine ganze Reihe von Autos und Heizsystemen untersucht. Selbst in unserem schlimmsten Fall würde es in fast allen Fällen zu einer Verringerung der Emissionen kommen. Diese Erkenntnis dürfte für die politischen Entscheidungsträger sehr nützlich sein.“

Komplette Lebenszeitanalysen

Die Studie untersuchte die aktuellen und zukünftigen Emissionen verschiedener Fahrzeugtypen und Hausheizungen weltweit. Sie teilte die Welt in 59 Regionen ein, um den Unterschieden in der Energieerzeugung und Technologie Rechnung zu tragen. In 53 dieser Regionen – darunter die USA, China und der größte Teil Europas – zeigen die Ergebnisse, dass Elektroautos und Wärmepumpen bereits heute weniger emissionsintensiv sind als Alternativen mit fossilen Brennstoffen. Auf diese 53 Regionen entfallen 95% des weltweiten Verkehrs- und Wärmebedarfs, und angesichts der weltweiten Dekarbonisierung der Energieerzeugung werden die „letzten fraglichen Fälle bald verschwinden“, so Mercure.

Die Forscher führten Lebenszyklusanalysen durch, in denen sie nicht nur die Treibhausgasemissionen berechneten, die bei der Nutzung von Autos und Heizungen, sondern auch in der Produktionskette und der Abfallverarbeitung entstehen. „Unter Berücksichtigung der Emissionen aus der Herstellung und der laufenden Energienutzung ist es klar, dass wir den Umstieg auf Elektroautos und Haushaltswärmepumpen ohne Bedauern fördern sollten“, schloss Knobloch.

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