Medienschelte – wissenschaftlich

Oeko-News.at polemisiert: „Journalistische Verantwortung beinhart ausgeblendet“

Fritz Binder-Krieglstein, Energieexperte, Ex-Chefredakteur des Fachmagazins energie:bau und Chef von Renewables Energy Consulting schreibt auf oekonews.at bissig: „Das Verhalten von Journalisten in der Energiewende, die sich seit 20 Jahren mit stetig steigender Geschwindigkeit vollzieht und noch zwei bis drei Jahrzehnte andauern wird, ist gelinde gesagt – fast ausnahmslos – erbärmlich. Diejenigen, die über die Energiewende in Massenmedien berichten, interviewen und diskutieren, sind einerseits, selbst wenn sie das seit Jahren tun, im Grunde fast immer mit Halbwissen gesegnet. Andererseits verbreitet die vorwiegende Mehrheit fortwährend sachlich Unrichtiges und stellen den fossil-atomaren Wahnsinn nach wie vor als ‚ganz normales Marktgeschehen‘ dar“. Binder- Krieglstein bezieht sich auf eine jüngst in den PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America) erschienene Untersuchung von Rachel Wetts, die in Bezug auf die amerikanische Demokratie festgestellt hat, dass in Klima-Nachrichten Aussagen von großen Unternehmen und Klimazweiflern erhöhte Sichtbarkeit bekommen. Doch das gilt auch für uns.

Kommentare geben Meinung und Informationen der Kommentierenden wieder, nicht in jedem Fall die von Solarify.

Rachel Wetts: In climate news, statements from large businesses and opponents of climate action receive heightened visibility (In den Klima-Nachrichten erhalten Aussagen von großen Unternehmen und Gegnern des Klimaschutzes erhöhte Sichtbarkeit)

Bedeutung

Gelehrte und politische Kommentatoren haben oft argumentiert, dass Geschäftsinteressen in politischen Debatten einen privilegierten Status haben, insbesondere bei Fragen der Umweltzerstörung. Nur wenige Studien waren jedoch in der Lage, die erfolgreichen und erfolglosen Versuche von Unternehmen und Interessenvertretungen, den politischen Diskurs zu beeinflussen, systematisch zu vergleichen, was ein wichtiges Kennzeichen für den Status von Interessengruppen ist. Die vorliegende Studie füllt diese Lücke in der Literatur mit Hilfe der rechnergestützten Textanalyse, indem sie die Berichterstattung über mehr als 1.700 Presseveröffentlichungen über den Klimawandel von verschiedenen Arten von Organisationen über einen Zeitraum von fast 30 Jahren untersucht. Diese Ergebnisse beleuchten insbesondere die sozialen Prozesse, welche die Debatte über den Klimawandel prägen, und befassen sich gleichzeitig mit allgemeineren Fragen der Machtverteilung in der amerikanischen Demokratie.

Der Grazer Binder-Krieglstein resümiert bitter über die JournalistenkollegInnen: „Spricht man sie an und unterbreitet Fakten, folgt blitzartig der Rückzug auf die journalistische Unabhängigkeit. Aber gerade die treten sie mit Füssen. Auch das hat die neue Studie zu Tage gefördert.“

->Quellen: