Bald Deich-PV?

Versuch mit Sonnenkollektoren auf dem Deich

Ein 5-MW-Solarprojekt wurde Ende Juli 2020 auf dem Innendeich des Spuikom bei Ritthem in Zeeland (bei Vlissingen) gestartet. Der Versuch ist Teil der „Zon op dijken“(Sonne auf Deichen)-Studie, die von einem Konsortium aus Behörden, Wissenschaftsinstituten (die TNO – niederländische Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung – Nederlandse Organisatie voor toegepast-natuurwetenschappelijk onderzoek) und Systembauer, darunter die STOWA (Stichting Toegepast Onderzoek Waterbeheer – Stiftung Angewandte Wasserwirtschafts-Forschung), durchgeführt wird. Die Forscher glauben, dass auf solchen Böschungen bis zu 2,9 GW PV realisiert werden könnten.

Ein Photovoltaik-Pilotprojekt auf einem niederländischen Deich. – Foto @ STOWA

In den vergangenen Jahren haben Forschungsinstitute und private Unternehmen in dem dicht besiedelten Land versucht, die Machbarkeit von Solarprojekten auf Flächen zu beweisen, die nicht mit landwirtschaftlicher Nutzung kollidieren – einschließlich Dächern, Schallschutzwänden, Gewässern und Radwegen. Die Niederlande verfügen jedoch auch über 3.500 Kilometer Deiche, die für Photovoltaik genutzt werden könnten.

In den vergangenen Monaten wurden verschiedene Module installiert. Eines trägt ein Bild des niederländischen Admirals Michiel de Ruyter aus dem 17. Jahrhundert. Das Experiment soll die Energieleistung der installierten Module messen und herausfinden, wie Solarsysteme ohne Zugeständnisse an die Wassersicherheit in einen Deich integriert werden können. Die Forscher untersuchen auch, welche Module am besten in die Landschaft passen und wie die Reaktionen aus der Umgebung sind. Der Versuch wird bis Mitte 2024 dauern. Danach wird der Prüfstand entfernt und der Deich wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Das Konsortium wird dann beraten, ob zusätzliche Forschung notwendig ist. Das Ergebnis der Studie in Ritthem wird in der regionalen Energiestrategie berücksichtigt werden.

Maarten Dörenkämper, TNO-Projektleiter: „Der Übergang zu nachhaltiger Energie in den Niederlanden verbraucht große Flächen. Wir werden die Klimaziele aber dennoch nicht erreichen, wenn wir nur Solarstromanlagen auf Dächern installieren. Die doppelte Nutzung von Deichen für Wassersicherheit und Energieerzeugung ist daher eine attraktive Option. Im Rahmen dieses Projekts nehmen wir eine Bestandsaufnahme vor, wie Deiche funktionell und landschaftlich mit Solarenergiesystemen kombiniert werden können.“

Dörenkämper spezifizierte gegenüber dem Portal pv magazine die Arten der Erosion, die auf Deichen durch den Bau von Photovoltaik-Anlagen vermieden werden sollten. Wenn zum Beispiel große Wasserkräfte auf die Module ausgeübt werden, sollten sie diese Kraft nicht auf den Deich übertragen, sagte er. „Bei extrem hohen Wasserständen und Wellengang werden die Module der Kraft des Wassers ausgesetzt“, erklärte er. „In diesem Extremfall muss die Montagestruktur brechen. Vielleicht kann man das mit einer Knautschzone eines Autos vergleichen. “ Forscher testen in den ersten Projekten spezielle Module mit solchen Eigenschaften, aber STOWA und TNO haben noch keine zusätzlichen Details bekannt gegeben. Sie suchen auch nach verschiedenen Möglichkeiten, um das Gras unter den Modulen mit ausreichend Licht und Wasser zu versorgen. „Die meisten Projekte werden jedoch mit herkömmlichen Photovoltaik-Modulen realisiert“, sagte Dörenkämper.

Photovoltaik-Anlagen auf Deichen könnten auch auf gesellschaftlichen Widerstand stoßen. Denn Deiche haben einen kulturellen Wert und einen Erholungswert, und die Entwicklung der Projekte kann länger dauern als bei herkömmlichen Photovoltaik-Projekten. Darüber hinaus sind Arbeiten auch während der Sturmsaison von Oktober bis März generell nicht gestattet.

Nach dem Bau wird der Deich periodisch inspiziert und mit Hilfe eines Netzwerks von Sensoren kontinuierlich überwacht. Die TNO misst die Energieleistung der verschiedenen Systeme. Die Grasnarbe ist ein wichtiger Bestandteil für das einwandfreie Funktionieren des Deiches. Die Wageningen University & Research überwacht die Auswirkungen der Sonnenkollektoren auf den Rasen und untersucht die Auswirkungen auf die Wassersicherheit. Wenn es einen Grund dazu gibt, kann die Wasserbehörde eingreifen und den Prozess stoppen.

Gegenwärtig werden auch Vorbereitungen für einen Versuch mit Sonnenkollektoren auf dem Knardijk, einem Abschottungsdeich zwischen Ost- und Süd-Flevoland, getroffen.

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