Rechenzentren: die unterschätzte Klimagefahr

Energiebilanzen für Rechenzentren bald verpflichtend?

Wissenschaftler des Öko-Instituts haben zusammen mit Projektpartnern eine Methode entwickelt, mit der sie die Effizienz und den CO2-Fußabdruck von Rechenzentren einheitlich berechnen können. Neu ist, dass die Berechnungen erstmals mit realen Zahlen aus Rechenzentren im laufenden Betrieb durchgeführt werden konnten. Das sei wichtig, da die energieintensiven Datenumschlagsplätze immer noch nicht verbindlich über ihre Energiebilanzen berichten müssten, heißt es in der Pressemeldung des Öko-Instituts e.V. vom 11.09.2020.

Der CO2-Fußabdruck von Rechenzentren wird bislang unterschätzt – Bildmontage © Gerhard Hofmann für Solarify

Durch die Messung in Rechenzentren wurde die Methode in der Praxis angewendet und als Beispiele folgende CO2-Fußabdrücke ermittelt: Eine Stunde Videostreaming verursacht im Rechenzentrum 1,45 Gramm CO2-Äquivalente. Online-Speicher benötigen für ein Terabyte Speicherplatz pro Jahr 100 bis 150 Kilogramm CO2 und ein Office-Arbeitsplatz in der Cloud führt zu Treibhausgasemissionen in Höhe von 59 Kilogramm pro Jahr.

Einheitliche Energiebilanzierung in der EU

Das Umweltbundesamt hatte das Forschungsprojekt „Green Cloud-Computing“ beauftragt, dessen Ergebnisse Bundesumweltministerin Svenja Schulze am 10.09.2020  vorgestellt hat. Die einheitliche Energiebilanzierung von europäischen Rechenzentren werde bewusst während der EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands thematisiert, heißt es. Klimaschutz und Digitalisierung gelten als deren Schwerpunkte.

Pflicht zur Energiebilanz muss kommen

Die Digitalisierung treibe die Anzahl und die Kapazitäten von Rechenzentren in die Höhe: Schätzungen gingen von einem jährlichen Wachstum von 20 bis 30 Prozent aus, sagt Senior Researcher Jens Gröger, der die Studie für das Öko-Institut durchgeführt hat. „Deshalb müssen wir jetzt handeln. Damit wir einen Überblick über die Klimawirkungen von digitalen Dienstleistungen gewinnen. Aber auch, damit kein Versorgungsengpass entsteht. Momentan fliegen digitale Dienste noch unter dem Radar, während andere energieintensive Industrien zum Beispiel schon dem CO2-Emmissionshandel unterliegen.“

CO2-Fußabdruck pro Serviceeinheit

Entscheidend sei, dass Rechenzentren und Cloud-Dienstleister eine Berichtspflicht in Form eines Energieausweises auferlegt bekämen. Mit den Daten könne der CO2-Fußabdruck pro Serviceeinheit errechnet werden. „Bei jeder verkauften Glühlampe muss inzwischen die Energieeffizienz angegeben werden. Aber wie viel Energie verbraucht die Dekodierung einer Sprachnachricht an die Alexa-Sprachbox oder ein Mailpostfach in der Cloud?“, so Gröger. Mit der Rechenmethode „Green Cloud-Computing“, die auf festen Bilanzierungsregeln beruhe, könne dies zukünftig berechnet und von allen digitalen Dienstleistungen angegeben werden.

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