Atom contra CO2?

Unzweifelhafte militärische Verbindungen

In weitgehend vergleichbarer Weise werden Finanzmärkte, Regulierungsinstitutionen und Beschäftigungspraktiken, die auf groß angelegte Grundlastprojekte mit langer Vorlaufzeit für den Bau zentralisierter thermischer Kraftwerke ausgerichtet sind, mit einer Vielzahl viel kleinerer, kurzfristiger, verteilter Initiativen nicht so gut zurechtkommen und umgekehrt. Die besondere Notwendigkeit bei der Kernenergie, ausgefeilte Governance-Vereinbarungen über potenziell katastrophale Sicherheitsrisiken, die Sicherheit vor Angriffen, die langfristige Abfallentsorgung und den Schutz vor Proliferation zu treffen, neigt auch dazu, Ressourcen und Aufmerksamkeit von anderen Optionen abzulenken. Auf der anderen Seite wird die Erosion der Finanzierungsbasis für diese teuren Vereinbarungen durch die Erneuerbaren Energien tendenziell die auf die Kernenergie entfallenden Stückkosten erhöhen. Unabhängig davon, wie die besonderen Interdependenzen im Einzelnen aussehen mögen, bedeuten die unzweifelhaften militärischen Verbindungen und die Auswirkungen auf die Sicherheit, welche die Kernenergie, nicht aber die Erneuerbaren Energien aufweisen, dass (je nach Kontext) jede dieser Optionen unter konträren politischen Umständen und Perspektiven tendenziell begünstigt wird, wodurch eine weitere gegenseitige Spannung entsteht. In der Tat gibt es einen weiter gefassten Sinn, in dem Kernkraft und Erneuerbare Energien jeweils eine „technologische Ästhetik“ widerspiegeln, die von gegensätzlichen sozio-politischen Gemeinschaften geschätzt wird, so dass unabhängig von den operativen Vorteilen, wie auch immer die operationellen Vorzüge beurteilt werden mögen, einer von beiden den Antagonismus der mit dem anderen verbundenen Wählerschaft auf sich ziehen wird.

Historische Kohlenstoff-Emissionsreduktionen

Auf der Grundlage unserer drei Hypothesen, die sich auf die langjährige Literatur über Energieentscheidungen und Technologiedynamik im weiteren Sinne stützen, haben wir dann eine Forschungsstrategie entworfen und umgesetzt, um ein rigoroses und tolerierbar robustes Bild erster Ordnung dieses wichtigen Bereichs zu liefern (Methoden). Auf der Grundlage dieses Forschungsdesigns bestätigt unsere Analyse nicht die Hypothese der nuklearen Klimavorsorge. Dagegen bestätigt sie die Hypothese des Klimaschutzes durch Erneuerbare Energien und bestätigt teilweise die Verdrängungshypothese. Selbst als Ergebnis der ersten Phase mit der Notwendigkeit weiterer bestätigender und hinterfragender Forschung hat dies wichtige praktische Auswirkungen. Es ist interessant, dass wir angesichts der intensiven Debatten, mit denen dieses Papier begann, nicht in der Lage waren, die Hypothese zu bestätigen, dass das relative Ausmaß der nationalen Bindungen an die nukleare Stromerzeugung mit den Kohlenstoffemissionen negativ variiert. Es zeigt sich, dass in Ländern mit einem hohen Pro-Kopf-BIP die nukleare Stromerzeugung einen negativen Effekt auf die CO2 -Emissionen hat (d.h. die Emissionen sinken), während in Ländern mit einem niedrigen Pro-Kopf-BIP das Gegenteil der Fall ist: Dort scheint die nukleare Stromerzeugung einen positiven Effekt auf die CO2-Emissionen zu haben (d.h. die Emissionen steigen).

Bestätigung der Klimaschutzhypothese für Erneuerbare Energien

Bei einer genau symmetrischen Annäherung an unsere Klimaschutzhypothese für Erneuerbare Energien an die entsprechende nukleare Hypothese haben wir bestätigt, dass der relative Umfang der nationalen Anhänglichkeiten an die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien mit den Kohlenstoffemissionen negativ variieren wird. Dieser negative Effekt der Erneuerbaren Stromproduktion auf die CO2-Emissionen (geringere Emissionen) scheint nicht durch das Pro-Kopf-BIP gemildert zu werden.

Teilweise Bestätigung der Verdrängungshypothese

Unsere letzte Hypothese war, dass das relative Ausmaß der nationalen nuklearen Anbindung tendenziell mit einem geringeren Engagement für Erneuerbare Energien verbunden sein wird und umgekehrt. Die Ergebnisse bestätigen diese Hypothese teilweise. Die entsprechenden Korrelationskoeffizienten sind immer negativ und entsprechen kleinen bis mittleren Effektgrößen. Wichtig ist, dass sich die Koeffizienten nicht viel ändern, wenn der Effekt des BIP pro Kopf ausgeschlossen wird (partielle Korrelation). Allerdings erreichen die Korrelationen nur in den Erneuerbaren Länderstichproben Signifikanz, nicht aber in den nuklearen Länderstichproben, möglicherweise aufgrund kleinerer Stichprobengrößen in der letztgenannten Gruppe. Die Autoren vermuten, dass höhere politische, institutionelle oder infrastrukturelle Bindungen oder breitere kulturelle Bindungen entweder zur Kernenergie oder zu Erneuerbaren Energien eher mit einer geringeren Bindung an die jeweils andere Technologie einhergehen. Eine Interpretation der Asymmetrie in dieser negativen Korrelation kann einfach wesentliche Faktoren oder ein Merkmal des umfassenderen Charakters des „Erneuerbaren Landes“ im Vergleich zur Kategorie „Nuklearland“ widerspiegeln.

->Folgt: Kontextualisierung divergierender nuklearer und Erneuerbarer Pfade und Schlussfolgerungen