Bis 2030 braucht Deutschland mindestens 440.000 Ladesäulen

Aufbau einer Ladeinfrastruktur gemeinsame Herausforderung

Die Verkehrswende wird in den kommenden Jahren stärker Fahrt aufnehmen als bisher angenommen. Bis 2030 könnten in Deutschland 14,8 Millionen Elektroautos zugelassen sein. Das zeigt eine Studie der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums. Und irgendwo müssen die E-Autos aufgeladen werden. Deshalb wird bis zum Ende des laufenden Jahrzehnts der Bedarf an öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur auf 440.000 bis 843.000 Ladepunkte beziffert, wie Joschua Katz am 23.11.2020 für energiezukunft berichtete.

Studie der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur – Titel © NOW

Derzeit installiert sind rund 33.000 Ladesäulen – es müssen also mindestens 407.000 weitere Ladepunkte in den kommenden neun Jahren installiert werden. Jedoch könnte diese Zahl sogar auf 810.000 ansteigen. Laut der Studie ist der exakte Bedarf davon abhängig, wie viel private Ladeinfrastruktur verfügbar sein wird und wie stark dementsprechend die öffentliche Ladeinfrastruktur ausgelastet ist. Aber auch das Ladeverhalten spielt eine Rolle: Rücken zukünftig Schnellladepunkte in den Fokus der Nutzer, wird der Bedarf geringer ausfallen.

Grundsätzlich wird in der Studie „Ladeinfrastruktur nach 2025/2030: Szenarien für den Markthochlauf“ davon ausgegangen, dass an etwa 61 Prozent der privaten Stellplätze am Wohnort ein Ladepunkt zur Verfügung stehen wird. Mit anderen Worten: Es gibt eine deutliche Lücke an Lademöglichkeiten, die zwingend durch öffentlich zugängliche Ladepunkte abgedeckt werden müssen.

Zudem zeigt die Studie „Ladeinfrastruktur nach 2025/2030: Szenarien für den Markthochlauf“, dass sich das Verhältnis von E-Fahrzeugen zu öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur – das derzeit 10:1 beträgt – wandeln wird. Demnach könnten zukünftig auf jede Ladesäule etwa 20 Elektroautos kommen, was einer Verdopplung des aktuell angenommen Verhältnisses entspricht. Die Experten begründen dies einerseits mit der besseren Verfügbarkeit von privaten Lademöglichkeiten, aber auch mit der steigenden Ladeleistung. Während das Verhältnis im urbanen Raum zukünftig 14:1 betragen wird, steigt es im ländlichen Raum auf 23:1.

Private Ladevorgänge werden zukünftig überwiegen

Auch wenn jede einzelne Situation, in der das Auto aufgeladen werden kann, wichtig ist, wird der Straßenraum die größte Rolle spielen. Dementsprechend wurde in der Studie ein Bedarf von 420.000 Ladepunkten am Straßenrand oder auf öffentlichen Parkplätzen errechnet. Mit einem Anteil von 76 bis 88 Prozent werden private Ladevorgänge zukünftig die größte Rolle spielen, öffentliche Ladevorgänge erreichen nur einen Anteil von 12 bis 24 Prozent.

Ein wesentliches Ziel des Klimaschutzprogramms 2030 der Bundesregierung ist der zügige Aufbau einer flächendeckenden und nutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur. Dafür wurde bereits vor einem Jahr der sogenannte „Masterplan Ladeinfrastruktur“ beschlossen, der nun mit den Erkenntnissen aus der Studie überarbeitet und wissenschaftlich gedeckt werden kann.

„In Zukunft sollte ein regelmäßiger Austausch mit Akteuren stattfinden, der den Aufbau von Ladeinfrastruktur in Deutschland wissenschaftlich begleitet“, sagt Johannes Pallasch, Sprecher der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur. Auf diese Weise ließen sich die Interessen der Akteure verbinden und die Ladebedarfe der Nutzenden besser abschätzen. „Nur wenn der Aufbau von Ladeinfrastruktur als gemeinsame Herausforderung verstanden wird, wenn technische Vielfalt dabei als Lösung und Stärke begriffen wird, kann dieser Aufbau erfolgreich sein.“

Für die Studie haben die Experten des Reiner Lemoine Instituts alle relevanten Akteure miteinbezogen und vertrauliche Gespräche mit deutschen Automobilherstellern geführt. Auf dieser Datengrundlage wurde das Mobilitäts- sowie Ladeverhalten der Haushalte ermittelt und der Bedarf an Ladeinfrastruktur abgeleitet. Außerdem flossen Daten zum Mobilitätsverhalten unterschiedlicher Haushaltstypen in die Berechnungen mit ein. jk

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