Potenziale der deutschen Kreislaufwirtschaft nicht nur für Klimaschutz

Statusbericht 2020

Der am 17.11.2020 von 15 Verbänden, Vereinen und Unternehmen herausgegebene „Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft 2020“ informiert zum zweiten Mal Medien, Politik und Wirtschaft und die interessierte Fachöffentlichkeit über die Leistungen, Strukturen, Ziele sowie die künftigen Perspektiven der deutschen Kreislaufwirtschaft. Das gesamte Themenspektrum reicht dabei von „A“ wie Abfallaufkommen bis „Z“ wie Zirkuläre Wirtschaft.

Seit der ersten Veröffentlichung des Statusberichts 2018 haben wichtige Entwicklungen ihren Anfang genommen, so eine INFA-Medienmitteilung. Zum einen machen die nationalen und internationalen Diskussionen um die Circular Economy als neue Wirtschaftsform zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs deutlich, dass der Kreislaufwirtschaft künftig eine deutlich stärkere Rolle bei der Bereitstellung von Recyclingrohstoffen für den Wirtschaftskreislauf zukommen wird.

310.000 Beschäftigte in 10.700 Unternehmen: Umsatz 84 Mrd. und Bruttowertschöpfung 28 Mrd. €

Die Voraussetzungen der Kreislaufwirtschaft sind gut: Hohe Investitionen in Personal und Technik verbessern kontinuierlich die Standards der stofflichen und energetischen Verwertung, mehr als 310.000 qualifizierte und motivierte Beschäftigte arbeiten in rund 10.700 privaten und kommunalen Unternehmen auf allen Stufen der Wertschöpfung und erwirtschaften dabei einen Umsatz von rund 84 Mrd. € sowie eine Bruttowertschöpfung von rund 28 Mrd. €.

Wertvolle Ressourcen wiederholt nutzen und deren Verbrauch deutlich reduzieren – die Vision der Circular Economy. Der Statusbericht liefert umfassende Daten und Informationen zur gesamten Branchentätigkeit und betrachtet Zukunftshemen wie Kreislaufwirtschaft 4.0, Ressourcenschonung, Energiewende und Klimaschutz.

Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München: „Der Statusbericht legt eindrucksvoll die Bedeutung der Abfall- und Rohstoffwirtschaft als Wirtschaftszweig und für Zukunftsthemen wie den Klimaschutz dar“. Die IFAT ist einer der 15 Unterstützer des Berichts. „Wir freuen uns darauf, alle unsere Partner und Kunden auf der nächsten IFAT im Jahr 2022 wieder in München zusammenzubringen, um die wirtschaftliche Entwicklung und internationale Vernetzung der Umweltbranche weiter zu unterstützen.“

Deutsche Branche wichtiger Akteur im weltweiten Handel

Im Kontext der weltweit größten Umwelttechnologiemesse mit ihren Spin-offs in China, Indien, Afrika und der Türkei ist besonders interessant, dass die deutsche Kreislaufwirtschaft seit vielen Jahren ein wichtiger Akteur im weltweiten Handel mit Anlagen, Maschinen und Sekundärrohstoffen ist. Auf der einen Seite besteht in vielen Ländern der Welt ein großer Bedarf an modernen Technologien, um eigene Entsorgungsstrukturen aufbauen zu können. Auf der anderen Seite werden zur Entwicklung der Volkswirtschaften insbesondere in den Schwellenländern zunehmend mehr Sekundärrohstoffe benötigt, nicht zuletzt auch wieder für die Herstellung und den Export von Produkten nach Europa. Allein das Marktsegment „Technik für die Abfallwirtschaft“ hatte im Jahr 2018 über ein Exportvolumen von 5,1 Milliarden Euro. Die wichtigsten Zielmärkte in diesem Bereich sind nach wie vor die Vereinigten Staaten, China und Frankreich. Wichtige Sekundärrohstoffe, wie beispielsweise Kupfer-, Eisen- und Aluminiumschrotte, gehen hingegen mit einem Gesamtvolumen von 9,5 Milliarden Euro in erster Linie nach Belgien, Italien und in die Niederlande.

Kreislaufwirtschaft: Papierfabrik Fulda – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Produkte & Innovationen

Die technologisch anspruchsvollen und innovativen Industriegüter aus dem Bereich Kreislaufwirtschaft „Made in Germany“ sind auf dem Weltmarkt nach wie vor sehr gefragt. Vor wenigen Jahren lag Deutschland bei den Patentanmeldungen noch hinter den USA und Japan an dritter Stelle. Mittlerweile ist China an Deutschland vorbeigezogen – ein deutliches Zeichen, dass die chinesischen Konkurrenten in den Bereichen Innovationskraft und Qualität aufholen. Der weltweite Wettbewerb nimmt zu. Wollen die deutschen Anbieter ihre führende Weltmarkt-Position behalten, werden sie sich künftig noch stärker anstrengen müssen, um im internationalen Innovationswettbewerb zu bestehen. Dies wird umso wichtiger sein, als es für die immer komplexer werdenden Produkte auch immer komplexere Recyclingtechnologien braucht.

Der Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft 2020 wurde von insgesamt 15 Verbänden, Vereinen und Unternehmen initiiert und inhaltlich begleitet:

  • Arbeitsgemeinschaft Stoffspezifische Abfallbehandlung,
  • Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft,
  • Bundesverband Deutscher Sonderabfallverbrennungs-Anlagen,
  • Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen,
  • Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung,
  • Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft,
  • IFAT Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft,
  • Interessengemeinschaft Deutsche Deponiebetreiber,
  • Interessengemeinschaft der thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland,
  • Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft,
  • PlasticsEurope Deutschland,
  • Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau,
  • Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie,
  • Verband Deutscher Metallhändler e.V.,
  • Verband kommunaler Unternehmen.

VKU zum Statusbericht: „Klimaschutzpotenziale der Kreislaufwirtschaft“

VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp: „Der Statusbericht ist eine ausgezeichnete Bestandsaufnahme der Branche, der Fortschritte genauso aufzeigt wie die zukünftigen Handlungsfelder. Unter anderem macht der Bericht deutlich, wie wichtig es ist, die Klimaschutzpotenziale der Kreislaufwirtschaft mehr in den Fokus rücken.“

Das bisher Erreichte sei eindrucksvoll: Die Emissionen im Sektor Abfallwirtschaft seien seit 1990 von 38 Millionen Tonnen CO2eq um 75 Prozent auf knapp 10 Millionen Tonnen CO2eq im Jahr 2018 gesunken. Wesentliche Ursache dafür sei die Schließung von Deponien für die Ablagerung unbehandelter Siedlungsabfälle 2005 und ihre Abdichtung gegen Methan-Emissionen. Dies sei dem Engagement der kommunalen Unternehmen zu verdanken. Der Blick in andere EU-Staaten zeige, dass noch zu viele Abfälle zu Lasten des Klimas ungenutzt deponiert würden. Seit einigen Jahren beschleunige sich allerdings ein Trend, der sich ebenfalls positiv auf die Klimabilanz bceder Branche auswirke. Kommunale Abfallwirtschaftsbetriebe leisten oft in Kooperation mit anderen Unternehmen einen zunehmenden Beitrag zur dezentralen Energieerzeugung und -versorgung sowie zur Sektorenkopplung: Sie übernähmen die Versorgung von Industriestandorten mit Strom und Dampf, versorgten Bürgerinnen und Bürger mit Fernwärme, betanken Fahrzeuge mit aus Bioabfällen erzeugtem Biogas, wandelten Energie in speicherbaren Wasserstoff um oder nutzten Sonnen- und Windkraft auf abfallwirtschaftlich geprägten Flächen. Damit trage die Fernwärmeversorgung aus der Abwärme der Abfallverbrennung konkret zum Kohleausstieg bei.

Hasenkamp weiter: „Besonderes Augenmerk der kommunalen Entsorger liegt auf den Bioabfällen: 2017 wurden mehr als 10 Millionen Tonnen unter Regie der kommunalen Abfallwirtschaft getrennt gesammelt. Das war etwa ein Drittel mehr als noch 2005. Die Bioabfälle werden zu Biogas und Komposten verwertet. Die Kompostierung bindet mehr als 30 Kilogramm CO2eq, insgesamt also rund 300.000 Tonnen pro Jahr. Die Potenziale der Bioabfallerfassung sind auch bei uns in Deutschland noch nicht vollständig genutzt. Zudem beeinträchtigt der hohe Anteil an Plastiktüten aus sogenanntem „Bioplastik“ in der Biotonne die Qualität des erzeugten Komposts. Die kommunalen Entsorger werben daher in zahlreichen Kampagnen dafür, Abfälle konsequent und sauber getrennt zu sammeln. Unsere Botschaft: ‚Wer seinen Müll sauber trennt, betreibt aktiven Klimaschutz!‘

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